Duisburg. Das griechische Lokal Poseidon ist in Rheinhausen beliebt, die Enttäuschung bei unserer Testerin umso größer. Warum ihr Urteil schlecht ausfällt.

Wer das Rheinhauser Restaurant „Poseidon“ betritt, muss sich zunächst entscheiden: Soll es moderne New Yorker Loft-Atmosphäre sein oder ein uriger Saal Marke „Eiche rustikal“, ganz im Stil der 60er Jahre? Beides hat Charme und am Sonntagabend sind sowohl der West-, als auch der Ostflügel gleichermaßen gut besucht. Viele größere Gruppen treffen sich zum gemütlichen Plausch in dem Lokal, das zu den beliebtesten in ganz Duisburg gehört – gemessen an den Bewertungen bei Google: über 1000 Nutzerinnen und Nutzer attestieren dem Poseidon durchschnittlich 4,7 von 5 möglichen Sternen. Zurecht? Das soll ein Testbesuch zeigen.

Ambiente: Das Lokal öffnete seine Türen bereits 1996 und es scheint, als ob die Gäste dem Haus seitdem die Treue halten. Die Gerichte können sowohl vor Ort, als auch zu Hause gegessen werden. Die Gaststätte besticht durch schiere Größe und Flexibilität: im linken Bereich ist hinten Platz für große Familienfeiern, Gruppen von vier bis sechs Personen können auch ohne Reservierung einen Platz finden.

Service im Duisburger Lokal „Poseidon“: Freundlichkeit schwankt extrem

Die renovierte linke Hälfte des Lokals steht im krassen Kontrast zum rustikalen Flair rechter Hand. Beige Akustikpaneele an den Wänden sorgen für eine etwas geringere Lautstärke. Udo Jürgens‘ „Griechischer Wein“ und ein paar andere Schlager nimmt man als angenehme Hintergrunduntermalung wahr. Rechts ist etwas mehr los. Hier erinnern die dunkel gebeizten Stühle und die massiven Fachwerkständerbalken an ein bayerisches Wirtshaus und erzeugen eher Bier- als Weindurst.

Die große Theke in der Mitte, direkt am Eingang, ist sozusagen die Mittlerin zwischen den Welten, versorgt New York und Bayern gleichermaßen zügig mit Getränken. Ausgeschenkt wird KöPi, das Weinangebot ist ausgewogen, aber schmal. Griechische Weine gibt es bemerkenswerterweise nicht. Die Getränkepreise auf der Online-Karte stimmen nicht mit denen im Restaurant überein: das alkoholfreie Weißbier kostet beispielsweise nicht drei, sondern fünf Euro.

Der vegane Feta mit Peperoni und Oliven schmeckt noch am besten, die Garnitur ist jedoch wie bei allen anderen bestellen Speisen trocken.
Der vegane Feta mit Peperoni und Oliven schmeckt noch am besten, die Garnitur ist jedoch wie bei allen anderen bestellen Speisen trocken. © Kerstin Heidland

Service: Trotz Fachkräftemangels hat das Poseidon anscheinend ausreichend Servicepersonal. Allerdings schwankt die Freundlichkeit extrem: Nachdem der erste Kellner bei der Bestellung nicht richtig zuhört und wortlos in der Gegend herumschaut, ist seine Kollegin anschließend sehr nett und bemüht, dem Gast eine Wohlfühlatmosphäre zu bereiten. Bereits zum ersten Getränk wird Ouzo gereicht, eine nette Willkommensgeste, einen zweiten gibt es zum Abschied als Absacker. Diejenigen, die keinen Alkohol trinken möchten, werden von der Kellnerin charmant mit einem Duplo verwöhnt.

Mehrere Speisen in keinem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis

Angebot und Geschmack: Die Karte des Poseidon ist riesig und leider auch unübersichtlich. Wer sich durch alle 148 Posten durchgearbeitet hat, hat am Ende schon wieder vergessen, was vorne stand. Angeboten wird das klassische Repertoire der traditionellen griechischen Küche – so, wie man das seit 30 Jahren kennt.

Lange warten muss man auf das Essen nicht. Die Vorspeisen werden zügig serviert, doch schon deren Optik zeigt, dass eine große Karte eher nicht für Kreativität und Geschmack spricht. Sowohl die Salate als auch alle anderen Gericht sehen aus wie vor 50 Jahren: dekoriert ist ausnahmslos jeder Tellerrand mit der obligatorischen Kombination aus Gurke, Tomate und Möhre. Und die ist wahrlich nicht mehr als Deko, denn die Stücke sind ganz offensichtlich schon länger angerichtet und entsprechend trocken. Die Vorspeise mit veganem Feta, Peperoni und Oliven entpuppt sich als durchaus leckeres Stück Käse, ist aber ebenfalls recht ideenlos angerichtet.

Die „Garnelen à la Creme“ sind eine Enttäuschung und zudem überteuert. Der dazu gereichte Broccoli ist nahezu roh.
Die „Garnelen à la Creme“ sind eine Enttäuschung und zudem überteuert. Der dazu gereichte Broccoli ist nahezu roh. © Kerstin Heidland

Die Grill-Florinis sind gut, allerdings mit 9,90 Euro überteuert. Preislich schwankt das Poseidon genau wie bei der Einrichtung: Während der vegetarische Auflauf (Briam) mit 7,90 Euro sehr günstig und wirklich lecker ist, stehen die Garnelen à la Creme mit 25,50 Euro in keinerlei vernünftigem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Fleischessern ergeht es im Poseidon in Rheinhausen nicht besser

Denn: die Krustentiere wurden unbehandelt und ungewürzt in eine mit etwas Chili verfeinerte Hollandaise-Sauce geworfen. Knoblauchcreme-Sauce nennt sich das auf der Karte. Die Kombination schmeckt fettig und fad. Der dazu gereichte Broccoli ist nahezu roh.

Fleischessern ergeht es nicht besser: Das Gyros ist trocken, zäh und schwer zu kauen, die Pommes sind lauwarm und der Beilagensalat ist in geschmacksarmem Dill-Dressing angemacht. Die Fleischportionen sind sehr groß, selbst die Portion für den kleinen Hunger. Der Zucchini-Auberginen Auflauf hingegen ist etwas knapp bemessen.

Fazit: Das Poseidon ist ein Traditionslokal mit vielen Stammgästen. Und alten Freunden verzeiht man gerne Fehler. Wer in gemütlicher Runde eine herzhafte Stärkung nebenbei essen möchte, der ist hier richtig. Wer dem Preis angemessene Kochkunst erwartet, wird jedoch enttäuscht.

Bewertung:

Geschmack: 1/5 Punkte

Atmosphäre: 3/5 Punkte

Service: 4/5 Punkte

Preis-Leistungs-Verhältnis: 2/5 Punkte

Adresse: Jägerstraße 2, 47228 Duisburg

Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch bis Samstag: 17 bis 23 Uhr, Sonntag: 12 bis 22 Uhr. Dienstag Ruhetag.

Telefon: 0203 66 16 4

Internet: www.poseidonduisburg.de

Hinweis der Redaktion: Diese Gastro-Kritik entspricht dem subjektiven Geschmacksurteil des Verfassers. Bei unseren Tests geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen das Essen selbst.