Duisburg. Deutschland diskutiert über Kleiderordnungen an Schulen, an der Duisburger St. George’s School ist das Realität. Was die Privatschüler sagen.
Reizthema: Schuluniform. Dürfen Schülerinnen und Schüler in Jogginghose und ausgelatschten Sneakers durch die Klassenräume schlurfen oder hat eine Kleiderordnung Vorteile? Der Vorschlag des Bundeselternrats, die Vertretung der allgemein- und berufsbildenden Schulen: Eine Kleiderordnung an Schulen soll eingeführt werden. Das sorgt zurzeit für unglaublich viel Wirbel. Darüber können die Schüler der privaten St. George’s School in Ungelsheim nur müde lächeln. Und auch am St. Hildegardis Gymnasiums im Dellviertel gibt es feste Vorgaben.
Für sie ist eine Schuluniform, beziehungsweise ordentliche Kleidung in der Schule eine Selbstverständlichkeit. Und keine Aufregung wert. „Unser Grundsatz basiert auf der Überzeugung, dass unsere Schuluniform ein Gefühl des Stolzes auf die Schule fördert und das Zugehörigkeitsgefühl verstärkt. Außerdem ist unsere Uniform praktisch und unverwechselbar, und sie identifiziert die Kinder und Jugendlichen mit der Schule“, sagt Eva Fromm, Kommunikations-Managerin der St. George´s School.
Die Uniform – ein Dunkelblau mit dezenten roten Streifen und Wappen – sei sorgfältig ausgewählt worden, um die Werte der Schule zu verkörpern und die Bedürfnisse der Schüler zu berücksichtigen. Sie lenke im Unterricht nicht ab wie es modische Kleidung tun könnte und gebe den Kindern das Gefühl, dass sie „einander in Bezug auf das Aussehen gleich sind, es ist ein wichtiger Teil unserer Identität.“
St. George´s School in Duisburg: Schüler sind stolz auf ihre Uniform
Das sehen auch die Schüler selbst so. „Das Tragen einer Uniform schafft eine Verbindung zwischen allen Schülern an der St. George’s Schule und baut eine interaktive und vernetzte Gemeinschaft auf. Allein durch das Tragen dieses Symbols unserer Schule wird ein gegenseitiges Verständnis zwischen den Schülern geschaffen, da wir alle etwas gemeinsam haben“, meint einer von ihnen. Für einen anderen Schüler bedeutet die Uniform eine entscheidende Rolle, wenn es um „unsere Werte geht: Neugier, Mut, Vertrauen und Gemeinschaft.“
Sie alle sind stolz, diese Schuluniform tragen zu dürfen. Es sei ein sichtbares Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, verringere die Unterschiede und erhöhe das Selbstbewusstsein. Außerdem mache die Uniform andere Menschen immer wieder neugierig auf die Gemeinschaft und die Geschichte der Schule. „Und da Uniformen an Deutschlands Schulen nicht üblich sind, unterscheiden wir uns von der Mehrheit und der Norm, wodurch wir uns zu etwas verpflichten, das ungewöhnlich ist.“
Es sei ein sinnvolles Mittel, um die individuellen Schwächen aller Menschen beiseitezuschieben und das Risiko der Diskriminierung zu verringern. Gegängelt oder bevormundet, wie es in der Kritik auf den Kleiderordnungs-Vorschlag heißt, fühlen sich die Kinder und Jugendlichen der St. George’s Schule überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Es macht sie stolz, zu einer Gemeinschaft zu gehören, die für gelebte Werte und Respekt nach innen und außen steht.
Alle Schüler haben eine Sport-Uniform und eine Alltags-Uniform, bei denen sie zwischen verschiedenen Varianten wie beispielsweise Hose und Polo-Shirt, Rock und Hemd oder einem Kleid wählen können. Die Ordnung, die sich die Schule selbst gegeben hat, umfasst auch Richtlinien für das Tragen von Schmuck. Er sollte zurückhaltend sein. In den Jahrgangsstufen sieben bis 13 sind dezentes Make-up und Nagellack erlaubt.
Das Hildegardis-Gymnasium schreibt angemessene Kleidung vor
Das Bischöfliche St. Hildegardis-Gymnasium, das vor Kurzem sein 125-jähriges Bestehen feierte, fand vor und nach dem Jubiläumsfest nicht die Zeit, für ein Gespräch mit unserer Zeitung über Schulkleidung.
Auf der Homepage des bischöflichen Gymnasiums ist allerdings die Haus- und Schulordnung laut Konferenzbeschluss vom 17. Juni 2015 nachzulesen. Da heißt es: „Erfolgreiches Lernen und Miteinander in der Schule setzen voraus, dass alle sich an Regeln halten, die eine gute Unterrichtsatmosphäre unterstützen. Unter dem Punkt „Kleidung“ ist zu lesen: „Wir tragen Kleidung, die dem gemeinsamen Lernen und der Konzentration angemessen und förderlich ist. Das Tragen von Kopfbedeckungen im Unterricht ist untersagt. Die Lehrkräfte sowie die Schulleitung weisen die Schülerinnen und Schüler auf unangemessene Kleidung hin, informieren die Eltern darüber.“
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Da geht es nicht um Uniformen, aber um angemessene Kleidung, die eine weit gefasste Kleiderordnung beinhaltet. Also genau um das, was der Bundeselternrat zuletzt angeregt hatte.
>>Stimmen gegen Kleidervorschriften in Schulen
- Was in vielen Ländern eine Selbstverständlichkeit ist – Schuluniform – führt in Deutschland zu harten und sehr kontroversen Diskussionen. Es gebe dringlichere Probleme, die unsere Aufmerksamkeit verdienen, erklärte die Generalsekretärin der Bundesschülerkonferenz (BSK), Wiebke Maibaum. Zum Beispiel die Qualität der Bildung und die digitale Ausstattung.
- Die Katholische Elternschaft Deutschlands (KED) sieht sogar die „Gefahr der Diskriminierung“. Deren Bundesvorsitzende Marie Theres Kastner meint, das Bildungssystem in Deutschland solle sich vielmehr darauf konzentrieren, Werte wie Toleranz, Respekt und gegenseitige Akzeptanz zu vermitteln. Ärmere und armutsgefährdete Familien hätten schon genug Sorgen; einheitliche Kleidervorschriften würden hier zu erheblichen Mehrbelastungen führen.