Duisburg. So lange brauchen Duisburgs Finanzämter im bundesweiten Vergleich für den Steuerbescheid. Die Oberfinanzdirektion NRW kritisiert das Ranking.
Die Dienstleistungsgeschwindigkeit der Finanzämter in Duisburg lässt massiv zu wünschen übrig. Dies geht zumindest aus einem bundesweiten Ranking des Online-Portals lohnsteuer-kompakt.de hervor, das die durchschnittliche Bearbeitungszeit bei Einkommensteuererklärungen im vergangenen Jahr untersucht hat. Dabei haben sich die drei Duisburger Behörden im Vergleich zu 2022 unter insgesamt 488 Behörden teils deutlich verschlechtert.
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So brauchte das Finanzamt in Hamborn im Schnitt 75,3 Tage (Platz 447) für eine Einkommensteuererklärung und damit sogar noch länger als 2021 (71,9/Rang 501). 2022 war die Behörde mit 46,6 Tagen und Rang 131 noch als der Aufsteiger bundesweit gefeiert worden. Nun der große Rückfall.
Online-Portal: Hamborn hat das mit Abstand langsamste Finanzamt in Duisburg
Duisburg-Süd kam 2023 auf eine durchschnittliche Bearbeitungszeit von 58,6 Tagen (298.). 2022 lag sie noch bei 54,1 Tagen (281.) und 2021 sogar nur bei 52,2 Tagen (355.).
Das schnellste Duisburger Finanzamt liegt mit im Schnitt 50,2 Tagen für den Steuerbescheid im Stadtwesten – Platz 159. Es folgt das große Aber: 2022 waren es noch durchschnittlich 38,4 Tage (29.), 2021 dann 39 Tage (50.) und 2020 sogar nur 37,5 Tage (14.). Schlechter als im vergangenen Jahr schnitt Duisburg-West zuletzt 2018 ab, als die Behörde auf eine durchschnittliche Bearbeitungszeit von 71,9 Tagen kam und auf dem 475. Rang landete.
Warum aber sind die Duisburger Finanzämter teils so viel langsamer geworden? Ein Sprecher der zuständigen Oberfinanzdirektion Nordrhein-Westfalen teilt auf Nachfrage der Redaktion mit, dass Vergleiche von Bearbeitungszeiten, wie lohnsteuer-kompakt sie vorgenommen hat, nicht aussagekräftig seien. Die Behörden lassen sich demnach nicht oder nur schwer miteinander vergleichen.
Oberfinanzdirektion NRW übt Kritik am Ranking
„Bei derartigen Auswertungen gilt immer zu bedenken, dass die Fall- und Organisationsstrukturen der Finanzämter im Land Nordrhein-Westfalen – und bundesweit übrigens auch – sehr unterschiedlich sind und die Bearbeitungszeiten im Laufe eines Jahres unter anderem abhängig von der Verteilung der Steuererklärungseingänge schwanken“, so der Sprecher. „So können sich Bearbeitungszeiten vorübergehend leicht verlängern, wenn der Erklärungseingang in Stoßzeiten, zum Beispiel vor Ablauf von Abgabefristen, deutlich ansteigt.“
Zudem seien manche Finanzämter „arbeitnehmerlastiger“. Das heißt: Sie führen weniger Unternehmen, haben weniger steuerlich beratene Fälle und können die in der Regel weniger komplexen Steuererklärungen deswegen schneller bearbeiten. Die Dauer hänge im Einzelfall auch davon ab, ob Rückfragen erforderlich sind oder Belege fehlen.
Die Finanzämter in NRW betreuen rund sieben Millionen Einkommensteuerfälle. Generell werden nach Angaben des Sprechers innerhalb von zwei Wochen bis vier Monaten nahezu 95 Prozent aller Einkommensteuererklärungen bearbeitet werden. „Innerhalb von fünf Monaten werden über 97 Prozent, innerhalb von sechs Monaten fast 99 Prozent der Erklärungseingänge erledigt“, sagt er.
In Herne geht es mit dem Steuerbescheid bundesweit am schnellsten
Laut lohnsteuer-kompakt war das Finanzamt im nordrhein-westfälischen Herne, das im Schnitt nur 29,8 Tage für eine Einkommensteuererklärung benötigte, 2023 bundesweit am schnellsten. Am langsamsten war demnach mit Abstand die Behörde in Hameln-Holzminden (Niedersachsen). 114,7 Tage dauerte es dort im Schnitt bis zum fertigen Steuerbescheid. Zur Einordnung: Der bundesweite Mittelwert lag 2023 bei 56,86 Tagen (2022: 53,6).
Das Bundesland Rheinland-Pfalz hatte im vergangenen Jahr die schnellsten Finanzämter Deutschlands. Laut Studie brauchten sie dort im Schnitt 49,97 Tage, um eine Einkommensteuererklärung zu bearbeiten. Dahinter liegt Hamburg (50,01) knapp vor Nordrhein-Westfalen (50,06). Abgeschlagen auf dem letzten Platz landet diesmal das Bundesland Brandenburg (68,85 Tage).
Die Bearbeitungszeiten der Finanzämter wurden nach Angaben des Online-Portals anhand von rund 300.000 über Lohnsteuer-kompakt.de in den vergangenen zwölf Monaten erstellten Einkommensteuererklärungen anonym erhoben.