Duisburg. Viele Duisburger stecken in der Schuldenfalle. Einige Stadtteile fallen besonders auf – sie sind revierweite Brennpunkte. Zur Übersichtskarte.

64.796 Menschen in Duisburg sind überschuldet, heißt es im aktuellen Schuldneratlas für das Ruhrgebiet. Diesen hat die Wirtschaftsauskunftei Creditreform jüngst veröffentlicht. Die Schuldnerquote, also der Anteil überschuldeter Personen im Verhältnis zu allen in Duisburg lebenden Erwachsenen, liegt bei 15,89 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Quote leicht gestiegen (2022: 15,87 Prozent).

Mit Gelsenkirchen bildet die Rhein-Ruhr-Stadt weiterhin das Schlusslicht im Ruhrgebiet. Ein Vergleich der deutschen Großstädte mit mehr als 400.000 Einwohnern zeigt sogar: In Duisburg leben die meisten überschuldeten Menschen, vor Essen (12,52 Prozent) und Dortmund (12,15 Prozent). Duisburg zählt auch zu jenen vier Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland, in denen die Überschuldungsquote in 2023 überhaupt gestiegen ist, wenngleich nur geringfügig.

Übersicht: Wo die meisten überschuldeten Duisburger leben

Zwischen Alt-Walsum und Mündelheim gibt es gleich mehrere Schuldnerbrennpunkte. Dazu zählen die Altstadt, Hochfeld, Beeck, Beeckerwerth oder Ober-, Mittel- und Untermeiderich. In den genannten Bereichen sind mehr als 25 Prozent aller Personen über 18 Jahre überschuldet. Im Postleitzahl-Gebiet 47053 liegt die Quote sogar bei 26,23 Prozent – nirgendwo sonst im Revier ist der Anteil an überschuldeten Personen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung höher.

Zu den zehn stärksten Schuldnerbrennpunkten im Ruhrgebiet gehören gleich fünf Duisburger Postleitzahl-Bereiche:

  • Postleitzahl 47053: Altstadt, Dellviertel, Hochfeld, Wanheimerort (26,23 Prozent)
  • Postleitzahl 47139: Beeck, Beeckerwerth, Untermeiderich (25,86 Prozent)
  • Postleitzahl 47137: Mittelmeiderich, Obermeiderich, Untermeiderich (25,73 Prozent)
  • Postleitzahl 47119: Beeck, Laar, Ruhrort (24,87 Prozent)
  • Postleitzahl 47169: Aldenrade, Fahrn, Marxloh, Röttgersbach, Wehofen (23,90 Prozent)

Die schuldenärmsten Regionen: Baerl und Hochheide stechen positiv hervor

Zu den 20 schuldenärmsten Bereichen des Ruhrgebiets gehören ebenfalls zwei Duisburger Postleitzahlgebiete: In den Stadtteilen Buchholz, Großenbaum und Rahm (PLZ 47269) beträgt der Anteil der Schuldner nur 5,49 Prozent. Noch geringer ist die Quote mit 5,28 Prozent in den Stadtteilen Baerl und Hochheide (PLZ 47199).

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Als überschuldet gelten Menschen, denen es dauerhaft nicht gelingt, mit den monatlichen Einnahmen die monatlichen Ausgaben zu decken. Ihr Einkommen reicht nicht mehr aus, um in absehbarer Zeit Rechnungen oder Kredite zu begleichen oder zu bedienen. Für die Übersicht wertet Creditreform nach eigenen Angaben anonymisierte Daten aus amtlichen Registern, von Online-Händlern und aus anderen Quellen aus. So fließen zum Beispiel Privatinsolvenzen, gerichtlich angeordnete Vermögensauskünfte und Inkassoverfahren von Versandhäusern in die Studie mit ein.

Warum Menschen finanziell aus dem Gleichgewicht geraten

Der Schuldneratlas gibt zudem Einblick in die Gründe dafür, warum Menschen finanziell aus dem Gleichgewicht geraten. So gibt es sechs Hauptauslöser für Überschuldung, die vom Statistischen Bundesamt erhoben werden. Dazu zählen ökonomische Auslöser wie Arbeitslosigkeit (19 Prozent), gescheiterte Selbstständigkeit (12 Prozent) und ein längerfristiges Niedrigeinkommen (12 Prozent). Auch Erkrankung, Sucht und Unfall (18 Prozent) sowie Trennung und Scheidung (12 Prozent) sind Risiken für eine Überschuldung. Zu den sechs Hauptauslösern zählt auch eine „unwirtschaftliche Haushaltsführung“ (16 Prozent).

>> SCHULDNER IN NRW UND NACH GESCHLECHT

  • In Nordrhein-Westfalen sind in diesem Jahr 1,45 Millionen Privatpersonen überschuldet. Mit rund 420.200 entfallen fast 29 Prozent auf das Ruhrgebiet. Deutschlandweit gelten laut Creditreform 5,65 Millionen Erwachsene in 2023 als überschuldet.
  • Männer sind mit einem Anteil von 10,10 Prozent häufiger überschuldet als Frauen, bei denen lediglich 6,27 Prozent nicht mehr für ihre Verbindlichkeiten aufkommen können, heißt es im Schuldneratlas.