Duisburg. 2400 Menschen haben in Duisburg gegen den AfD-Empfang protestiert. Die Partei schottete sich beim Weidel-Besuch ab. Was dennoch bekannt ist.
2400 Menschen haben am Samstag gegen den Neujahrsempfang der Duisburger AfD protestiert. Die Stimmung um die Homberger Glückauf-Halle war angespannt.
Die Polizei hat die Veranstaltung in der schmucklosen Halle im Westen der Stadt mit großem Aufwand abgeriegelt. Absperrgitter stoppten die Demonstranten etwa 50 Meter vom Halleneingang entfernt. An den Zufahrten hatten sich Polizisten bereits Stunden vor Veranstaltungsbeginn postiert, trennten AfD-Sympathisanten und -Gegner.
Kräfte einer Einsatzhundertschaft waren vor Ort. Mit einer Drohne beobachtete die Einsatzleitung die Geschehnisse aus der Luft.
Großer Widerstand gegen AfD in Duisburg nach Geheimtreffen
Der Widerstand gegen den Neujahrsempfang der rechtsradikalen bis rechtsextremen Partei war groß. Nach Polizeiangaben gingen weit über 2000 Demonstranten auf die Straße. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), Kirchen und Parteien hatten dazu aufgerufen.
Am Samstagvormittag hatte auch Oberbürgermeister Sören Link eine Videobotschaft vor der Halle aufgenommen: „Die, die hier heute am Neujahrsempfang teilnehmen, sind nicht willkommen in Duisburg“, stellte er klar.
Die Protestler zogen vom Hochheider Markt durch den Stadtteil zur Glückauf-Halle an der Dr.-Kolb-Straße. Unter ihnen befanden sich auch einige, die sich vermummt hatten. „Ganz Duisburg hasst die AfD“, skandierten sie – und „Wir kriegen Euch alle“.
Lange blieb der emotional aufgeladene Protest friedlich, dann flog aber plötzlich ein Böller aus der Menge in Richtung der Polizisten. Eine Ordnungswidrigkeitenanzeige wurde geschrieben.
Warum wollten trotz des ungemütlichen Wetters so viele Menschen ein Zeichen gegen Rechts setzen? „Man muss doch etwas tun gegen das Böse, das sich da formiert“, sagt Karola (46).
Damit meint sie das Treffen in Potsdam, über das das Medienhaus Correctiv in der vergangenen Woche berichtete. Dort sollen AfD-Politiker gemeinsam mit Neonazis und Unternehmern über millionenfache Abschiebung und Vertreibung gesprochen haben.
Allerdings: Auf Mitglieder der Partei trafen die Demonstranten am Samstag kaum. Dafür kamen sie um 14.30 Uhr zu spät an der Halle an. Der Neujahrsempfang lief da schon, hinter zugezogenen Vorhängen. Sogar die Fenster im Erdgeschoss waren mit Silberfolie zugeklebt.
Die etwa 1000 bis 1200 Gäste wollten unter sich sein. Erst später lieferten sich Parteimitglieder und Demonstranten auf Entfernung Wortgefechte. Ein Mann zeigte einen Hitlergruß und kassierte dafür eine Strafanzeige.
Vielen Medien wurde der Zutritt zur Glückauf-Halle auf Beschluss des gastgebenden AfD-Kreisvorstandes verweigert. Eine Ausnahme machte die AfD für die Deutsche Presseagentur (dpa).
Erst Weidel-Rede, dann Singen der Nationalhymne
In einem Schreiben, das dieser Redaktion vorliegt, hat der AfD-Kreisverband sich am Freitag noch an seine Gäste gewendet. Demnach sollten sie in Abendgarderobe erschienen, „um mit uns das neue Jahr angemessen begrüßen zu können“. Auf Embleme oder Logos der Partei an der Kleidung sollte hingegen verzichtet werden – wohl aus Sicherheitsgründen.
Nicht nur der Bericht über das Potsdamer-Geheimtreffen sorgte rund um den Neujahrsempfang für Brisanz. Auch der Auftritt von Bundessprecherin Alice Weidel rückte die Veranstaltung in diesen Tagen in den Fokus.
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Ihre Rede stand jedoch relativ am Ende der Tagesordnung, Weidel kam zudem mit Verspätung in Duisburg an. Vor ihr sprachen unter anderem Martin Vincentz, Vorsitzender der AfD-Landtagsfraktion, Martin Renner, von 2015 bis 2017 Sprecher des NRW-Landesverbandes, und Stefan Keuter, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Sprecher des Kreisverbands Essen.
Nach dem Auftritt von Alice Weidel gab es nur noch einen abschließenden Programmpunkt: das gemeinsame Singen der Nationalhymne.
>> Duisburg Kontor gegen Hallenvermietung machtlos
- Kritik gab es im Vorfeld daran, dass die zuständige Stadttochter Duisburg Kontor die Glückauf-Halle an die AfD vermietet hat.
- Duisburg Kontor konnte die Anmietung jedoch nicht verhindern. Bereits im vergangenen Jahr war die Stadttochter auf das verfassungsrechtliche Parteiprivileg gestoßen. Demnach sind alle Parteien, solange sie nicht verboten sind, gleichzubehandeln.
- Unbekannte hatten in der Nacht vor dem Neujahrsempfang noch versucht, die Halle mit Ketten und Vorhängeschlössern zu verriegeln. Außerdem verklebten sie Schlüssellöcher. Die Kripo nahm die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung auf.