Duisburg. Von einer Hauptstraße in Neudorf möchte ein Paar in eine ruhige Gegend in Duisburgs Süden ziehen. Doch die Wohnungssuche ist extrem schwierig.
Geduld. Das ist die Tugend, die man haben muss, wenn man in Duisburg eine Wohnung sucht. Viele gucken sich schon seit Jahren nach einer neuen Bleibe um, ohne große Aussicht auf Erfolg. Denn für die meisten gilt, dass die eigenen vier Wände auch bezahlbar sein müssen.
Frank Bechlarz (62) und Aygül Arslan (57) haben es zum Glück nicht eilig, aber auch sie haben sich vor kurzem auf der Wohnungsbörse in der Innenstadt umgesehen, um ihr Wissen über den Wohnungsmarkt in der Stadt zu erweitern und sich in Wartelisten einzutragen, wenn es denn überhaupt möglich ist.
Was sie seit über einem halben Jahr suchen, wissen sie genau, ob sie es in absehbarer Zeit finden, steht in den Sternen. In ihrer Wohnung am Sternbuschweg in Neudorf wohnen die beiden schon seit zwanzig Jahren. „Die ist sehr schön und auch preiswert, aber die Rahmenbedingungen dort werden für uns mehr und mehr zur Belastung“, erzählt der Gitarrenlehrer, der unten im Haus noch ein Studio hat, in dem er seine Schülerinnen und Schüler unterrichtet.
Wohnungssuche in Duisburg: Paar möchte vom Sternbuschweg wegziehen
Die Probleme, die aus Sicht des Paares genau in Höhe des Mehrfamilienhauses zusammenlaufen, seien vielfältig, unterschiedlichster Art und hätten zunehmende Tendenz. Zum einen sei es der immense Verkehr auf der Straße. Dazu kommt, dass in der Nähe eine Feuerwache ihren Standort hat und es genau in Höhe der Wohnung auch noch eine Ampel gibt. „Die Feuerwehr schaltet dann an dieser Ampel den Alarm ein, das geht zehn- bis 15-mal am Tag so“, erzählt Frank Bechlarz. Die Lärmbelästigung sei enorm.
Ein weiteres Problem komme hinzu: „Wir haben zwei Edeka-Geschäfte, einen Penny- und einen Aldimarkt in der Nähe. Um die Angebote zu bekommen, fahren viele SUVs ständig bei uns vorbei, weil es vor den Geschäften großflächige Parkplätze gibt. Aber damit nicht genug. „Duisburg und die Infrastruktur“, sagt Frank Bechlarz und holt tief Luft.
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Seit Jahren gäbe es dann noch die Problematik mit den Schlaglöchern auf der Fahrbahn. „Wenn morgens um vier Uhr die ersten Lkw über die Straße brettern, dann stehen Sie senkrecht im Bett. Würde Tempo 30 auf der Straße gelten, dann wäre schon viel geholfen.“ Es könne auch sein, dass die beiden mit den Jahren empfindlicher geworden seien. „Wir suchen jetzt im Duisburger Süden eine ruhigere Wohnung, vielleicht in einer verkehrsberuhigten Straße“, schildert Aygül Arslan.
Kosten werden bei Umzug steigen
Die beiden Duisburger haben sich auch schon bei den lokalen Wohnungsgenossenschaft informiert. Sie hoffen, auf diese Weise alle Kriterien, die ihnen wichtig sind, erfüllt zu bekommen. Denn auf dem freien Markt seien Wohnungen, so wie die beiden sie suchen, einfach viel zu teuer. Abgesehen von der jetzigen Situation mit hoher Inflation und steigenden Preisen in jedem Bereich, achten die beiden schon lange darauf, dass sie das Geld zusammenhalten und gleichzeitig auch ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Viele Strecken legen sie mit dem Rad zurück, das Auto teilen sich die beiden mit einer weiteren Bekannten. Klar ist für das Paar jetzt schon eins: Für die neue Wohnung, von der sie in nächster Zeit nur träumen können, werden sie mindestens 200 bis 300 Euro mehr bezahlen müssen als für ihre jetzige Wohnung. Und genau so klar ist für sie auch: Für deutlich mehr Geld werden sie eine deutlich kleinere Wohnung in Kauf nehmen müssen. „Auf jeden Fall suchen wir jetzt eine Bleibe fürs Alter, vielleicht ein Haus mit Aufzug“, schildert die Lehrerin Aygül Arslan. Dass es schwierig werden wird, ist beiden klar. „Ich habe auch viele Schülerinnen und Schüler, die eine andere Wohnung suchen. Aber die meisten sind einfach viel zu teuer“, erklärt der Gitarrenlehrer.
>>Schwierige Lage am Wohnungsmarkt
- Eins wurde auf der Wohnungsbörse vor einigen Tage klar: Es besteht ein krasses Missverhältnis zwischen bezahlbaren Wohnungen in Duisburg und Wohnungssuchenden. Wie die stadteigene Wohnungsgesellschaft Gebag mitteilt, kommen auf eine Wohnung 1500 Suchende.
- Wohnungsgenossenschaften sind heiß begehrt und stehen hoch im Kurs, weil sie einigermaßen preiswerten Wohnraum bieten. Sie haben allerdings zurzeit häufig einen Aufnahmestopp. Bürgerinnen und Bürger, die eine Wohnung über eine Genossenschaft suchen, können sich teilweise gar nicht in Wartelisten eintragen, „weil es im Augenblick keinen Sinn macht“, argumentieren sie. Der Markt sei extrem angespannt und Neubauten liegen wegen der aktuellen Lage komplett auf Eis.