Duisburg. Auf einer Familienfeier in Duisburg soll ein Duo auf einen 28-Jährigen eingestochen haben. Video bringt vor Gericht einer überraschende Wende.

Nach nur zwei der ursprünglich sieben Verhandlungstage endete vor dem Landgericht am König-Heinrich-Platz überraschend das Verfahren gegen zwei 21 und 34 Jahre alte Männer. Ihnen wurde versuchter Totschlag vorgeworfen.

Laut Anklage hatten sie in der Nacht zum 24. September 2022 bei einer rumänischen Familienfeier in einem Festsaal an der Friedrich-Alfred-Straße in Rheinhausen in Tötungsabsicht auf einen 28-jährigen Hagener eingestochen und ihn lebensgefährlich verletzt. Doch ein Video, das den Tumult zeigte, brachte die schnelle Wende.

Gegen 2 Uhr nachts waren zwei Familienstämme aneinander geraten. Fäuste und Stühle flogen. Die Staatsanwaltschaft war davon ausgegangen, dass der 21-Jährige eine bestimmte Situation ausgenutzt haben soll, um auf den Hagener einzustechen. Dann soll auch der 34-Jährige ein Messer gezogen und in Richtung der Brust des Widersachers Stichbewegungen ausgeführt haben.

Video zeigt Eskalation auf Familienfeier in Duisburg

Die Polizei musste die Feier mit einem Großaufgebot auflösen. Der 28-Jährige wurde ins Krankenhaus gebracht. Er trug mehrere, teils oberflächliche, teils tiefe Stichwunden in Brust- und Schulterbereich davon. Durch einen 25 Zentimeter langen Schnitt am rechten Oberarm wurde sein Bizeps durchtrennt.

Das Videomaterial zeigte nun allerdings einen etwas anderes Tathergang als in der Anklageschrift beschrieben. Schnell kamen die beteiligten Juristen zu dem Schluss, dass eine Notwehrhandlung der beiden Angeklagten nicht auszuschließen war. Zudem blieb unklar, ob die Stiche des 34-Jährigen ihr Ziel überhaupt trafen. Auf Antrag des Staatsanwaltes wurde das Verfahren gegen die beiden Männer ohne Auflagen eingestellt.

Geschädigter war nicht mehr an Strafe interessiert

Der 28-Jährige hatte zuvor in seiner Zeugenaussage deutlich gemacht, dass er nicht an einer Bestrafung der Angeklagten interessiert sei. Angeblich konnte er sich nicht mal mehr erinnern, welcher Arm ihm eigentlich aufgeschlitzt worden war. Ein klares Indiz dafür, dass die beteiligten Familien die Sache längst untereinander geregelt haben.

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Die Auseinandersetzung hatte sich übrigens an einem Streit um die soziale Rangfolge in der Feiergemeinde entzündet. Offenbar stand eine Gruppe in den Augen einiger Feiernder deutlich unter den anderen. Und so hatte es für Empörung gesorgt, dass Musiker die Frechheit besaßen, die weniger bedeutsamen Gäste anzuspielen.