Duisburg. Der dreistellige Millionenbetrag, den die Sanierung des Stadttheaters kostet, löst eine Grundsatzdiskussion aus. Warum sie nicht zum Ziel führt.

Die Vorderseite des Duisburger Stadttheater mag noch den Duisburger Anspruch spiegeln, eine Hochkultur-Stadt zu sein. Die Rückseite legt die Folgen von 25 Jahren finanzieller Handlungsunfähigkeit offen. Wäre das 110 Jahre alte Haus ein Wohngebäude, die Task Force Schrottimmobilien würde es wohl umgehend vernageln.

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Nun stellt die Kalkulation für eine notdürftige Sanierung selbst pessimistische Schätzungen in den Schatten. Klar ist auch: Selbst 230 Millionen Euro bringen weder ein befriedigendes Ergebnis, noch ein Opernhaus, das aktuellen Ansprüchen genügt. Das könnte allenfalls durch eine Verständigung mit dem Denkmalschutz über Teilabriss und Neubau entstehen. Sicher ist: Günstiger würde auch eine solche „kölsche Lösung“ nicht.

Nur wenige Kilometer zwischen Königsklasse und dritter Liga

Das zeigt der Blick nach Düsseldorf, wo Oberbürgermeister Stephan Keller der Deutschen Oper am Rhein für eine Milliarde Euro ein „Haus auf Champions-League-Niveau“ bauen will. Angesichts explodierender Baukosten habe es, so ist zu hören, schon vorsichtige Anfragen für eine Kostenbeteiligung beim Opern-Partner gegeben.

Derweil wird auch in Duisburg, noch hinter vorgehaltener Hand, die Kostenfrage längst gestellt. Ob es nicht günstiger komme, den Opernfreunden auf Lebenszeit das Taxi nach Düsseldorf zu bezahlen – wenn sie nicht ohnehin lieber die paar Kilometer fahren, um Königsklasse statt Dritter Liga zu erleben.

Es gibt wenig gute Argumente, einen dreistelligen Millionenbetrag zu investieren in das Opernhaus einer Stadt, die sich wenige tausend Euro für ein Platzhirsch-Festival nicht leisten mag. Zumal das neue „Wohnzimmer“ der Stadt samt einer hervorragenden Heimat für die Philharmoniker mit der Mercatorhalle auf der anderen Straßenseite steht.

Abriss und Verfall sind keine Optionen für das denkmalgeschützte Haus

Eine reine Kosten-Argumentation löst das Dilemma allerdings nicht. Der marode Theaterbau steht unter Denkmalschutz. Die Fassade solange weiß zu pinseln, bis der Rest von allein zusammenfällt, ist keine Option. Eine Lösung muss deshalb her, bestenfalls zügig.

Vermutlich hat weit mehr als die Hälfte der 500.000 Duisburger nie einen Fuß über die Schwelle des Stadttheaters gesetzt. Ziemlich sicher aber wünscht sich eine große Mehrheit von ihnen dennoch den Erhalt dieses Hauses. Vielleicht, weil es mit seiner strahlenden Front und der schmuddeligen Kehrseite irgendwie ein typisches Stück Duisburg ist.