Duisburg-Hochfeld. Der neue Recyclinghof Mitte kostet rund 50 Millionen Euro. Er könnte bundesweit für Schlagzeilen sorgen. Steigen dafür jetzt die Müllgebühren?
Nicht mehr auf die Öffnungszeiten achten, wenn es zum Recyclinghof geht. Das ist noch eine Vision. Aber die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) arbeiten an der Umsetzung. Im Oktober soll der neue Recyclinghof in Hochfeld wie geplant fertig sein. Er bleibt der kleinste, wird aber der feinste und modernste der vier Betriebshöfe in Duisburg.
Der Recyclinghof Mitte werde künftig mehr Kunden anziehen und vor allem den am stärksten genutzten Betriebshof in Rheinhausen entlasten, erwartet WBD-Chef Thomas Patermann. Er soll zudem die Voraussetzungen mitbringen, einer der innovativsten in Deutschland zu werden.
Online-Buchung für den Besuch beim Betriebshof Mitte in Hochfeld
Der erste Schritt in die Zukunft: Die bisher knapp 70000 Nutzer und Nutzerinnen des Hochfelder Betriebshofes können bald auf Wunsch einen Termin online und per Smartphone buchen. Sie geben an, welchen Müll sie entsorgen wollen – Gartenabfälle etwa oder Bauschutt, Elektrogeräte und Farben. Sie zahlen mit Kreditkarte, Paypal oder Giropay, tippen ihr Autokennzeichen ein und fahren über eine Extra-Spur zum Entladen. Eine Kamera erkennt das Fahrzeug, der Abfall landet im Verwertungskreislauf und die Kunden sind schnell und ohne Warten wieder weg.
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„Wir vertrauen den Menschen, dass sie ehrlich sind. Es wird aber Kontrollen geben. Macht jemand bewusst falsche Angaben, schließen wir ihn vom Onlinesystem aus“, warnt Patermann. Das Ganze funktioniert, wenn der erste Bauabschnitt der neuen Recyclinganlage fertig ist. Ab dann erfolgen An- und Abfahrt über die Vygenstraße.
Wird Müllentsorgung rund um die Uhr und an jedem Tag möglich?
Im nächsten Schritt könnte der Recyclinghof an jedem Tag und rund um die Uhr geöffnet sein, ohne Personal in der Nacht. „Das ist ein spannender Ansatz, den wir uns gut vorstellen können“, sagt WBD-Vorstandssprecher Patermann. Aktuell hätte die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde Bedenken. Müll abladen ohne Betriebshof-Mitarbeiter vor Ort: Das ist noch ein No-Go. „Das dürfte sich aber ändern. Wir werden irgendwann entsprechende Diskussionen führen“, glaubt Patermann.
Trotz der Möglichkeit einer Online-Anmeldung können die Duisburger den Betriebshof weiterhin spontan anfahren und vor Ort zahlen. Vieles wird ab Oktober für alle komfortabler: Es müssen keine Treppen mehr erklommen werden, um Säcke zu leeren. Die Container können ebenerdig befüllt werden, teilweise sogar überdacht. Und Grünabfälle werden direkt aus dem Hänger auf eine asphaltierte Fläche entsorgt.
Oberbürgermeister Link: „Verstehe niemanden, der seinen Müll am Waldrand entsorgt“
„Ich verstehe niemanden, der seinen Müll wild und illegal am Waldrand entsorgt“, sagt Oberbürgermeister Sören Link, der privat den Betriebshof in Rheinhausen nutzt. „Das Angebot der Recyclinghöfe ist meistens umsonst und gut.“ Der Oberbürgermeister räumt aber ein, dass der Betriebshof in Hochfeld ziemlich in die Jahre gekommen ist.
Das soll sich durch den neuen High-Tech-Betriebshof Mitte ändern. Kameras überwachen künftig, was im Grünabfall landet. So wird, wie bei den anderen Betriebshöfen bereits üblich, eine reibungslose Verwertung sichergestellt. Und einmal am Tag fährt eine Kehrmaschine rum, auf der niemand mehr sitzt. „Damit haben wir gute Erfahrungen gesammelt“, sagt Patermann.
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In der Mitte des Geländes entsteht ein schickes, holzvertäfeltes Gebäude für Büros, Abfallberatung und einen kleinen Gebrauchtwarenmarkt. Dort sollen Dinge landen, die zu schade für die Entsorgung sind, Möbel zum Beispiel. Ein Besprechungsraum mit gutem Blick über die Anlage ist für Schulungen vorgesehen. Der Umweltlernpfad der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 wird dort enden.
Neue Recycling-Anlage wird voraussichtlich knapp 50 Millionen Euro kosten
Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Aspekt für WBD-Projektleiter Andreas Schröder. Alle Dächer sind begrünt. Das Regenwasser wird in Tanks gesammelt und verwertet. Dort, wo sich zurzeit noch der alte Betriebshof befindet, entstehen mit dem zweiten Bauabschnitt Stellplätze. Sie werden überdacht und mit Solaranlagen bestückt, damit Müllwagen mit Elektromotor aufgeladen werden können. Hierhin wird auch der Kanalbetriebshof aus Rheinhausen umziehen. Und es entsteht eine Lagerhalle für 4000 Tonnen Streusalz.
Der zweite Bauabschnitt ist in Planung. „Wir wollen 2026 mit allem fertig sein“, sagt Bauleiter Schröder. Die Kosten: 34,5 Millionen Euro für den ersten Bauabschnitt, der im Oktober eröffnet wird, und geschätzte 23 Millionen Euro für den zweiten. Damit würde der gesamte Betriebshof inklusive einer Sortieranlage für das Duale System und einer Entsorgung für Betriebe knapp 50 Millionen Euro kosten.
Finanziert wird das alles aus dem Etat der Wirtschaftsbetriebe, also auch durch Gebühren der Bürger. Patermann: „Wir werden die Müllgebühren deswegen aber nicht erhöhen.“
So groß ist der Recyclinghof Mitte in Hochfeld:
- Gezählt werden nur Kunden, die für die Entsorgung bezahlt haben: In 2023 waren es 68.200 in Mitte, 133.400 im Norden, 180.600 im Süden und 186.500 im Westen.
- Zurzeit arbeiten 475 Beschäftigte auf dem Betriebshof, inklusive der Kreislaufwirtschaft Duisburg GmbH. Künftig sollen es 580 sein.
- 2023 wurden in Hochfeld 20.900 Tonnen Abfall in 2023 umgeladen, im Norden waren es 54.300 Tonnen.