Duisburg. Das Forum ist in Duisburgs Innenstadt das Aushängeschild. Schon der Start des Einkaufszentrums war hoffnungsvoll. So ist die jüngste Entwicklung.

Das Forum erlebt am 18. September sein 15-jähriges Bestehen. Mit dem Einkaufszentrum ist in Duisburg ein neuer innerstädtischer Einzelhandelsschwerpunkt gewachsen. In einer kränkelnden Innenstadt ragt das Center heraus, dabei stand der Bau zunächst auf der Kippe.

Es war das Jahr 2003 als bei der Münchener Immobilienmesse Expo Real ein Millionen-Projekt mit dem Arbeitstitel „Forum“ aus dem Hut gezaubert wurde und die neue Zukunft der Duisburger Innenstadt zeichnete. Ganz still und geheim hatte der Projektentwickler AM Development, später umbenannt in Multi Development, an der Idee gearbeitet. Zwischen Tonhallen- und Claubergstraße sollte angrenzend an die Königstraße ein neuer Publikumsmagnet entstehen.

Auf dem Schreibtisch der Stadtspitze lag da schon das Projekt „Multi Casa“, mit dem eine riesige Einkaufsmeile auf der Güterbahnhofsbrache hätte entstehen sollen. Der Streit um den Bau hatte die Entwicklung in der Innenstadt lange gelähmt, Karstadt als Ankermieter hatte sogar die Realisierung des Forums an das Ende für die Multi Casa-Träume geknüpft. Durch das Veto der schwarz-grünen Mehrheit beendete schließlich der Stadtrat mit dem damaligen OB Adolf Sauerland an der Spitze das Bauvorhaben „Multi Casa“. Der Weg für das Forum war somit frei – und am Güterbahnhof heißt es nun Wohnen statt Konsum: Das Wohnbauprojekt „Duisburger Dünen“ entsteht.

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Forum in Duisburg: Abrissarbeiten und Bau

Am 7. September 2005 fiel der Startschuss für die Abrissarbeiten und die Bagger buddelten eine riesige Grube ins Herz der Innenstadt. Nicht nur das veraltete Karstadt-Haus und ein Verwaltungsbau der Spedition Spaeter wurden abgerissen, sondern auch Wohnbebauungen mussten weichen. Sogar die Straße „Am Buchenbaum“ wurde überbaut und ist in Teilen verschwunden.

Das ehemalige Karstadt-Haus und die Verwaltung der Spedition Spaeter mussten für das Einkaufszentrum Forum weichen.
Das ehemalige Karstadt-Haus und die Verwaltung der Spedition Spaeter mussten für das Einkaufszentrum Forum weichen. © NRZ | GEINOWSKI, Friedhelm

Mehr als 100.000 Tonnen Schutt mussten die Arbeiter beiseite schaffen, ehe der neue Konsumtempel in die Höhe wachsen konnte. Die Grundsteinlegung erfolgte am 23. Februar 2007.

Ein Blick in die Baugrube im September 2006. Heute finden wir an Ort und Stelle das Einkaufszentrum Forum.
Ein Blick in die Baugrube im September 2006. Heute finden wir an Ort und Stelle das Einkaufszentrum Forum. © NRZ | GEINOWSKI, Friedhelm

Mehr als 8100 Tonnen Stahl und 55.000 Kubikmeter Beton wurden für das Forum verbaut. Das Center besteht aus mehreren Gebäudeteilen, die eine eigene Fassadengestaltung vorweisen: Die rötlichen Backsteine für das Karstadthaus, heller Naturstein für die weiteren Handelsflächen. Zwischen diesen beiden prägenden Baukörpern liegt der zurückversetzte Eingangsbereich mit viel Glas. Die Glasüberdachung, die die Komplexe zusammenfasst, misst 3450 Quadratmeter und soll für eine offene Atmosphäre sorgen.

Forum: Schon vor der Eröffnung fast voll vermietet

Bereits ein Jahr vor der Eröffnung waren 87 Prozent der Flächen vergeben. Neun Monate vor der Eröffnung waren gar 96 Prozent der Flächen vermietet. Wenngleich sich einige Mieter verabschiedet haben, sind andere dazu gekommen: Bis heute weist das Forum – ganz anders als die Königsgalerie – einen geringen Leerstand auf.

Und trotzdem hätte man wohl – mit dem Wissen der Gegenwart – das Center anders strukturiert, denn der Fokus bei der Planung lag auf Handelsflächen. Die Gastronomie, so heißt es in archivierten Zeitungsartikeln im Stadtarchiv, sei bewusst klein gehalten worden. Heute brauchen Innenstädte aber mehr Zutaten und die Städte wollen weg von ausschließlich Handelsflächen in eine stärkere Durchmischung des Angebots.

Warum das Forum alleine die Duisburger Innenstadt nicht rettet

190, 200, 210 und 220 Millionen – in Archivtexten der lokalen Presse finden sich unterschiedliche Antworten, wie teuer der Bau des Einkaufszentrums war. Die Wahrheit wird wohl irgendwo dazwischen liegen. Die Stadtspitze hat mit dem Bauvorhaben aber millionenschwere Hoffnungen verbunden: Mit dem Forum könne sich Duisburg zur „booming-town“ in NRW entwickeln, sagte der zu Baubeginn amtierende OB Adolf Sauerland. Es sollte so der Aufstieg zur regional bedeutenden Einkaufsstadt gelingen.

