Duisburg. Dieser Wochenmarkt in Duisburg gehört zu den beliebtesten – bei den Kunden und Händlern. Was ihn besonders macht und ein Urgestein sagt.

Ein Horrorgerücht ist schon Wochen vor Halloween durch die Stadt gegeistert: Bei den Wochenmärkten soll es einen Kahlschlag geben. Vom Kürzen der Öffnungszeiten bis zum völligen Schließen war die Rede. Bis Duisburg Kontor dem Spuk entgegentrat und klarstellte, dass lediglich die Satzung der Realität angepasst wurde (wir berichteten).

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Klar ist aber: Die Märkte in den Stadtteilen haben eine Eigendynamik, die Händler kämpfen mit unterschiedlichen Problemen. Ein Leuchtturm allerdings ist der Markt in Rumeln. Von Beschickern und Kunden gleichermaßen geliebt. Das hat viele Gründe.

Wochenmarkt in Duisburg-Rumeln: „Frische der Ware ist nicht zu übertreffen“

Da sind sie wieder, die Drei, die sich das wöchentliche Ereignis in ihrem Stadtteil nie entgehen lassen. Sich donnerstags auf dem Markt in Rumeln zu treffen, ist für Anita Thiede, Bernadette Schindler und Renate Stärk ein Muss. Das ist nicht nur Stärkung für den Magen, sondern auch für die Seele.

„Es sind viele nette Leute hier, das Publikum ist so freundlich, die Händler so vertraut, das Angebot stimmt, ein Vollsortiment für die ganze Woche. Und natürlich ist auch die Frische der Ware ist nicht zu übertreffen“, schwärmt Anita Thiede.

Anita Thiede, Renate Stärk und Bernadette Schindler (v.l.) sind Stammkunden auf dem Rumelner Wochenmarkt.
Anita Thiede, Renate Stärk und Bernadette Schindler (v.l.) sind Stammkunden auf dem Rumelner Wochenmarkt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Die überzeugten Rumelnerinnen haben auch an diesem Tag wieder „Beute“ gemacht. Denn nur gucken und nicht kaufen, ist keine Option. Kartoffeln, frisches Gemüse und „Eier von glücklichen Hühnern“ haben sie in ihren Einkaufstaschen verstaut. Jetzt werden noch die neuesten Nachrichten ausgetauscht. Der Markt erfüllt viele Funktionen. Er ist auch ein wichtiger Nachrichtenplatz und dient dem Ritual, die Freundschaften zwischen Nachbarn immer wieder aufzufrischen.

Auch Kleidungsstücke im Angebot

„Im Übrigen kann man hier wirklich gut einkaufen, auch Textilien“, weiß Renate Stärk aus Erfahrung. Und wenn mal ein Kleidungsstück nicht passt, könne man es problemlos umtauschen. Was will man mehr?

Auch interessant

Auch preislich halte sich das Angebot im Rahmen. Ja, es sei vielleicht ein bisschen teurer als im Supermarkt, aber die Qualität des Einkaufs, die ganze Atmosphäre sei überhaupt nicht zu vergleichen. „Und man kann sicher sein, dass die Händler regional einkaufen. Schließlich will man ja auch etwas fürs Klima und die Umwelt tun“, sagt Bernadette Schindler.

Ralf Haustein – ein Urgestein auf dem Markt

So viele gut gelaunte Menschen trifft man tatsächlich selten an einem Ort. Zu „Besuch“ ist heute auch Ralf Haustein, das Urgestein des Rumelner Marktes schlechthin. Er ist und bleibt ihm donnerstags verbunden, obwohl der 59-Jährige nach 38 Jahren und in dritter Generation, seinen Marktstand mit den vielen laufenden Metern Obst und Gemüse aufgegeben und sich in den Ruhestand verabschiedet hat.

Ralf Haustein war 38 Jahre lang Markthändler und kommt gerne zum Rumelner Wochenmarkt wie am Donnerstag, den 19. Oktober 2023 in Duisburg Rumeln-Kaldenhausen Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices
Ralf Haustein war 38 Jahre lang Markthändler und kommt gerne zum Rumelner Wochenmarkt wie am Donnerstag, den 19. Oktober 2023 in Duisburg Rumeln-Kaldenhausen Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

„Ich bin fast vier Jahrzehnte um drei Uhr nachts aufgestanden, hab auf dem Großmarkt eingekauft und dann auf dem Markt gestanden“, schildert er einen Teil seines harten Arbeitslebens.

