Duisburg. In Duisburger Kitas wird die Digitalisierung voran getrieben. Beispiele zeigen: So kreativ sind die Kindertagesstätten bei der Umsetzung.
Adenauer wäre begeistert. Was hat man den Altkanzler für seinen Ausspruch „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“ gehänselt und verlacht. Heute ist diese Geisteshaltung ein Zeichen von Flexibilität, Anpassung und für die Fähigkeit, sich auf neue Herausforderungen einzulassen. Anders ist auch der Meinungsumschwung der Politik zum Thema „Digitale Medien in der frühkindlichen Bildung“ nicht zu interpretieren.
Kam man vor zehn Jahren mit einem Handy am Ohr in den Kindergarten, dann waren böse Blicke der Gruppenleitung noch das Harmloseste, was dem Elternteil passiert ist. Digitales war tabu und schlecht für die Entwicklung. Punkt! Heute ist man stolz auf das, was der jüngste Nachwuchs schon so alles mit der Technik anstellen kann und fördert die Medienkompetenz nach Kräften. Ein krasser Wandel, aber eben nicht zu ändern, denn die Zeiten haben sich geändert. „Es gibt in Duisburg keine städtische Kita, die die digitalen Medien nicht nutzt“, sagt Daniela Malina vom Jugendamt Duisburg und blickt sich im großen Saal der Zentralbibliothek um. Hier werden gerade für insgesamt 17 Duisburger Kindertagesstätten Zertifikate für den verantwortungsvollen Umgang mit Medien verliehen.
Jeweils zwei Fachkräfte haben an dem sechsmonatigen Seminar teilgenommen und in den Workshops allerhand Neues und Spannendes für ihre Einrichtung mitgenommen. Wenn man es schafft, sich aus dem alten Schubladendenken zu befreien und versucht, anzuerkennen, dass Smartphones, Tablets und Apps nicht schlecht für Kleinkinder sind, dann sind die Ergebnisse, die die 17 Kitas hier in einer kleinen Ausstellung präsentieren tatsächlich erstaunlich.
„Digitale Kita bedeutet nicht, dass die Kinder vor dem Tablet sitzen und Videos schauen“
Nina Bäumken von der Kita Schulstraße zeigt gerade an einem selbst genähten Filztorso mit anklettbaren Organen die Funktionsweise von einem interaktiven, selbst zu besprechenden digitalen Stift. „Wir haben die einzelnen Organe genäht und wenn die Kinder mehr Informationen über die Milz haben wollen, dann nehmen sie den Stift, drücken auf das vorbereitete Arbeitsblatt und bekommen dann dort kindgerecht aufgearbeitete Informationen zur Funktion des Organs“, erklärt sie. Man kann nur ahnen, wie viel Arbeit, Mühe, Herzblut und Recherche hinter dem Projekt steckt. Klingt auch nach viel Info und Spaß.
„Digitale Kita bedeutet nicht, dass die Kinder vor dem Tablet sitzen und Videos schauen“, erklärt auch Karin Küppers, Referentin des Modules. „Wir müssen uns heute der Realität stellen, dass Digitalisierung auch schon zum Alltag der Kleinsten dazugehört. Und wenn sie die Geräte nutzen, dann wollen wir sicherstellen, dass sie es vernünftig und sicher tun“, erläutert sie den Grundgedanken des neuen pro-Medien-Ansatzes. Dazu gehört auch der enge Kontakt der Kitas mit den Eltern. Auch die sollen für das Thema sensibilisiert werden und darauf achten, dass der Nachwuchs dennoch pädagogisch sinnvoll gefördert wird.
Denn sinnvoll und inspirierend sind die hier gezeigten und entwickelten kindgerechten Produkte tatsächlich, das haben Studien inzwischen bewiesen. Es ist nicht alles schlecht, was einen USB-Anschluss hat. Dazu gehören beispielsweise auch digitale besprechbare Plastikklammern. Die sehen aus wie große bunte Wäscheklammern mit Lautsprecherlöchern an den breiten Flügeln. „Hier können die Mütter kurze Sätze draufsprechen und so haben die Kleinsten immer die Stimme der Mutter im Ohr und fühlen sich nicht so allein“, erläutert Nina Bäumken die Funktion dieses Gadgets. Außerdem arbeiten nahezu alle Kitas mit QR Codes unter dem Speiseplan, sodass die Eltern immer sehen, was die Kleinen zu Essen bekommen. Gerade für Menschen, die die Sprache nicht sprechen ist das eine enorme Erleichterung. Manche Einrichtungen haben auch am Essensaushang kleine digitale Infopunkte installiert, die mit dem interaktiven Stick berührt werden können und dann erzählen die Kindergartenkinder ihren Kollegen jede Woche neu und aktuell, was es zu Essen gibt.
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„Die Digitalisierung ist ein enorm dynamisches Feld, dem wir uns nicht verschließen können. Aber dennoch ist nach wie vor das Buch genauso wichtig und beliebt wie vor 20 Jahren“, erklärt auch Jens Holthoff, Leiter der Kinder- und Jugendbuchsparte der Bibliothek, die diese Weiterbildung ebenfalls mit erarbeitet hat.
>>Duisburg: 17 städtische Kitas sind nun „DigiFit“
- Insgesamt haben 17 Kitas an der zweiten Fortbildungsreihe „Digitalisierung in Kindertageseinrichtungen“ teilgenommen. Die Veranstaltung wurde in enger Kooperation mit dem Schulmedienzentrum und dem Jugendamt durchgeführt.
- Die Teilnehmenden erhalten ein Zertifikat zur Fachkraft für Digitale Medien und die Einrichtungen werden als „DigiFit Kita“ zertifiziert.