Duisburg/Herzogenrath. Mit Spannung wurde die Fahrt der historischen Dampflok „01 1104“ erwartet. Doch aus großer Freude wurde bittere Enttäuschung. Das war passiert.
Es hätte eine wunderschöne Reise in längst vergangene Eisenbahnzeiten werden können, aber am Ende wurde es dramatisch, die geplante Route musste nach vielen zwischenzeitlichen Sperrungen auf der Zugstrecke in Höhe Herzogenrath endgültig abgebrochen werden.
Im Mittelpunkt der Sonderfahrt stand die wieder zum Leben erweckte altehrwürdige Schnellzug-Lok „01 1104“. In jahrelanger Arbeit hatten zahlreiche ehrenamtliche Bahnliebhaber des Vereins Faszination Dampf die 180 Tonnen schwere und 140 Stundenkilometer schnelle ölbefeuerte Lokomotive, die zuletzt in Diensten der Deutschen Bundesbahn vor 50 Jahren unter Dampf stand, mit viel Enthusiasmus wieder in einen fahrtüchtigen Zustand versetzt.
Am Samstagvormittag war es dann so weit, der Mülheimer Reiseveranstalter Nostalgiezugreisen konnte mit 560 verkauften Tickets einen bis auf den letzten Platz ausverkauften Zug melden, auf den Zusteigebahnhöfen freuten sich zahlreiche Eisenbahnfans auf eine hochinteressante Bahnreise. Auch der Bahnsteig des Bahnhofs Rheinhausen war voller Menschen.
Nostalgiefahrt: Große Spannung vor der Fahrt der historischen Dampflok
Dazu zählten auch Eva und Ulrich Paridon aus Wedau. Erfahren hatten beide von der Nostalgie-Tour aus der Zeitung. Das Paar aus dem Duisburger Süden ist froh, noch Tickets ergattert zu haben, denn: „Wann hat man denn sonst die Möglichkeit, so eine historische Lokomotive in Aktion zu sehen. Da steckt so viel Technik drin, zudem ist das auch einfach ein Stück Vergangenheit.“ Eva Paridon erinnert sich: „Wir sind selbst früher noch so gereist, haben diese Zeiten miterlebt, das ist schon etwas ganz Besonderes.“
Die zwanzigminütige Verspätung des Sonderzuges war an diesem Tag, der noch anders als geplant enden sollte, kein Problem. Ursprünglich war auch am Duisburger Hauptbahnhof eine Zusteigemöglichkeit vorgesehen, doch standen durch Bauarbeiten im Bereich Duisburg/Oberhausen nicht genügend Gleiskapazitäten zur Verfügung.
Beim Halt in Rheinhausen war die 1940 in Berlin gefertigte Lok noch nicht als Zugmaschine im Einsatz. Aber auch die E-Lok der Baureihe 110, die dem Zug bei der Zubringer- Fahrt vorgespannt war, war ein echter Hingucker. Der Sonderzug mit den aus den 1970er-Jahren stammenden Personenwaggons hatte bereits in Mönchengladbach, Neuss und Düsseldorf Passagiere aufgenommen, bevor er sich in Rheinhausen weiter füllte. Von dort aus ging es dann weiter in Richtung Mönchengladbach, wo dann endlich die „01 1104“ zum Einsatz kam. Die Generalprobe hat die Lok bereits am Freitag ohne größere Probleme absolviert. Die ehrenamtlichen Zugbegleiter – die Vereinsmitglieder waren aus ganz Deutschland angereist – waren gespannt, ob die in 13 Jahren Arbeit wieder instandgesetzte Lokomotive der Belastung gewachsen sein würde.
Immerhin war das die erste Reise „unter Dampf“ nach fünf Jahrzehnten, die ab Mönchengladbach über eine Strecke von 210 Kilometern bis nach Aachen führen sollte. Als absoluter Härtetest sollte dabei die auf einer Länge von vier Kilometern ansteigende „Kohlscheider Rampe“ zu bewältigen sein. Florian Worbs erklärt, dass man für alle Eventualitäten gerüstet sei, die „abgebügelte“, aber mitgezogene E-Lok war ja für den Notfall – bei einem Ausfall der Dampflok – dabei: „Einen Zugstillstand können wir nicht riskieren, der bringt die Fahrpläne total durcheinander.“
Wie es zum Abbruch der Fahrt kam
Dass dieser Notfall tatsächlich eintreten sollte, ahnte der Siemens-Ingenieur da noch nicht. Dabei deutete sich beim Ankoppeln der Dampflok in Mönchengladbach schon an, was sich auf dem Rest der Strecke noch ereignen sollte. Viele Schaulustige wollten sich dort den historischen Neustart der „01 1104“ nicht entgehen lassen und bevölkerten dicht gedrängt die anliegenden Bahnsteige, sodass die Bahn mit einer Sperrung des Bahnhofs drohte.
Währenddessen hatten sich bereits auch auf der weiteren Strecke viele Menschen „fotogeeignete Plätze“ in Nähe der Gleise gesucht, um die Vorbeifahrt der Dampflok „hautnah“ zu erleben. „Die haben sogar Oberleitungsmasten geentert“, berichtete Worbs. Er ergänzt: „Mit so viel Unvernunft haben wir nicht gerechnet, die Polizei war im Dauereinsatz, Hubschrauber kreisten über der Strecke, das war einfach schlimm und chaotisch.“
Nach wiederholten Strecken-Sperrungen entschloss man sich, die Sonderfahrt abzubrechen und nach Mönchengladbach mit Hilfe der mitgeführten E-Lok zurückzukehren. Die Verantwortlichen zeigten sich enttäuscht: „Schade, dass einige Idioten für den Abbruch der Fahrt gesorgt haben. Wir werden in Zukunft wohl restriktiver bei der Bekanntgabe des Streckenverlaufs sein müssen. Eines ist aber bei allem Ärger laut Florian Worbs klar geworden: „Die Arbeit hat sich gelohnt, die Lok funktioniert.“
>>Über die historische Dampflok „012 104-6“
- Die 1940 von der Berliner Maschinenbau AG fertiggestellte Lok wurde im gleichen Jahr von der Deutschen Reichsbahn in Dienst gestellt. Bis zum zu ihrem Betriebsende 1974 fuhr sie unter der Bezeichnung „012 104-6“ in Diensten der Deutschen Bundesbahn.
- Ein britischer Arzt erwarb die Dampflok für ein Eisenbahn-Museum in England. 1996 wurde die Lokomotive zur Restaurierung nach Deutschland zurückgeholt. Der Verein „Faszination Dampf“ hat die Lok nach langer Instandsetzungszeit wieder aufbereitet. Nun soll sie für Sonderfahrten genutzt werden.