Duisburg. Flyer mit Israel-Hetze findet Cyrus Overbeck vor seinem Atelier. Auf der anderen Straßenseite steht ein Mann und droht dem Duisburger Künstler.
Hass auf Juden, der zurzeit durch den Nahost-Konflikt befeuert wird, breitet sich auch in Duisburg aus. Das zeigen nicht nur die Anti-Israel-Demonstrationen. Jetzt wurden vor das Atelier von Cyrus Overbeck Flugblätter mit antisemitischem Inhalt geworfen. Der 53-jährige Künstler erstattete Anzeige.
Nach polizeibekannten körperlichen Angriffen aus der rechten Szene vor einigen Jahren – der Täter wurde rechtskräftig verurteilt – fand der Künstler am Montagmorgen (23. Oktober) um 8 Uhr die Flugblätter vor seiner Wirkungsstätte in der denkmalgeschützten Brotfabrik in Beeck. Darauf zu sehen waren die israelische Flagge samt Davidstern und die Aufschrift: „Tretet drauf auf die Flagge, spuckt drauf, verbrennt die Flagg: Free Palestine!!!“
Davidstern am Eingang der alten Brotfabrik in Duisburg-Beeck
Auf der Straße habe ein Mann gestanden, der ein palästinensisches Halstuch trug und sein Haus fotografierte, schildert Cyrus Overbeck die Situation: „Nach eigenen Angaben sei er Marokkaner und Moslem, und Muslime hätten nichts gegen Juden. Dann fragte er mich, wo denn der Judenstern an meinem Haus sei.“
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Der Davidstern befindet sich seit 2021 am Eingang der Brotfabrik. Anlass dafür war das Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Für viele Projekte in diesem Rahmen, die Cyrus Overbeck zusammen mit dem Heimatverein Hamborn durchführte, wurde der Heimatpreis der Stadt Duisburg verliehen. „Den Stern haben wir aber nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel mit einem Herzen zugehängt“, sagt Overbeck und ergänzt: „Der Mann kannte sich also bereits gut aus.“
Seine Mutter, die aus einer jüdischen Familie stammt, habe ihn darum gebeten, aus Angst vor Anschlägen. Seit Jahren gebe es immer wieder Attacken auf die Familie. Im vergangenen Jahr sei nachts um 1.57 Uhr das Wohnzimmerfenster eingeworfen worden, berichtet der Künstler, seine Eltern und er würden mit Hitlergrüßen und Beleidigungen konfrontiert. Das alles sei der Polizei bekannt und dokumentiert, was die Behörde bestätigt.
Polizei Duisburg: „Nehmen das nicht auf die leichte Schulter“
Den jüngsten Vorfall und das Gespräch mit dem vermeintlichen Marokkaner schildert Overbeck so: „Abstruserweise hat er mich gefragt, warum ich denn solche antisemitischen Flugblätter verteilen würde, ich sei doch selbst Jude. Eine Frau mit langen, schwarzen Haaren habe ihm gesagt, sie habe gesehen, dass ich selbst die Flugblätter verteilt habe. So etwas Absurdes muss man sich mal vorstellen.“ Er würde ihn anzeigen, habe der Unbekannte gedroht.
Auf Nachfrage berichtet die Polizei Duisburg: „Gegen 11.30 Uhr ist der Künstler mit Flugblättern auf der Wache Hamborn erschienen und hat nach einem langen Gespräch Anzeige erstattet. Auch der Staatsschutz ist eingeschaltet, der die Lage jetzt bewerten wird. Wir werden dem Sachverhalt auf jeden Fall nachgehen und nehmen den Vorfall auf keinen Fall auf die leichte Schulter.“ Natürlich würden auch die Flugblätter intensiv untersucht und Zeugen vernommen.
Eine Anzeige gegen den Künstler sei bisher nicht erstattet worden, erklärt die Polizei. Sie ermittelt jetzt wegen Volksverhetzung.