Duisburg. Das Bistro Ginkgo liegt etwas versteckt in der Duisburger City und unterscheidet sich vom Standard-Asiaten. Was das Konzept so besonders macht.
Das Bistro Ginkgo ist bei Google eines der am besten bewerteten Restaurants in Duisburg. Das asiatische Lokal, das etwas versteckt am Buchenbaum in der Innenstadt liegt, gibt es seit 2020. Einen Tag, bevor der erste Lockdown kam, öffneten Min und Michael Busch die Türen. Der allererste Gast durfte dann am 1. Juli 2021 bei ihnen im Lokal speisen. Die Küche, die sie anbieten, unterscheidet sich erheblich von den Standard-Asiaten.
Ente süß-sauer sucht man auf der Karte vergeblich. Und statt sieben Kostbarkeiten werden drei aufgetischt – Kartoffeln, Aubergine und Paprika in selbst gemachter Knoblauchsoße. Mit dem Bistro Ginkgo hat Min Busch sich einen Traum verwirklicht. Dabei startete ihre Karriere als Gastronomin eher so, dass sie diese direkt wieder beenden wollte.
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Min Busch stammt aus der Millionenstadt Nanjing. In Wuhan studierte sie Literaturwissenschaften und Germanistik. Schon als 19-Jährige sprach sie so gut Deutsch, dass es einen ersten Kontakt zu Duisburg gab. „Oberbürgermeister Krings war mit einer Wirtschaftsdelegation zu Gast und ich wurde gefragt, ob ich übersetzen könnte“, erinnert sich die heute 54-Jährige. Später bekam sie ein Stipendium und wurde nach Duisburg eingeladen. Die Uni hieß damals noch „Gerhard Mercator“ und war noch nicht mit Essen fusioniert. „In der alten Mercatorhalle musste ich dann bei einer Konferenz mit dem OB auch mal simultan übersetzen“, blickt sie stolz zurück.
Paar lernte sich im Duisburger Studentenwohnheim kennen
In Duisburg angekommen, zog sie ins Studentenwohnheim an der Kammerstraße. Dort wohnte auch ihr heutiger Ehemann Michael. Sie in der ersten Etage, er in der dritten. Bei gemeinsamen (Küchen-)feten lernten sich die beiden durch Zufall kennen. Michael Busch kommt eigentlich aus Aachen. Weil man in Duisburg Ostasienwissenschaften mit den Schwerpunkten Wirtschaft und China studieren konnte, zog es ihn nach Duisburg. Er spricht perfekt Chinesisch.
Bei einem Uni-Fest machten die beiden ihre ersten gastronomischen Erfahrungen. Sie boten gedämpfte Teigtaschen an, die sie zuvor schon einige Male für Freunde gemacht hatten. In Absprache mit dem Studierendenwerk durften sie sogar die Küche in der M-Mensa benutzen. Erst wurde der Hefeteig zubereitet, anschließen mit Gemüse gefüllt. Am Festtag selbst wurden die Teigtaschen dann nur noch gedämpft. „Die, die sie probiert haben, fanden sie lecker. Aber leider ist nur die Hälfte weggegangen und wir sind mit Miese da rausgekommen.“ Die Reste wurden im Studentenwohnheim verteilt – und das Paar schwor sich eigentlich, nie wieder etwas mit Gastronomie zu machen.
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Es sollte anders kommen. Doch erst einmal heuerten die beiden bei einem Bauunternehmen an, dass in Deutschland Fertighäuser an Bauentwickler nach China verkaufte. „In China planen Bau-Entwickler ganze Viertel“, beschreibt Michael Busch. 24 Container braucht es für so ein Gebäude. Deutsche Qualität ist gefragt. Min Busch ist allerdings froh, dass sie in Deutschland wohnt. „Ich habe mich so nach einem Ort gesehnt, in dem die Luft gut ist und man das Leitungswasser trinken kann.“
Im Bistro kommen die deutsche und asiatische Esskultur zusammen
Mit dem Bistro Ginkgo will sie beide Kulturen miteinander verbinden. Sie verwendet beispielsweise typisch deutsches Gemüse und nutzt chinesische Kochtechniken. Zwar werden asiatische Gemüsesorten auch in den Niederlanden angebaut, doch die kosten ein Vielfaches von einheimischen Sorten. Ohnehin haben die beiden in den vergangenen Monaten das Konzept noch einmal überarbeitet. „In der ersten Zeit hatten wir viele Lieferando-Kunden. Doch die meisten haben nur einmal bestellt“, erklärt Michael Busch. Offenbar erwarteten sie ein anderes Essen.
Also sortierte sich das Lokal bei dem Lieferdienst nicht mehr unter „Asiatisch“ ein, sondern in der Kategorie Vegetarisch und Vegan. So konnten sie allerdings keine Fleisch- oder Fischfonds mehr nutzen. Min Busch suchte also nach Alternativen, wollte aber auf Zusatzstoffe wie Glutamat verzichten. Also setzte sie ihre eigenen Soßen an, fermentierte, ließ Soja-Soße reifen, fand heraus, dass die Chili-Soße milder wird, wenn sie länger lagert. „Ich möchte, dass auch Allergiker bei mir alles essen können und sich keine Sorgen machen müssen“, betont sie.
Auf der Karte sind die Gerichte unterteilt in „Original und Umami“. Darunter finden sich etwa „Gebratene Mungosprossen, leicht sauer und duftig, mit japanischer Sojasoße“. Oder „Gurken Wakame Salat“ oder gebratener China-Kohl mit Shiitake-Pilzen. Zudem gibt es eine Kategorie „Teriyaki“, „Miso“, ein Mittagsmenü und ein Genießermenü. „Dabei kann man sagen, was man gar nicht mag oder verträgt und ich serviere verschiedene Gänge“, erklärt Min Busch. Für sie ist jeder neuer Teller wie Malerei – immer kunstvoll und ein bisschen anders. „Nur die Industrie will alles gleich machen“, findet sie. So kommt es denn auch, dass das Paar bald auch die letzte Industrie-Limo von der Karte verbannen will. Coca-Cola verkauft sich bei ihnen ohnehin nur schleppend, die hausgemachten Limos wie Maulbeere-Grapefruit oder Mirabelle und Apfel kommen viel besser an. „Die Äpfel sind aus eigener Ernte.“
Das besondere Konzept der beiden könnte sich ruhig noch etwas mehr herumsprechen. Wenn in Duisburg Veranstaltungen stattfinden, kommen viele auswärtige Gäste. Der eine oder andere Einheimische muss noch auf die Idee kommen, in der zweiten Reihe der Innenstadt nach dem Bistro zu suchen. Die Betreiber halten trotzdem zu dem Standort: „Sicher würde so ein Konzept auch in Berlin oder München laufen. Aber Duisburg war eine emotionale Entscheidung.“
>> Bistro Ginkgo in Duisburg: Öffnungszeiten
- Das Bistro Ginkgo hat donnerstags bis sonntags jeweils ab 12 Uhr geöffnet.
- Die letzten Gäste werden um 19 Uhr empfangen – und können dann so lange sitzen bleiben, wie es schmeckt und das Essen serviert wird.
- Nähere Infos gibt es auch im Internet auf der Seite www.bistro-ginkgo.de.