Alle Hände voll zu tun

Vor Pottbäckers Bauernladen werden die glänzenden roten Äpfel zum Anbeißen appetitlich präsentiert. Verkäuferin Karin Läufer und Inhaberin Christine Schifferer haben an diesem Morgen alle Hände voll zu tun. Auch die Tomaten, die wie frisch poliert aussehen und anderes Gemüse sind begehrt.

Alle Händler leben überwiegend von treuen Stammkunden, die sie sehr schätzen. Man kennt sich. „Wenn mal jemand aus einer Gruppe nicht kommt, dann wird schon gefragt, ob alles in Ordnung ist.“ Christine Schifferer steht gerne hier, seit sie den Standplatz von Ralf Haustein übernommen hat.

Nicole Mehrholz bietet Forellen und Makrelen an, die direkt vor Ort geräuchert werden.
Nicole Mehrholz bietet Forellen und Makrelen an, die direkt vor Ort geräuchert werden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Die „angenehmen und netten Kunden“ lobt auch Nicole Mehrholz, die mit ihrem Mann zusammen einen Fischhandel betreibt. „Wir haben verschiedene Standorte, aber hier ist wirklich ein schönes Ambiente. Ich liebe diesen Platz hier“, sagt sie. „Es ist noch ein richtiger Markt wie man ihn früher kannte. Mit einem Rundum-Angebot vom Bäcker und Metzger über Obst-, Gemüse-, Eier- und Blumenhändler.“

Makrelen und Forellen werden vor Ort geräuchert

Sie bieten unter anderem die begehrten Makrelen und Forellen, die direkt vor Ort geräuchert werden. Frischer geht’s wirklich nicht mehr. Und genau das schätzen die Kunden. Auch schon seit einem Vierteljahrhundert ist Ingo Michaeli (63) mit seinem Stand unterwegs auf Märkten.

„Vor 25 Jahren habe ich das Geschäft von meinem Schwiegervater übernommen“, erzählt der gelernte Kfz-Mechaniker. Und ist dabeigeblieben. Er bietet in erster Linie Kartoffeln unterschiedlichster Sorten an, kann alle Unterschiede erklären und eine 1-A-Beratung geben.

Bunte Eier sind begehrt

Aber auch Eier verkauft er, braun oder weiß, wie es gewünscht wird. Ganze Paletten hat er aber auch in knalligsten Farben: gelb, orange und pink. Und das jetzt in Zeiten, in denen es auf Weihnachten zugeht? Ostern liegt doch weit zurück, beziehungsweise noch weit in der Zukunft. „Die bunten Eier sind heiß begehrt, denn das sind die gekochten. In der Färberei im Münsterland werden sie beim Färben gekocht und sind dann sechs bis acht Wochen haltbar“, erklärt er.

Auch der 63-Jährige liebt seinen Rumelner Markt. „Der Umgang mit den Leuten hier am Niederrhein ist so schön. Man kann miteinander flachsen, man kennt sich. Ich weiß, ob Frau Müller heute Kopfschmerzen hat oder Herr Meier Magenprobleme. Es ist ein tolles Miteinander.“

>> WOCHENMARKT: HÄNDLER MACHEN IN RUMELN GEMEINSAME SACHE

  • Auf dem Markt in Duisburg-Rumeln, der immer donnerstags von 8-13 Uhr mit circa 25 bis 30 Ständen an der Dorf-/Verbindungsstraße stattfindet, verstehen sich nicht nur die Händler mit ihren Kunden gut. Auch die Beschicker sind ein eingeschworenes Grüppchen.
  • „Wir haben beschlossen, dass wir pro laufendem Meter Stand immer zehn Cent in eine Kasse geben. Das Geld wird dann für kleine Aktionen und Werbung genommen“, berichtet Ingo Michaeli.
  • Außerdem machen die Händler gemeinsam ab und zu eine Tour, um sich mal ohne Arbeit ein paar Tage Auszeit zu gönnen. Beim letzten Mal haben sie sich ein paar schöne Tage auf Mallorca gemacht.