Duisburg. Künstliche Intelligenz gewinnt in der Unternehmenswelt immer mehr an Bedeutung. Das zeigt auch das Beispiel der Firma Krohne Messtechnik.
Wortübergangswahrscheinlichkeit ist nicht nur ein tolles Wort fürs Galgenraten, es erklärt auch eine der Hauptfunktionsweisen von künstlicher Intelligenz (KI). So zumindest hat Prof. Dr. Torben Weis von der Universität Duisburg-Essen den Teilnehmern beim „Business beim Brötchen-Meeting“ einen der zugrundeliegenden Algorithmen nähergebracht.
Dieses Mal war die Firma Krohne Messtechnik Gastgeber des Netzwerktreffens der Duisburger Unternehmenswelt. Bereits seit eineinhalb Jahren lädt die Wirtschaftsförderung Duisburger Business Innovation (DBI) regelmäßig zum morgendlichen Frühstück mit anschließendem Fachvortrag ein. Thema bei Krohne war die Künstliche Intelligenz oder kurz „KI“.
Die kann nämlich weitaus mehr, als den Abiturienten die Aufsätze schreiben – und ist auch in den mittelständischen Unternehmen viel verbreiteter als der Laie sich das vorstellen mag. „Als ich vor 13 Jahren bei Krohne anfing, waren wir zu 80 Prozent ein mechanisches Unternehmen und zu 20 Prozent elektronisch. Heute ist es umgekehrt, Tendenz steigend“, erinnert sich Dr. Attila Bilgic (CEO). Schon damals habe er seinen Chef mit der Aussage, dass das mechanische Messtechnikunternehmen schon bald zu einem Software-Konzern werden werde, schwer geschockt. Aber Bilgics Prognose sollte sich bewahrheiten.
Wie nutzt Krohne Messtechnik heute künstliche Intelligenz?
Heute agiert der Konzern auf dem Gebiet der „Embedded KI“. also „eingebetteten KI“ und bietet kleine Modulbausteine an, die die Anlagensteuerung automatisch überwachen, miteinander vernetzen und optimieren. „Früher musste immer ein Mitarbeiter zum Ablesen an die Anlage und oft wurde noch ein zweiter mitgeschickt, falls etwas passiert. Das macht heute die KI für uns“, bringt der Chef die Sache auf den Punkt.
Aber natürlich kann KI viel mehr. „Es ist heute schon möglich, die komplette Auftragserfassung und Abwicklung zu 100 Prozent einer KI anzuvertrauen. Das ist schneller und weniger Fehleranfällig“, erklärt auch Dr. Dagmar Dirzus. Sie erläutert dem Publikum, dass man nicht direkt Unsummen in diese Richtung investieren muss, sondern dass es auch in kleinen Schritten optimale Lösungen geben kann.
„Gerade für den Wirtschaftsstandort Duisburg ist die Thematik der künstlichen Intelligenz ganz entscheidend, denn hier steckt noch sehr viel Marktpotenzial, das wir nutzen müssen, um international wettbewerbsfähig zu sein“, bestätigt auch Ingo Wald, ebenfalls CEO von Krohne.
Experte: Potenzial ist auch für kleinere Unternehmen da
Tatsächlich hat Deutschland wirtschaftlich die Entwicklung der Metaebene von KI komplett verschlafen. Doch im Schnittstellenbereich steckt Potenzial, das auch kleinen Unternehmen von Nutzen sein kann. Es lohnt sich also, sich mit dem Thema zu beschäftigen, aber natürlich darf man keine Wunder erwarten. Die „ChatGPT“, also das, was jetzt gerade durch die Presse geistert, ist insofern toll, weil sie tatsächlich reden kann.“
Dr. Weis erläutert aber sogleich weiter, dass der vermeintliche Intelligenzerfolg lediglich auf den Wortwahrscheinlichkeiten beruht. Der Computer setzt Sprache in Zahlen um, analysiert die Zahlen und sucht dann das analytisch quantitativ Passendste heraus und spuckt es als Antwort aus. Das kann Sinn ergeben, muss es aber nicht. Der Computer erkennt nur Häufigkeiten aber keine Wahrheit. Hier ist tatsächlich noch Luft nach oben, während die nicht redende, sondern lediglich messende und vergleichende Embedded KI da wesentlich zuverlässiger ist.
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„Ich habe der ChatGPT spaßeshalber mal die Aufgabe gestellt, ein steuerrechtliches Problem zu lösen. Da kam sie tatsächlich auf die gleiche Lösung wie der Fachanwalt, da hätte ich theoretisch eine Menge Geld sparen können“, erinnert sich Dr. Bilgic lachend. Noch vertraut er auf diesem Gebiet dem Menschenverstand, doch dass es in anderen Segmenten spannende innovative Lösungen gibt, ist allen Businessfrühstückern eindrucksvoll erläutert worden.