Duisburg. In den Gemeinden, Einrichtungen und Diensten setzt der Ev. Kirchenkreis Duisburg ein Konzept gegen sexualisierte Gewalt um. So funktioniert es.
In der evangelischen Kirche in Duisburg soll es keinen Platz für jegliche Form sexualisierter Gewalt geben. Deshalb wird nun ein Schutzkonzept in den 15 Gemeinden, Einrichtungen und Diensten für die Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen umgesetzt. „Alles, was man tun kann, um sexualisierte Gewalt präventiv zu verhindern, im Verdachtsfall angemessen aufzuarbeiten und so uns anvertraute Menschen zu schützen, ist jeder Mühe wert“, sagt Pfarrerin Ute Sawatzki.
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Die Skriba des Kirchenkreises hat das Schutzkonzept vorbereitet. An der Umsetzung ist Isa Dvorak beteiligt. Die hauptberufliche Jugendleiterin in der Gemeinde Trinitatis (Buchholz/Wedau) leitet seit Januar 2023 Intensivschulungen. Sie sind verpflichtend für alle Haupt- und Ehrenamtlichen, die mit Kindern, Jugendlichen und anderen Schutzbefohlenen arbeiten.
Intensivkurse: Teilnehmer lernen Umgang mit Vorfällen und Betroffenen
Dvorak, selbst bei der Landeskirche für die Aufgabe geschult, vermittelt rechtliche Aspekte sexualisierter Gewalt, die Unterschiede zwischen kindlicher, jugendlicher und erwachsener Sexualität und Wissen über Nähe- und Distanzverhalten sowie über sogenannte „Täter*innenstrategien“. Die Teilnehmer lernen zudem, wie mit Betroffenen umzugehen ist, und erfahren, wie bei einem Vorfall vorzugehen ist. Das Schutzkonzept sieht eine verpflichtende Meldung von Vorfällen sexualisierter Gewalt vor.
„Einige kommen gezwungenermaßen in die Schulungen“, sagt Isa Dvorak. Aber gerade sie gelte es davon zu überzeugen, dass sexualisierte Gewalt allgegenwärtig ist. Wir müssen deshalb alles tun, um Fälle gut zu klären und am allerbesten direkt zu verhindern.“ Das beginne mit der Basisarbeit: „Kinder müssen bei uns stark gemacht werden, lernen, Nein zu sagen, und sich bei einem Vorfall an uns wenden.“
Basisschulungen für bis zu 4000 Ehrenamtliche im Kirchenkreis Duisburg
Herzstück des Konzeptes ist die Pflicht, Risikoanalysen für die eigenen Räumlichkeiten und Strukturen zu erstellen. Eingefordert werden Selbstverpflichtungen von allen Mitarbeitenden, für viele auch erweiterte polizeiliche Führungszeugnisse. Über 700 wurden vorgelegt, geschätzte 4000 ehrenamtlich Mitarbeitende sollen sogenannte Basisschulungen mitmachen. Ziel ist vor allem eine Sensibilisierung für das Thema, Grundkenntnisse und die Information darüber, an wen man sich wenden kann, wenn man etwas beobachtet hat, einen Verdacht hat, oder nur mehr zum Thema wissen möchte.
Außerdem sollen mit Ulrike Stender und Pfarrer Andreas Satzvey zwei Vertrauenspersonen eine Lotsenfunktion für Betroffene und Mitarbeitende haben. „Der Weg soll möglichst niedrigschwellig und wenig angstauslösend sein, Sicherheit durch Information und Begleitung vermitteln“, erklärt die langjährige Leiterin der Ev. Beratungsstelle. Sie weiß, wie hoch die Hürde ist, sich bei diesem schambehafteten Thema einem Fremden anzuvertrauen. Ulrike Stender: „Wir neutral, mit Distanz zu deren Umfeld. Das hilft oft dabei, das Schweigen zu brechen.“