Duisburg-Bergheim. Das Caffé Strada hat sich als einzige Kaffeerösterei in Duisburg-West einen Namen gemacht. Jetzt gibt es eine traurige Nachricht für Stammkunden.

Nach 17 Jahren ist das mit Reinhard Pospiech und seinem Caffé Strada ein bisschen so wie in einer Ehe. Sein Schätzchen, die imposante Röstmaschine von Giesen, kennt er in- und auswendig. Er weiß, was die nicht mehr ganz so junge Dame braucht, damit es rund läuft zwischen ihnen. Während wir sprechen, macht die treue Begleiterin seines Berufslebens ordentlich Lärm. 6,6 Kilo Bohnen poltern bei 220 Grad durch die Metalltrommel. Es sind nicht irgendwelche Bohnen, die hier in den nächsten 18 Minuten Farbe und Aroma bekommen werden. „Das ist der Grand Cru von Lampocoy“, sagt der Fachmann. Ein ganz besonderer Kaffee, der jetzt in der Vorweihnachtszeit als Geschenk auch über die Grenzen von Duisburg hinaus gefragt ist.

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Dieser Kaffee ist momentan so etwas wie das beste Pferd im Stall von Reinhard Pospiech, dem einzigen Kaffeeröster im Duisburger Westen. Ein Produkt, das ihm besonders am Herzen liegt, weil sich der Rheinhauser persönlich in Guatemala davon überzeugt hat, dass es bei dem mehrfach ausgezeichneten „Cafecita-Projekt“ nicht nur um Anbau ohne Pestizide geht, sondern vor allem auch darum, dass die Kleinbauern für ihren Hochland-Arabica fair bezahlt werden.

Aus der privaten Kaffeeleidenschaft wurde das Café in Duisburg-Bergheim

Der Kaffeeröster schaut auf die Uhr. Neun Minuten ist der Grand Cru in der Maschine. „Das dauert noch“, sagt er und zieht zur Erklärung des Röstprozesses trotzdem mal eine Probe aus dem Apparat. Ganz leicht gefärbt sind die Bohnen. Man riecht kaum etwas und steinhart sind sie auch noch. „Daran würden Sie sich die Zähne ausbeißen.“ Während die Maschine weiter dafür ackert, dass die Kaffeefrüchte zum Geschmackserlebnis werden, plaudert der Chef über sein Geschäft, das vor fast zwei Jahrzehnten als Abenteuerreise begann.

Die imposante Röstmaschiene im „Caffé Strada“ in Duisburg-Bergheim.
Die imposante Röstmaschiene im „Caffé Strada“ in Duisburg-Bergheim. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Reinhard Pospiech war Fernmeldetechniker mit einer privaten Leidenschaft für Kaffee. Die war allerdings so ausgeprägt, dass er 2004 einen Barista-Kurs beim deutschen Vizemeister machte. Als er ein Jahr später seinen Job verlor, wagte er den Schritt, seine Passion zum Beruf zu machen. Er begann mit importiertem Kaffee aus Italien und einem Stand auf dem Wochenmarkt und entwickelte seine Geschäftsidee bis zu dem Café mit eigener Röstmaschine am Bergheimer Markt.

Daran würden Sie sich die Zähne ausbeißen.
Reinhard Pospiech, Caffé Strada

Ein Familienbetrieb. Seine Frau Almut stieg mit ein und sie bauten ihr Angebot weiter aus. Zu den Kaffeespezialitäten gab es zunächst ein Frühstück, später kam der beliebte Mittagstisch dazu. Während wir uns über das Rösten unterhalten, steht sie in der Küche und bereitet das Gänseessen für den nächsten Tag vor.

So werden die Kaffeebohnen aus Guatemala in Duisburg geröstet

16 Minuten – Endspurt für den Grand Cru in der Trommel. Reinhard Pospiech holt eine weitere Probe aus der Maschine. Die Bohnen sind deutlich dunkler und größer geworden. Leichtes Aroma steigt in die Nase. Der Chef bleibt entspannt. Er kennt seine Pappenheimer. „Etwa 18 Minuten sind ideal.“ Am Schluss geht es bei seinem Handwerk um Sekunden. „Die Nähte sind noch zu hell“, lautet sein Urteil nach exakt 18 Minuten. Er gibt der Röstung weitere zehn Sekunden, schmeißt aber schon mal das Rührwerk an, das gleich dafür sorgen wird, dass die Bohnen abkühlen. Es ist so weit: Zack - die ganze Ladung wird aus der Trommel entlassen.

