Duisburg. Das Quartett Gerhard bot ein hochkarätiges Programm, doch Duisburgs Philharmonie blieb zum großen Teil leer. Womit das Kammerkonzert überzeugte.

Bei sommerlichen Temperaturen war das letzte Kammerkonzert der Saison in der Mercatorhalle nur schwach besucht. Dabei bot das katalanische Quartett Gerhard ein hochkarätiges Programm. Zu hören waren Klassiker von Franz Schubert und Claude Debussy, aber auch eine Rarität vom Namensgeber des Quartetts Robert Gerhard.

Das Parkett des großen Saales der Mercatorhalle ist an diesem Abend gerade mal zu einem Viertel besetzt. Die Besucher würden problemlos in den ersten acht Reihen des 32 Reihen umfassenden Saales Platz finden. Der schwache Besuch dürfte seine Ursachen aber in dem großartigen Sommerwetter haben und nicht im Programm.

Kammerkonzert: Überraschend hoher Anteil geräuschhafter Klänge

Das am anspruchsvollsten zu hörende Werk steht am Anfang und dauert gerade mal zwölf Minuten: Das Streichquartett Nr. 2 schrieb der katalanische Komponist Robert Gerhard in den Jahren 1961 und 1962. Der Schönberg-Schüler eröffnet sein Quartett mit schemenhaften Klängen, die sich kurz aufbäumen und dann wieder in sich zusammenfallen. Überraschend ist der hohe Anteil geräuschhafter Klänge: Da werden die Saiten nicht nur gezupft, sondern auch mit dem Bogen geschlagen. Dazwischen erklingen kleine verträumt-atonale Melodien.

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Das Quartett Gerhard spielt das Werk seines Namensgebers hochkonzentriert, entwickelt dabei aber einen ganz natürlichen Fluss der Musik. Das ist umso überraschender, weil die sieben kurzen Abschnitte sehr kontrastreich sind.

Das Streichquartett g-Moll von Claude Debussy atmet noch den Geist der französischen Spätromantik und stößt noch nicht in die impressionistischen Gefilde vor, die den Komponisten berühmt gemacht haben. Stattdessen erlebt man eine gut greifbare Salonmusik, in der sich vor allem Lluis Castán Cochs an der 1. Geige und Miquel Jordà Saún die musikalischen Bälle zuspielen.

Schuberts Streichquartett dringt in sinfonische Dimensionen vor

Zum Abschluss des Konzertes erklingt Franz Schuberts Streichquartett G-Dur D 887, das die stattliche Aufführungsdauer von über 50 Minuten besitzt, also zeitlich in sinfonische Dimensionen vorstößt. Gleichzeitig ist diese Musik aber klanglich sehr intim. Das eröffnende Allegro molto moderato rauscht ebenso wie das Finale schemen- und schattenhaft dahin. Das Quartett Gerhard interpretiert diese Schubert-Musik aus seinem Todesjahr 1828 als ein expressiv zerklüftetes Werk, in dem es immer wieder harte Brüche zwischen verspielt-melodiösen Momenten, nervös flackernden Tremoli und wilden Ausbrüchen gibt.

Der zweite Satz, der traditionell aus einer liedhaften Melodie besteht, wirkt hier, als sei diese in viele Einzelteile zerbrochen. Immer wieder gibt es neue Anläufe von gesanglichen Passagen, die dann aber in flackernden Klängen versanden. In diesem Schubert-Quartett kosten die vier Musiker die spieltechnischen Möglichkeiten ihrer Instrumente sehr nuanciert aus, erzeugen damit eine bunte und moderne Farbpalette. Das Publikum bedankt sich mit einem Applaus, der ebenso warm ist wie die Temperaturen.