15 Jahre später ist klar: Duisburg kann trotz Funktion als Oberzentrum des Niederrheins noch immer nicht als klassische Einkaufsstadt der Metropole Ruhr bezeichnet werden. Im Vergleich mit anderen vergleichbaren B-Städten ist der Kaufkraftzufluss zu gering. Mit Oberhausen oder Düsseldorf gibt es zudem starke Konkurrenz in direkter Nachbarschaft.

„Wir sind nicht die Lokomotive der Innenstadt, wir sind nur ein großer Waggon“, ordnete Lutz Müller, ehemaliger Centermanager des Forums, die Situation richtig ein, denn für eine funktionierende Innenstadt brauche es mehr als ein funktionierendes Einkaufszentrum. „Wir versuchen unseren Beitrag zu leisten, dass die Innenstadt attraktiv bleibt“, sagt auch der aktuelle Centermanager Holger Höfner.

Eröffnung des Forums: Eine Millionen Besucher in vier Wochen

Der Start vor 15 Jahren war bemerkenswert: Am Eröffnungstag hatten sich 500 Menschen bereits um 6 Uhr vor der Tür versammelt. Sie wollten von Eröffnungsangeboten bei Saturn profitieren. Der Andrang auf die Innenstadt war am ersten Samstag nach der Eröffnung so groß, dass um kurz vor 19 Uhr die Geldautomaten der Sparkasse keine Scheine mehr ausgaben. Am folgenden verkaufsoffenen Sonntag spricht der ehemalige Forum-Manager von 100.000 Besuchern in der Innenstadt.

Das Forum bei der Eröffnung am 18. September 2008. In den ersten Wochen und Monaten strömten viele Menschen in das neue Einkaufszentrum in der Innenstadt.
Das Forum bei der Eröffnung am 18. September 2008. In den ersten Wochen und Monaten strömten viele Menschen in das neue Einkaufszentrum in der Innenstadt. © NRZ | NRZ-Foto: Lars Fröhlich

Nach vier Wochen hatte das Forum schon eine Million Besucher gezählt. Nach 57 Öffnungstagen wurde dieser Wert bereits verdoppelt. Drei Monate nach der Eröffnung des Centers konnten die Macher schon den dreimillionsten Besucher begrüßen. Die zuvor genannte Zielsetzung von 30.000 Gästen am Tag wurde somit übertroffen. Am Ende des ersten Jahres sollen neun Millionen Menschen das Forum besucht haben.

Einkaufszentrum mit Zugewinnen bei der Kundenfrequenz

Und heute? Konkrete Zahlen nennt Betreiber Klépierre im Gespräch nicht mehr. Das französische Unternehmen hält seit 2015 und der Fusion mit Corio das Zepter im Forum in der Hand. Die niederländische Investorengruppe hatte das Einkaufszentrum zuvor 2010 für kolportierte 228 Millionen Euro gekauft. Einen kleinen Einblick gibt Centermanager Höfner trotzdem: „Wir haben eine tolle Entwicklung. Im Vergleich zum Vorjahr haben wir Zuwächse von knapp zehn Prozent“, sagt Höfner zur Kundenfrequenz. Auf der Internetseite heißt es indes, dass das Einkaufszentrum jährlich 8 Millionen Besucher anlocken soll.

>> BAU DES FORUMS IN DUISBURG

Eine Hürde für den Bau war das 1900 gebaute Gebäude Claubergstraße 11, das unter Denkmalschutz steht und deshalb einfach nicht überplant werden konnte. Das Gebäude im Stil der italienischen Klassik gehörte ursprünglich zur Bergisch-Märkischen Bank und wurde 1909 von der Duisburg-Ruhrorter Bank übernommen. Das Haus wurde abgerissen, doch die Fassade blieb stehen und wurde letztlich in das Forum integriert.

Nur noch die Fassade stand: Das ehemalige Bankgebäude musste in das Forum integriert werden, die Fassade steht unter Denkmalschutz.
Nur noch die Fassade stand: Das ehemalige Bankgebäude musste in das Forum integriert werden, die Fassade steht unter Denkmalschutz. © WAZ | Photo: Andreas Mangen

65 Meter misst die goldene Leiter, die weit sichtbar über das Forumsdach in Duisburgs Himmel ragt. Das tonnenschwere Kunstwerk wurde im Windkanal getestet und ist durch Betonsockel und Seile in der Tiefgarage gesichert. Die Leiter ist mit einer hauchdünnen Schicht aus 24-Karat-Blattgold ummantelt. Es gibt 48 Sprossen in den Himmel.

Blick von der Leiter: Das Kunstwerk im Forum muss regelmäßig gewartet werden. Dieses Bild ist 2017 entstanden. Die Dachterrasse, die zu Karstadt gehörte, hat mittlerweile geschlossen.
Blick von der Leiter: Das Kunstwerk im Forum muss regelmäßig gewartet werden. Dieses Bild ist 2017 entstanden. Die Dachterrasse, die zu Karstadt gehörte, hat mittlerweile geschlossen. © FUNKE Foto Services | Stephan Eickershoff