Duisburg-Altstadt. Über Wochen streikte der Fahrstuhl zum Parkhaus Königstraße. Warum dauerte die Reparatur so lange? Was haben Randalierer damit zu tun?
„Nicht betreten. Außer Betrieb. Feuerwehr Duisburg“, steht auf dem Aufkleber, der auf der Türe des Fahrstuhls klebt. Bis hierhin nichts Besonderes. Dass ein Aufzug defekt ist, kann ja mal vorkommen. Wie Hohn wirkt allerdings das Datum, das jemand mit schwarzem Filzstift auf den Aufkleber geschrieben hat: „20.8.2023“, ist da zu lesen.
Moment mal, 20. August? Das war vor mehr als vier Monaten. Stand der Aufzug tatsächlich so lange still? „Unglaublich, oder?“, sagt Norbert Hill. Der Duisburger hat sich bei der Redaktion gemeldet und seinem Ärger über den „ewig defekten Fahrstuhl“ Luft gemacht.
Duisburger sauer: Aufzug über Monate nicht zu benutzen
Denn der WAZ-Leser ist auf den Fahrstuhl angewiesen: Seine 93 Jahre alte Schwiegermutter wohnt in der Stadtmitte, in der verkehrsberuhigten Fußgängerzone. Wenn Norbert Hill die alte Dame zu einem Arzttermin abholen will, kann er nicht einfach bis vor die Haustüre fahren. Deswegen nutzt er gerne das Parkhaus unter dem König-Heinrich-Platz. „Aber wenn der Aufzug kaputt ist, ist das ein echtes Problem für uns.“ Denn Treppen kann die 93-Jährige nicht mehr steigen.
35 Stufen mit dem Rollator – anstrengend und gefährlich
Ein Sonderfall? Nicht unbedingt. Während Norbert Hill seine Geschichte erzählt, kommt eine ältere Dame die 35 Stufen der Wendeltreppe hinauf, die vom Parkdeck nach oben führen. Sie ist sichtbar angestrengt und atmet hörbar. Vor sich her trägt sie eine Gehhilfe. „Der Aufzug geht nicht“, ruft sie erklärend.
Auch interessant
Norbert Hill staunt. „Das kann doch nicht wahr sein“, sagt er kopfschüttelnd. „Dass die Frau ihren Rollator hochtragen muss! Das ist doch gefährlich. Wenn ich hier Betreiber wäre, ich würde mich schämen.“ Ärgerlich findet der 72-Jährige auch, dass einfahrende Pkw nicht über die eingeschränkten Zu- und Ausgangsmöglichkeiten informiert würden. „Obwohl sich in der Tiefgarage mehrere Plätze für Schwerbehinderte befinden. Da könnte man doch ein Schild aufhängen und die Leute ordentlich aufklären.“
Goldbeck Parking Services: „Nutzung des Parkhauses immer möglich“
Der Betreiber des Parkhauses, die Firma Goldbeck Parking Services, meint dagegen: Die Nutzung der Parkgarage sei auch für Menschen mit Gehbehinderungen oder Rollatoren immer möglich. Denn alternativ zum Aufzug an der Königstraße gebe es einen zweiten Ausgang aus der Parkgarage direkt ins Forum, wo weitere Aufzüge zur Verfügung stünden.
