Duisburg. Beim Sommerkino sind die Stummfilm-Aufführungen mit musikalischer Begleitung der Höhepunkt. Wie die Duisburger Philharmoniker begeistern.

Beliebter Höhepunkt und Abschluss des Sommerkinos sind die Aufführungen klassischer Stummfilme mit musikalischer Begleitung durch die Duisburger Philharmoniker. Diesmal gab es drei Aufführungen von Charlie Chaplins „Der Zirkus“ aus dem Jahr 1928.

Sommerkino im Landschaftspark: Duisburger Philharmoniker begleiten den Film „Der Zirkus“

Bei Publikum sorgte Chaplins Humor auch nach 95 Jahren immer noch für viel Gelächter. In seiner Einführung verrät Michael Beckmann als Leiter des Filmforums und des Sommerkinos, dass „Der Zirkus“ im Jahr 1928 in Duisburg zwar als „erster Lustspielschlager der Spielzeit“ angepriesen worden wäre, aber sowohl im Marxloher „Provinzialtheater“ als auch im späteren „Gloria“ auf der Königsstraße nur eine Woche gelaufen sei.

Nur die Eröffnungssequenz und bei den Filmtiteln ertönt die Musik vom Band – denn da singt Chaplin selbst.
Nur die Eröffnungssequenz und bei den Filmtiteln ertönt die Musik vom Band – denn da singt Chaplin selbst. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Damals gab es schon eine Begleitmusik, aber mit der war Chaplin so unzufrieden, dass er in den 1960er Jahren eine neue und eigene Musik schrieb, die nun auch im Sommerkino von den Duisburger Philharmonikern gespielt wird. Lediglich in der Eröffnungssequenz und bei den Filmtiteln erklingt die Tonspur des Filmes, denn hier singt der 79-jährige Chaplin selbst sein Lied „Swing Little Girl“.

Charlie Chaplin schlüpft in diesem Film wieder in die klassische Rolle des Tramps, der durch Zufall die Hauptattraktion eines fahrenden Zirkus wird. Dem geht es schlecht, denn die Clowns sind nicht lustig und der Artistin Merna, Tochter des brutalen Direktors, gelingen ihre Kunststücke nicht.

„Der Zirkus“ trifft auch nach 95 Jahren den Humor der Zuschauer

Der Tramp gelangt auf einer Verfolgungsjagd mit der Polizei, die ihn irrtümlich für einen Taschendieb hält, in den Zirkus. Schon die Eröffnungsszene, in welcher der mittellose Tramp einem Kleinkind, das vom Vater auf den Arm gehalten wird, das Brötchen wegisst und die anschließende Jagd durch ein Spiegelkabinett, kommen beim Publikum gut an. Der Tramp wird dann mit seiner Tollpatschigkeit der Star des Zirkus, ohne dass er es selbst begreift, denn offiziell ist er nur als Requisiteur angestellt.

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Chaplins Musik unterteilt sich in längere Abschnitte und untermalt Szenen und Situationen, nicht jedoch einzelne Aktionen. Die Zirkuswelt wird mit fröhlichen Klängen der Blechbläser und federndem Schlagwerk beschrieben, zu Verfolgungsjagden gibt es dahinjagende Läufe der Streicher.

Aber natürlich haben Geschichte und Musik auch ihre poetischen Momente: Wenn der Tramp ein Ei auf offenem Feuer kocht, gibt es ein schönes Geigensolo. Als er sich in Merna verliebt, erklingt eine gefühlvolle Melodie auf der Oboe. Unter der Leitung von Stefanos Tsialis spielen die Duisburger Philharmoniker Chaplins Musik und treffen dabei genau die Atmosphäre der einzelnen Szenen. Mit solchen Auftritten zeigt sich das Orchester einmal mehr als künstlerisches Aushängeschild der ganzen Stadt.

Obwohl Chaplins Film 95 Jahre alt ist, trifft er das Publikum immer noch im Humorzentrum: Selbst Verfolgungsjagden, Torten im Gesicht und Tritte in den Po bringen das Publikum beim ausverkauften Sommerkino zum Lachen. Auch der wortlose Wutausbruch des zornigen Zirkusdirektors sorgt für Heiterkeit.

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Ein Running-Gag im besten Sinne des Wortes ist der Esel, vor dem der Tramp immer wieder flüchtet. Wenn Chaplin in Fässer fällt, Stangen herunterrutscht und auf dem Seil balanciert, erlebt man zudem, welch großartiger Artist er war.

Das Ende des Filmes ist bittersüß, denn der Tramp verzichtet auf Merna und führt sie mit dem Hochseilartisten Rex zusammen, in den sie verliebt ist. Der Tramp wirft sogar Konfetti zur Hochzeit, und zu einer einsamen Melodie bleibt er am Ende alleine zurück. Das Publikum feiert die Duisburger Philharmoniker mit langem Beifall. Am Ende gibt es sogar noch eine Zirkusmusik als Zugabe.