Duisburg. Der Weihnachtsmarkt unter dem Zwiebelturm in Rahm hat viele Besucher. Wofür Gäste auch mal drei Stunden Anfahrt aus Mündelheim in Kauf nehmen.
Er ist nach der Geburt am falschen Ort abgelegt worden. Davon ist Michael Hoffmann (60) überzeugt. Der pensionierte Berufsfeuerwehrmann aus Großenbaum steht mit seiner Frau an einem Stand auf dem 6. Rahmer Weihnachtsmarkt unter dem Zwiebelturm und verkauft Selbstgewerkeltes aus Zirbenholz.
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Er sieht aus wie ein kerniger Österreicher, der hoch oben in den Bergen wohnt. Hat hohe Winter-Wander-Stiefel an, trägt einen Trachtenhut und eine Fliege aus Holz. Aus dem weichen Zirbelholz, das er zu Brettchen, Häuschen, Tannenbäumen und Deko verarbeitet. In den Wald und in die Berge gehört er eigentlich, sagt er. Und auf den Weihnachtsmarkt in Rahm.
Zirbelholz aus dem Zillertal: Feuerwehrmann sucht kleine Scheune im Duisburger Süden
Genau 38 Jahre hat Michael Hoffmann bei der Berufsfeuerwehr in Buchholz gearbeitet, aber seine Herzensheimat ist das Zillertal in Österreich. Dort, am Zweitwohnsitz, verbringt er mit seiner Frau oft die Zeit, kauft Zirbelholz ein, das Holz der „Königin der Alpen“. „Es riecht durch die ätherischen Öle wie ein echter Wald und trägt zur Herzgesundheit bei“, verrät er. Was ihm jetzt noch fehlt, ist ein Schuppen oder eine kleine Scheune im Duisburger Süden, wo er die Sachen für seine Handarbeit unterbringen kann.
Weihnachtsmarkt
Mit ganz anderen Produkten sind die Rahmer Pfadfinder Ricarda Mayen (23) und Stefan Kruppka (40) auf dem heimeligen Weihnachtsmarkt. Sie bieten identitätsstiftende Produkte wie Tassen, Kappen, Turnbeutel und T-Shirts mit dem Aufdruck „Rahm“ an und haben damit großen Erfolg.
„Angefangen hat es mit Aufklebern für Autos mit der Aufschrift Heimatliebe“, berichtet Kruppka. „Mir ist die Idee gekommen, irgendetwas anzubieten, was den Menschen vermittelt, dazuzugehören.“
Folkwang-Schüler kreiert Logo für Duisburgs Ortsteil im äußersten Süden
Aus dieser Idee hat sich das Logo für den Stadtteil entwickelt, das von einem Folkwang-Schüler kreiert wurde und mittlerweile so beliebt ist. Denn das „h“ im Wort Rahm ist wie der Zwiebelturm gestaltet. Mit Begeisterung ist nicht nur Gruppenleiterin Ricarda Mayen dabei, denn jeder Euro, den die jungen Leute einnehmen, kann wieder für die Jugendfahrten ins Ausland verwendet werden.
Um von einem Stand zum nächsten zu kommen, braucht man auf dem gemütlichen Markt Geduld. Rappelvoll ist es, die Menschen stehen in Grüppchen zusammen, trinken und essen gemeinsam. Und das für kleines Geld. Eine Bratwurst ist für 3 Euro zu haben, ein Kinderpunsch für 1,50 Euro.
Leuchtende Schneemänner sind der Renner der Bastel-Schwestern
Hübsche Geschenke werden angeboten und gerne gekauft. Die beiden Schwestern Sandra Willersen (49) und Heike Neumayer (61) bieten unter anderem leuchtende Schneemänner, die sie selbst basteln. Einmal in der Woche setzen sie sich zusammen zum Werkeln.
Zwei unterschiedlich große Kugeln aus Acryl bekleben sie mit dünnem Papier, das die 87-jährige Mutter vorher in kleine Stücke reißt. Dann wird innen eine Lichterkette angebracht, bevor die Kugeln mit Heißkleber zusammengefügt werden. Schwarze Arme, Knöpfe, Gesicht, ein Zylinder und ein roter Schal – und fertig ist ein leuchtender Schneemann, der an ihrem Stand ein Renner ist.
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Blumen, Leuchten, Vasen, Kerzenhalter, Tassen und viele Deko-Artikel aus Epoxid-Harz bietet Sandra Matuschek „Handmade mit Liebe und mit Fluchen, Schreien, Schmerzen, Tränen und Verzweiflung“, steht ganz groß auf einem Schild. Sie verbreitet – wie alle anderen Händler - Spaß und gute Laune in dieser Vorweihnachtszeit.
Auch die Schwestern Eva und Birgit lassen sich die Freude nicht verderben. Obwohl sie die abenteuerlichste Fahrt ihres Lebens hinter sich haben, wie sie erzählen. Die beiden Mündelheimerinnen lieben Weihnachtsmärkte und wollten „mal eben“ aus ihrem Stadtteil nach Rahm. „Das sind normalerweise maximal zehn Minuten“, erzählen sie.
Rahmer Schützen organisieren festlichen Abend im schützenden Zelt
Am Samstag aber ist alles anders. Weil sie einen Glühwein trinken wollen, setzen sie sich in den Bus und lassen das eigene Auto zu Hause. Doch auf einer engen Straße begegnet der Bus einem Autofahrer, der sich weigert, ein Stückchen Platz zu machen. Nichts geht mehr, der Busfahrer steigt aus, es gibt Diskussionen und lange Verzögerung. Dadurch verpassen sie den Anschluss. Schließlich steigen sie in Buchholz aus, weil sie gerade an dem kleinen Weihnachtsmarkt vorbeikommen.
Nach einem ersten Glühwein dort nehmen sie die Straßenbahn und später den Bus nach Rahm. „Das waren jetzt genau drei Stunden von Mündelheim bis Rahm“, erzählt Eva und nimmt es mit Humor. Die beiden haben sich an der Zwiebelturmkirche in ein Zelt gesetzt und genießen den festlichen Abend, den die Rahmer Schützen veranstaltet haben.