Für Norbert Hills Schwiegermutter wäre das allerdings keine Lösung: Der Weg bis zum Aufzug bei Karstadt ist weit, wenn jeder Meter Mühe bereitet. Und auch für die Dame, die ihren Rollator die Wendeltreppe hinaufgewuchtet hat, ist der Ausgang im Forum keine Alternative. „Meine Begleitung, die traut sich nicht auf die Rolltreppe bei Karstadt, deswegen gehen wir hier an der Königstraße hoch.“
Inzwischen ist der Aufzug wieder in Betrieb. Aber wieso dauerte die Reparatur so lang? Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärt eine Pressesprecherin der Goldbeck Parking Services, dass der Fahrstuhl am Ausgang Königstraße im August 2023 einen Defekt gehabt hätte, der auf ein gebrochenes Schließschwert zurückzuführen gewesen sei. „Dieses Ersatzteil musste speziell angefertigt werden.“ Nach etwa fünf Wochen sei die Reparatur abgeschlossen gewesen. „Nachdem das Schließschwert Ende November 2023 erneut gebrochen war, musste wieder eine Spezialanfertigung vorgenommen werden.“
Stellt sich die Frage: Warum gibt der Schließmechanismus an dem Aufzug immer wieder den Geist auf? Unter der Hand erfuhr die Redaktion, dass Randalierer offenbar immer wieder versucht haben sollen, die Türen des Fahrstuhls in der Duisburger Innenstadt einzutreten. Das soll den Defekt ausgelöst haben.
Zwar sollen den Zugang an der Königstraße eigentlich nur Pkw-Fahrer nutzen können, die ihr Auto in der Tiefgarage abgestellt haben und ein Parkticket vorweisen können. Die Türen in dem sogenannten eingehausten Eingang standen aber während unserer Recherchen regelmäßig offen, sodass auch Fremde Zutritt hatten. Norbert Hill bestätigt das: „Ich habe hier sehr oft Obdachlose auf den Treppen sitzen sehen.“ Auch der Geruch nach Urin, der im Eingangsbereich zu vernehmen ist, lässt darauf schließen, dass nicht nur Pkw-Fahrer den Eingang benutzen, um zu ihrem Auto zu gelangen.
Mit 2,50 Euro pro Stunde ist Parken hier nicht gerade günstig
Tatsächlich gibt es seit Jahren Beschwerden über die Parkhäuser in der Duisburger City. Immer wieder kritisieren Passanten und Kunden des Parkhauses unhygienische Zustände und offensichtlich Drogenabhängige an den Ein- und Ausgängen. Dabei ist das Parken für 2,50 Euro je angefangene Stunde nicht gerade günstig.
Die Betreiber haben inzwischen einen Sicherheitsdienst eingerichtet. Tagsüber seien Mitarbeitende der Goldbeck Parking Services in der Parkgarage unterwegs, erklärt die Unternehmenssprecherin. „Sie verweisen Unbefugte des Hauses und ziehen, sofern notwendig, die Polizei hinzu. Nachts ist ein externer Sicherheitsdienst vor Ort, der ebenfalls Unbefugte des Hauses verweist.“ Da die Einfahrten der Parkgarage aber nicht durch Rollgitter verschlossen werden könnten, sei nicht gänzlich zu verhindern, dass sich Unbefugte Zutritt zur Parkgarage verschafften.
>>> Eingänge des Parkhauses in der Duisburger Innenstadt machen ungepflegten Eindruck
- Uringeruch, zerschlagene Scheiben und Plakate, die halb abgerissen an den Glaswänden hängen: Die beiden eingehausten Eingänge zum Forum-Parkhaus, die auf der Königstraße stehen, sehen regelrecht verlottert aus.
- Wer ist für die Pflege dieses Bereichs zuständig? Ist geplant, das Häuschen zu renovieren? Dazu die Goldbeck-Sprecherin: „Die Instandsetzung von Schäden im Eingangsbereich auf der Königstraße obliegt dem Eigentümer.“
- Eines der Häuschen ist sogar seit kurzem gesperrt. „Einige Türen ließen sich nicht öffnen“, so die Goldbeck-Sprecherin. Schuld sei der Frost, der den Boden nach oben gedrückt habe. „Über die Störungen haben wir den Eigentümer informiert.“
- Die Tiefgarage (inklusive der Zugänge) befindet sich im Eigentum der Stadt Duisburg und wurde an das Immobilienunternehmen Klépierre verpachtet. Klépierre habe die Bewirtschaftung der Tiefgarage an die Firma Goldbeck GmbH übertragen, so ein Stadtsprecher.