Duisburg. Biwenav heißt der neue Bildungsnavigator für Schüler in Duisburg. Was er kann und welche Erfahrungen 15-Jährige beim ersten Test gemacht haben.

Die Wege nach einem Schulabschluss sind vielfältig. Ausbildung oder Berufskolleg, Abitur oder Auslandsjahr, Studium, Stipendium? An Duisburger Schulen führt künftig ein digitaler Bildungswegenavigator durch den Dschungel der Möglichkeiten: „Biwenav“ heißt das neue Berufsorientierungsangebot.

„Biwe… was?“ lautet auch gleich eine der ersten Überschriften auf der Webseite. Bis sich das Wort im allgemeinen Sprachgebrauch etabliert hat, wird es wohl dauern. Praktisch ist das Angebot gleichwohl. Nach einem Multiple-Choice-System können sich Benutzer auf dem Weg zum Traumjob übersichtlich durch verschiedene Fragen klicken, die aufeinander aufbauen und bei jedem Klick individuelle Möglichkeiten aufzeigen.

Das Portal versucht zudem, Ängste zu nehmen. In jeder Fragestufe kann man „ich weiß es nicht“ anklicken. „Keine Sorge! Wir helfen dir und geben dir viele Tipps“ verspricht das Portal. Oder sagt „No panic!“

Neuer Bildungswegenavigator Biwenav soll Schülern Wege ebnen

Basis für die Webseite ist ein Studienprojekt in Düsseldorf 2021, in Wuppertal, Oberhausen und Remscheid sind nun ähnliche Angebote an den Start gegangen, in Mülheim und im Kreis Wesel sind Biwenav’s im Bau.

In Duisburg finanziert die Stadt das Portal, gefördert vom Land NRW und der EU. Und es bleibt in Bewegung: „Der Biwenav lebt, er kann jederzeit ergänzt und aktualisiert werden“, erklärt Jennifer Mehrtens, die das Projekt auf städtischer Seite begleitet. Und es ist eine sinnvolle Erweiterung des landesweiten Projekts „Kein Abschluss ohne Anschluss“.

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Bildungsdezernentin Astrid Neese betonte bei der Vorstellung, dass jeder Schüler, jede Schülerin die „wertvolle Fachkraft von Morgen“ sei. Um sie alle zu erreichen, geht Biwenav auf Tour: In verschiedenen Schulen soll der Navigator vorgestellt werden. Die Kooperationspartner von IHK und Kreishandwerkerschaft, Unterer Schulaufsicht, Agentur für Arbeit und Berufskollegs wollen auf ihren eigenen Plattformen für das Angebot trommeln.

Schüler der Sekundarschule Hamborn fühlen sich vom Biwenav inspiriert

An der Justus-von-Liebig-Sekundarschule haben Schülerinnen und Schüler die Webseite schon kennengelernt. Klaudia (15) bekennt, dass sie zunächst mehr damit herumgespielt hat. „Aber wenn es ernst wird, würde ich auch ernsthaft damit arbeiten.“ Anna hat die Chance sofort genutzt: „Ich will Abitur machen, wusste aber nicht, wo. Das Tool hat mir Inspirationen gegeben.“

Hilfreich ist es auch für Belkia. Der 16-Jährige kam vor zehn Jahren mit seiner Familie aus Bulgarien nach Duisburg. Das Schulsystem in der alten Heimat sei total anders. Über das Biwenav bekomme er Orientierungshilfe und erfuhr so auch von der Möglichkeit, Schnupperpraktika zu machen. Auch die Jugendsprache sei „gut getroffen“, loben die drei.

Biwenav heißt der neue Bildungsnavigator.
Biwenav heißt der neue Bildungsnavigator. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Schon in Klasse 7 und 8 hätten sie über das Berufsinformationszentrum mit dem Thema Berührungspunkte gehabt. „Aber da war das noch so weit weg“, beschreibt Klaudia. Das bestätigt ihre Lehrerin Sonja Dargazanli, in jedem Abschlussjahrgang gebe es viele, die erst nach dem ersten Halbjahr anfangen, sich echte Gedanken zu machen. Vorher seien alle Berufsorientierungsangebote an ihnen „vorbeigerauscht“.

Die Quote derer, die nach Klasse 10 eine Ausbildung machen, sei nicht hoch. „Viele wollen das Abitur machen, sie haben im Kopf verankert, dass man das braucht.“ Erschwerend komme hinzu, dass sie nur schwer Praktikumsplätze finden. Für das dreiwöchige Blockpraktikum nach den Herbstferien fehlen immer noch Betriebe. Dabei sei das für Arbeitgeber eine Chance, früh potenzielle Azubis zu binden.

Sie hoffe, dass ihre Schüler über das Biwenav neue Impulse bekommen. Viele von ihnen würden von den Eltern nur wenig Unterstützung bekommen. Die eine Hälfte werde dadurch „super selbstständig, die andere Hälfte braucht bis zum Schluss viel Unterstützung“.

Schüler „bombastisch“ im Sozialverhalten

Dargazanli hat Verständnis für die Jugendlichen. „Wusste ich, was ich mit 15 werden will? Nein.“ Es zähle, am Ball zu bleiben. Die Klassenlehrer seien engagiert, üben mit den Schülern auch telefonieren, bis sie sich trauen, in einem Betrieb anzurufen. „Unsere Schüler sind vielleicht nicht die leistungsstärksten, aber dafür bombastisch im Sozialverhalten. Wir können sie guten Herzens jedem Betrieb empfehlen.“.

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>>DER BILDUNGSNAVIGATOR BIWENAV

  • Der Bildungsnavigator ist unter www.biwenav-duisburg.de zu erreichen. Er ist barrierearm, in vielen verschiedenen Sprachen von Arabisch über Farsi bis russisch abrufbar.
  • Auch Eltern und Erziehungsberechtigte können sich hier informieren. Verlinkt sind eine Vielzahl von Ausbildungs- und Studienberatungsangeboten, Erklärvideos. Einen Platz hat aber auch die schulpsychologische Beratungsstelle, um jenen zu helfen, denen der nächste Schritt im Leben mehr Probleme bereitet, als ihnen gut tut.