Duisburg. Viele Kunden der Stadtwerke Duisburg warten weiter auf Abrechnungen. Dazu gibt es Ärger um Abschläge. Zu den Antworten auf neun wichtige Fragen.
Noch immer warten viele Kunden der Stadtwerke in Duisburg auf ihre Jahresrechnungen für 2022. „Es gibt einen Teil der Rechnungen, der mit Blick auf die Umsetzung steuerrechtlicher Vorgaben, die sich aus den Dezember-Soforthilfen der Bundesregierung ergeben, komplexer in der Erstellung ist“, hatte ein Unternehmenssprecher Mitte Februar 2023 erklärt. „Sie werden deshalb verzögert versendet.“ Bis März sollten sich die betroffenen Kunden gedulden (wir berichteten) – zahlreiche warten aber immer noch.
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Sandra Pflaum hat ihre Gasabrechnung erhalten – aber erst vor ein paar Tagen. Sie hatte sich gewundert: „Wir haben gute Verträge außerhalb der Grundversorgung“, sagt sie. „Von der Gaspreisbremse sind wir nicht betroffen.“
Stadtwerke Duisburg: Ärger um Jahresabrechnungen und Abschläge
Die Jahresrechnungen sind aber offenbar nicht das einzige Problem: Eine andere Stadtwerke-Kundin berichtet der Redaktion, dass von ihrem Konto seit 1. März 2023 keine Abschläge (Gas/Strom) trotz erteiltem SEPA-Lastschriftmandat mehr abgebucht worden seien. Dies sei auf ihre telefonische Nachfrage mit einer „Umstellung“ begründet worden. Sie sei immer wieder vertröstet worden.
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Auf Nachfrage der Redaktion äußern sich die Stadtwerke Duisburg zu den bestehenden Problemen, die demnach weiter in Zusammenhang mit der Umsetzung der Preisbremse stehen, und beantworten dazu die wichtigsten Fragen:
Warum ist die Umsetzung der Preisbremse so schwierig?
Es mussten zunächst alle Kundinnen und Kunden identifiziert werden, die von der Preisbremse betroffen sind und welche nicht, sagt Stadtwerke-Sprecher Thomas Kehler. Die betroffenen Kunden mussten demnach über die individuellen Entlastungsbeträge in einem Schreiben aufgeklärt werden, bevor die neuen Beträge abgerechnet werden können. Die nicht betroffenen Kunden müssen identifiziert werden, bevor abgerechnet werden kann. „Dass ein Kunde in mehreren Sparten bei uns versorgt und gemeinschaftlich abgerechnet werden kann, erhöht die Komplexität“, so Kehler.
Warum kann bei den Stadtwerken Duisburg die Bearbeitung nicht differenziert nach den Kunden erfolgen, die von der Preisbremse betroffen sind und nach jenen, die davon nicht betroffen sind?
Dies sei grundsätzlich vom Ansatz her möglich und werde auch gemacht. „Im Detail ist die Sache jedoch komplexer, da es um sehr viele Kunden und sehr viele Tariftypen geht, insgesamt um 160 Tariftypen, die die Grundlage für die Produkte und Abrechnungsmodalitäten bilden“, erklärt Kehler. Außerdem seien Kunden auch nur zum Teil betroffen. Er nennt ein Beispiel: Ein Kunde bezieht gleichzeitig Strom, Gas und Wasser bei den Stadtwerken: „Beim Strom könnte er zum Beispiel nicht von der Preisbremse betroffen sein, beim Gas schon.“
Warum werden keine Abschläge abgebucht?
Einige Kunden seien betroffen. Der Grund: Der lokale Energieversorger habe den Anspruch, die korrekte Höhe des Abschlags unter etwaigem Abzug der Energiepreisbremsen-Beträge einzuziehen. Es handele sich in diesen Fällen um eine bewusste Entscheidung, um zu hohe Abbuchungen zu vermeiden.
Welche Kunden sind seit wann von der Abschlagsproblematik betroffen und wann wird sie behoben sein?
Betroffen sind laut Kehler insbesondere die Kunden mit mehreren Energiearten in einem Vertragskonto, die nach dem 2. Januar 2023 von den Stadtwerken Duisburg beliefert werden oder jene, die seit diesem Zeitpunkt eine Preisanpassung bekommen haben. Die Abarbeitung der jetzt noch ausstehenden Abschlagsabbuchungen werde noch ein paar Wochen in Anspruch nehmen.
Werden die aufgelaufenen Abschläge gleichzeitig abgebucht?
Die Abschläge für die Monate März und April werden bei den nicht von der Energiepreisbremse betroffenen Kunden in einem Betrag abgebucht. Bei den von der Preisbremse betroffenen Kunden werden die Beträge getrennt abgebucht, so der Stadtwerke-Sprecher.
Was passiert, wenn Kunden dadurch finanzielle Probleme bekommen?
Entstehen zum Beispiel aufgrund mangelnder Kontodeckung so genannte Rückläuferkosten wollen die Stadtwerke Duisburg diese während der Umsetzungsphase der Energiepreisbremse den betroffenen Kunden nicht berechnen. Sollte die Abbuchung des doppelten Abschlagbetrages bei Kunden zu Zahlungsschwierigkeiten führen, werden die Stadtwerke hier individuelle und kulante Lösungen anbieten, betont Kehler.
Einige Kunden, die ihre Jahresrechnungen noch nicht erhalten haben, ärgern sich, weil sie ein Guthaben erwarten. Was sagen die Stadtwerke Duisburg dazu?
„Da das Endergebnis der Rechnung und damit die Frage, ob ein Guthaben oder eine Forderung entsteht, erst nach der Rechnungsschreibung ersichtlich ist, konnten die Stadtwerke entsprechende Guthaben auch nicht vorziehen, um diese Kunden vorrangig zu bedienen“, erklärt Kehler.
Wann werden die überfälligen Rechnungen nun verschickt?
Ähnlich wie bei den Abschlägen soll dies in den kommenden Wochen geschehen. „Ich möchte aber betonen, dass wir bei über 60 Prozent der Kunden schon abrechnen konnten“, so der Sprecher. „Dann werden die Abschläge auch wieder abgebucht.“
Was erschwert die Situation derzeit zusätzlich?
„Momentan fallen nicht nur die zeitgleiche Umsetzung der Abschlagsanpassungen zur Energiepreisbremse, und die Durchführung der Abrechnungen zusammen“, sagt Kehler. Dazu kommen demnach aktuell „turnusmäßige von der Bundesnetzagentur vorgegebene Änderungen in der Marktkommunikation, die ebenfalls Systemanpassungen erforderlich machen und die alle Energieversorger gleichermaßen umsetzen müssen“.
Weitere Informationen gibt es bei der Telefon-Hotline der Stadtwerke Duisburg unter 0203 39 39 39 und online auf www.stadtwerke-duisburg.de.