Duisburg. Duisburg hat ein neues Café. Seine Besitzer setzen auf Gemütlichkeit und faire Preise. Doch das ist nicht alles: Darauf können sich Gäste freuen.

Meiderich hat einen neuen Treffpunkt: das Vintage Café. Es ist klein, gemütlich und zeigt auf den ersten Blick, dass die Inhaber große England-Fans sind: Die britische Flagge, der Union Jack, hängt gleich zweimal im Raum und ein Bild von Queen Elizabeth in vollem Ornat ziert eine Wand.

„Ja, unser Herz schlägt für England“, sagt Betreiberin Christiane Kempken und meint damit auch ihren Mann Andreas. Er hat, obwohl in Duisburg geboren, die britische Staatsangehörigkeit. Beide krempeln die Ärmel hoch und zeigen ihre Tattoos: Ihre Liebe für die Insel haben sie auch in die Haut stechen lassen.

Vorbild für das neue Café in Duisburg sind die kleinen, gemütlichen Cafés in England

Dass die Tapete hinter der Theke mit Pariser Motiven bedruckt ist, ist dem mangelnden Angebot geschuldet: „Früher gab es überall London-Tapeten, aber wir haben einfach keine gefunden. Sie passt trotzdem zu unserem Thema, schließlich ist Paris auch vintage“, sagt Christiane Kempken. Vorbild für ihr Café sind die gemütlichen kleinen Cafés in England mit verschiedenen Stühlen, nostalgischen Tassen und Kamin.

Das „Vintage Café“ strahlt schon von außen Gemütlichkeit aus.
Das „Vintage Café“ strahlt schon von außen Gemütlichkeit aus. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Vor Kurzem haben die Kempkens in dem Ladenlokal Auf dem Damm 79 noch einen Copyshop betrieben. „Das war mir, ehrlich gesagt, zu langweilig. Ich muss mit Menschen zu tun haben“, sagt die gelernte medizinische Fachangestellte, die wegen ihrer Rückenprobleme nicht mehr in dem Beruf arbeiten kann. „Und ein eigenes Café war schon immer mein Traum.“ Ganz aufgegeben hat Christiane Kempken den Copyshop nicht: Im Hinterzimmer des Cafés können immer noch Kopien gemacht werden. Außerdem gibt es hier eine Annahmestelle für UPS-Pakete.

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Die frisch gebackene Kaffeehaus-Besitzerin sieht in ihrem Stadtteil Bedarf für ein Café: „Es gibt doch nur noch die Möglichkeit, bei einer der großen Bäckerei-Ketten einen Kaffee zu trinken“, sagt die 51-Jährige. Ihr Mann stimmt zu: „Die sind nicht gemütlich, auf schnell aus und teuer. Kaffee für 3,50 Euro gibt es bei uns nicht.“ Um alle Menschen zu erreichen, setzt das Ehepaar auf moderate Preise: Ein Kaffee kostet 1,60 Euro, ein Cappuccino 2,30 Euro. Belegte Brötchen gibt es für 1,80 Euro, Rührei mit Speck und Brötchen oder Toast für 3,60 Euro. Snacks wie Strammer Max (4,50 Euro) oder Toast Hawaii (4 Euro) runden das Angebot für die Mittagspause ab.

Derart kundenfreundliche Preise sind möglich, weil das Vintage Café nicht den Lebensunterhalt des Paares sichern muss. Andreas Kempken ist Mediengestalter, betreibt eine eigene Agentur. Weil seine Frau ihn dabei unterstützt, haben sie sich gute Freunde als Aushilfen ins Boot geholt. Viktor und Viktoria Werner sind zur Stelle, wenn die Kempkens im Café Hilfe brauchen.

Das Kuchenangebot kann täglich variieren – es kommt aber nur Selbstgebackenes auf den Tisch, zum Beispiel Muffins oder Donuts. Gerne würde Christiane Kempkens auch die typisch britischen Scones anbieten. Aber dazu gehört Clotted Cream und die ist in Deutschland nur schlecht zu bekommen. „Meine Schwiegermutter fährt jetzt aber nach England und wird mir einiges mitbringen, auch Clotted Cream“, so Kempken. Dabei handelt es sich um eine Art dicken Rahm, dessen Geschmack dem von Mascarpone ähnelt.

Eigentlich wollten die Kempkens nach England auswandern

Eine Woche nach der Eröffnung ist das Paar mit der Resonanz zufrieden. Es wünscht sich aber, dass die vielen Leute, die neugierig hineingucken, einfach mal reinkommen. „Wahrscheinlich denken sie, dass wir teuer sind. Deshalb haben wir jetzt unsere Karte ins Fenster gestellt“, berichtet Christiane Kempkens. In den nächsten Tagen wollen sie außerdem Flyer im Stadtteil verteilen.

Die Liebe der Kempkens zu England ist übrigens so groß, dass sie fast auf die Insel ausgewandert wären – nach Herne Bay an der Südküste, um genau zu sein. Doch die Geburt ihres Enkels hat die Pläne durchkreuzt: „Leano ist jetzt anderthalb Jahre alt und ein echter Sonnenschein. Nur er hält uns hier“, sagen die Großeltern unisono. Auswandern könne man ja auch noch in zehn Jahren.

Eine Frage muss aber noch geklärt werden: Warum hängt neben dem großen Foto der Queen nur ein kleines von König Charles? „Nur weil er der aktuelle König ist, muss ich ihn ja nicht mögen“, sagt Andreas Kempkens, „da geht es mir wie 60 Prozent der Briten.“

>> Vintage Café soll in Zukunft auch sonntags geöffnet sein

  • Das Vintage Café hat von montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr geöffnet, samstags von 8 bis 14 Uhr.
  • Es haben schon Gäste nachgefragt, was sonntags möglich ist. Deshalb überlegen die Kempkens, auch an diesem Tag ein regelmäßiges Angebot zu machen. „Vielleicht jeden ersten Sonntag im Monat“, so die erste Idee.