Nach rund 18 Minuten sind die Bohnen im „Caffé Strada“ in Duisburg fertig.
Nach rund 18 Minuten sind die Bohnen im „Caffé Strada“ in Duisburg fertig. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Da der „Lampocoy“ eine hochwertige Sorte ist, die von Hand gepflückt wird, ist nun nicht mehr viel zu tun. Denn die Anzahl der Früchte, die bei der Ernte noch nicht reif genug waren und dem Kaffee einen bitteren Geschmack geben würden, ist hier sehr gering. Man erkennt diese Bohnen daran, dass sie kaum Farbe annehmen. Fünf oder sechs solcher Exemplare holt der Chef mit geübtem Griff heraus.

Fertig! Er ist mit der heutigen Röstung zufrieden. Einen Teil davon wird er für die Probiertüten abfüllen, die es jetzt in der Vorweihnachtszeit als Sonderposten zum Verschenken gibt. Jeweils vier verschiedene Espressi- oder Kaffeesorten stellt Pospiech aus seinen insgesamt 17 Sorten aus 14 Ländern zusammen. Das Weihnachtsgeschäft ist wichtig für ihn. Es macht, so schätzt er, etwa ein Viertel des Jahresumsatzes aus.

Eine schlechte Nachricht für die Stammkunden des Caffé Strada in Duisburg-Bergheim

Laufkundschaft gibt es hier in Bergheim übrigens kaum. Wer ins Caffé Strada geht, kommt gezielt. Nach 17 Jahren hat Reinhard Pospiech die Kaffeeleidenschaften vieler Stammkunden im Kopf abgespeichert. Für den nächsten Gast türmt er ungefragt eine beeindruckende Milchschaumwolke über den doppelten Espresso in der Cappuccino-Tasse und serviert das kulinarische Kunstwerk. „Mit Zucker, ohne Keks“, sagt er. „Wie immer!“

Reinhard Pospiech leitet seit 17 Jahren die Kaffeerösterei „Caffé Strada“ in Duisburg-Bergheim.
Reinhard Pospiech leitet seit 17 Jahren die Kaffeerösterei „Caffé Strada“ in Duisburg-Bergheim. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Sehr oft wird er diesen Satz allerdings nicht mehr sagen. „Ich bin 67 und seit zwei Jahren eigentlich Rentner.“ Deshalb wird er sich im kommenden Jahr nach der langen gemeinsamen Zeit von seiner Röstmaschine und dem Caffé Strada trennen. Wenn alles gut geht, wird einer der Stammkunden den Betrieb im nächsten Sommer übernehmen. Gespräche gab es schon. Es ist einer, von dem Reinhard Pospiech weiß, dass er das Café in seinem Sinne weiterführen wird. Das ist ihm wichtig. „Ich möchte hier dann ja auch selbst hinkommen.“ Als Stammkunde – auf eine Tasse Kaffee.

Caffé Strada in Duisburg-Bergheim: So kann man Kontakt aufnehmen

  • Das Caffé Strada, Alfred-Hitz-Platz 6, 47228 Duisburg, hat zu folgenden Zeiten geöffnet: dienstags bis freitags von 8 bis 17.30 Uhr. Mittagstisch ist von 12 bis 14 Uhr. Die Speisekarte wird wöchentlich im Internet veröffentlicht.
  • Mehrmals pro Woche wird frisch geröstet. In der Vorweihnachtszeit gibt es jeweils vier Probiertüten à 200 Gramm als Geschenkidee. Vier verschiedene Espressi kosten 23 Euro, vier Sorten Kaffee 25 Euro.
  • Getränke und Speisen können auch mitgenommen werden. Vorbestellungen/Kontakt: 02065/70 000 70 oder mobil 0178/4 68 28 03, www.roesterei-caffe-strada.de