Duisburg. Nach einem Wettbewerbserfolg könnte Duisburg-Neuenkamp zu einem Modellquartier für energetische Sanierung werden. Um diese Häuser geht es.

Der Stadtteil Duisburg-Neuenkamp soll klimafreundlicher werden: Im Landeswettbewerb „Prima. Klima. Ruhrmetropole“ erhält Duisburg eine Förderung für die Umsetzung eines integrierten Quartierskonzepts in Neuenkamp zur energetischen Stadtsanierung. Dieses sieht vor, zahlreiche Gebäude zu modernisieren und eine CO2-arme Wärmeversorgung des Stadtteils mit Fern- oder Nahwärme sicher zu stellen. Sharing-Angebote und eine Anbindung an den Radschnellweg RS1 sollen mehr Menschen für klimafreundliche Mobilitätsangebote gewinnen. Werden alle Ideen realisiert, kostet die Umsetzung rund 42 Millionen Euro. Das Geld soll größtenteils vom Land NRW kommen.

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Ina Scharrenbach, NRW-Ministerin für Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, zeichnete neben Duisburg noch sieben weitere Projekte im Ruhrgebiet aus. Das Ministerium hat den Landeswettbewerb ins Leben gerufen, damit bis zum Jahr 2029 „experimentelle und innovative Energie-Stadtviertel“ entstehen können. „Die Gewinner-Kommunen zeigen: Wer in der Metropole Ruhr wohnt, wohnt in der Zukunft“, lobte sie.

Stadt Duisburg, Stadtwerke und Gebag haben die Projektskizze für Neuenkamp erarbeitet

Auch Linda Wagner, Dezernentin für Umwelt und Klimaschutz der Stadt Duisburg, freut sich über die Ehrung: „Gerade in einem dicht besiedelten Bereich wie dem Ruhrgebiet müssen wir uns gemeinsam der Herausforderung stellen, unsere Städte fit für den Klimawandel zu machen. Ich bin sehr froh darüber, dass unser Konzept zur Weiterentwicklung des Stadtteils Neuenkamp überzeugen konnte.“

Die Projektskizze ist Grundlage dafür, dass die Stadt und ihre Partner in den Genuss von Zuschüssen für die energetische Stadtsanierung kommen können. Das Konzept haben die Stadtwerke und die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gebag zusammen mit der Verwaltung erarbeitet. Zu den konkreten Vorschlägen gehören die Optimierung der sogenannten grün-blauen Infrastruktur durch Bauwerksbegrünungen, Zisternen und die Entsiegelung von Flächen.

„Wir freuen uns, unsere Expertise im Bereich der Wärmewende mit in das Projekt einbringen zu können. So werden viele Neuenkamper von der Umstellung auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung, profitieren“, betont Andreas Gutschek, Technik-Vorstand der Stadtwerke Duisburg.

Die Häuser an der Paul-Rücker-Straße 89-93 sollen modernisiert werden. Falls Geld vom Land fließt, werde die Miete für die Bewohner nur „moderat angepasst.“
Die Häuser an der Paul-Rücker-Straße 89-93 sollen modernisiert werden. Falls Geld vom Land fließt, werde die Miete für die Bewohner nur „moderat angepasst.“ © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Gebag vermietet mit 844 Wohnungen rund ein Drittel des kompletten Wohnungsbestandes in Neuenkamp. „Die Maßnahmen betreffen zum einen einige unserer Gebäude, aber in der Sozialraumentwicklung natürlich den ganzen Stadtteil“, erklärt Gerhild Gössing, Sprecherin der Gebag. Die Häuser sind alle älteren Datums, nämlich Baujahr 1972 sowie 1956 bis 1959.

„Klimaschutz und Klimaanpassung sind Zukunftsthemen, mit denen wir uns derzeit bei der Gebag vertieft beschäftigen. Insofern war für uns klar, dass wir uns an der klimagerechten Entwicklung des Quartiers beteiligen werden“ bekräftigt Bernd Wortmeyer, Geschäftsführer der Gebag, das Vorhaben. Wegen stark gestiegener Baukosten stoppte die kommunale Wohnungsbaugesellschaft allerdings unlängst fast alle Neubau-Projekte und Sanierungen im Bestand.

Gerhild Gössing, Sprecherin der Gebag: „In der Projektskizze haben wir klargemacht, dass wir als Gebag erst einmal die energetische Sanierung unserer Bestände prüfen, das heißt wir haben uns im Rahmen des Wettbewerbs zu nichts verpflichtet.“
Gerhild Gössing, Sprecherin der Gebag: „In der Projektskizze haben wir klargemacht, dass wir als Gebag erst einmal die energetische Sanierung unserer Bestände prüfen, das heißt wir haben uns im Rahmen des Wettbewerbs zu nichts verpflichtet.“ © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Die Projektkosten von 42 Millionen Euro sind eine ganz grobe Kostenschätzung, da wir uns ja noch ganz am Anfang befinden. Wie konkret die Förderung seitens des Ministeriums aussieht, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar“, ordnet denn auch Gebag-Sprecherin Gerhild Gössing ein. Das Ministerium werde, nach der Sichtung der Wettbewerbsunterlagen, eine Art Förderkonferenz halten, und prüfen, was in welcher Höhe bezuschusst werden kann. Davon abhängig sei dann, was in die Umsetzung kommen könne. „In der Projektskizze haben wir klargemacht, dass wir als Gebag erst einmal die energetische Sanierung unserer Bestände prüfen, das heißt wir haben uns im Rahmen des Wettbewerbs zu nichts verpflichtet. Es muss wirtschaftlich darstellbar sein.“

Und welche Auswirkungen hätten die Modernisierungen für die Mieter? Gössing räumt ein: „Jede Sanierungsmaßnahme bringt eine Anpassung der Miete mit sich.“ Da man aber ein großes Interesse an einer Förderung habe, dürfte sich die Erhöhung in einem „moderaten Feld“ bewegen. „Die aktuelle Bewilligungsmiete in Duisburg liegt zurzeit bei sechs Euro pro Quadratmeter.“

>> SO GEHT’S WEITER

  • In einem nächsten Schritt wird nun die Projektskizze mit Unterstützung externer Planer zu einem Quartierskonzept ausgearbeitet, „mit dem die angedachten Projekte weiter qualifiziert und zur Umsetzung gebracht werden“, blickt eine Sprecherin der Stadt Duisburg voraus.
  • Auch dieser Prozess wird gefördert. „In diesem Zusammenhang sind eine intensive Öffentlichkeitsarbeit und eine Beteiligung von Eigentümern, Mietern und weiteren Akteuren vorgesehen. Weiterhin sollen Beratungsangebote für sanierungsbereite Eigentümer aufgebaut werden.“
  • Der gesamte Umsetzungszeitraum des Projektes läuft bis 2029.