Duisburg-Neudorf. Der Weltladen in Duisburg-Neudorf hat wieder geöffnet. Nach dem Umbau ist er nun doppelt so groß und erinnert an einen modernen Concept-Store.

Er ist riesig, hell und luftig und mit der quietschrot-orangenen Wand hinter der Kasse ein echter Kundenmagnet: Nach monatelanger Umbauphase hat der Weltladen an der Koloniestraße in Duisburg-Neudorf neu eröffnet und freut sich auf alle, die Fairtrade shoppen wollen.

Kunden und Kundinnen können den Weltladen nun durch zwei Türen betreten: Die eine führt in den Lebensmittelbereich mit der knalligen Wand, die andere in die neue Textilabteilung.
Kunden und Kundinnen können den Weltladen nun durch zwei Türen betreten: Die eine führt in den Lebensmittelbereich mit der knalligen Wand, die andere in die neue Textilabteilung. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Kunden und Kundinnen können den Laden nun durch zwei Türen betreten: Die eine führt in den Lebensmittelbereich mit der knalligen Wand, die andere in die neue Textilabteilung. „Hier bieten wir jetzt auch ein großes Sortiment an Herrenmode an“, erzählt Andrea Nadolny vom Weltladen-Team und zeigt stolz auf die nagelneuen Holzregale, Podeste und Tische voll mit elegant legerer Kleidung.

Weltladen Duisburg: Neues Geschäft ist behindertengerecht ausgestattet

Die professionelle Atmosphäre erinnert an einen modernen Concept-Store der gängigen Modelabels. Doch hier sind alle Angebote kontrolliert, zertifiziert und dabei gleichzeitig schick und preislich in angemessenem Rahmen. „Wir sind superstolz auf den großen neuen Laden und vor allem seine behindertengerechte Ausstattung“, freut sich auch Renate Brunotte.

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Sie ist gemeinsam mit ihrer Kollegin seit nunmehr 42 Jahren im Weltladen tätig und hat schon so manche Neuorientierung, Neuausrichtung oder Sortimentsbereinigung mitgemacht. Niemals allerdings in diesem großen Umfang. Satte 140 Quadratmeter ist der Shop jetzt groß. Inklusive geräumiger rollstuhltauglicher Umkleidekabine und barrierefreier Toilette.

Noch bis vor einigen Monaten war im jetzigen Textilbereich eine kirchliche Beratungsstelle ansässig. „Als der Mitarbeiter in Rente ging, war klar, dass die Kirche sich aus diesen Räumlichkeiten zurückziehen würde. Da haben wir nachgefragt, ob wir die Fläche vielleicht nutzen könnten“, erklärt Nadolny.

Finanzierung wurde durch Crowdfunding gesichert

Nachdem die Finanzierung unter anderem mittels Crowdfunding gesichert war, ging es los. Wände wurden eingerissen, Kellerabgänge vermauert, eine neue Elektrik eingebaut, die neue Mitarbeiterküche aufgestellt, und nun stehen die Mitarbeiterinnen in ihrem neuen Geschäft und können selbst noch nicht so genau fassen, was um sie herum alles Tolles passiert ist.

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Mithilfe einer Innenarchitektin und einer professionellen Shopberaterin ist der Weltladen zu einem modernen Allroundgeschäft mit politisch korrekter Ausrichtung geworden.

Komplett wunschlos glücklich ist die Belegschaft allerdings dennoch nicht, denn es fehlen Mitarbeiter. Denn der Lebensmittelbereich ist auf der ursprünglichen Ladenfläche verblieben; das Deko- und Textilareal ist zwar durch einen breiten Gang erreichbar, bildet aber doch ein eigenes Segment. Deswegen gibt es hier momentan zu wenige fachkundige Hände, die den Kunden helfen.

Ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht

Blick auf die Baustelle: Wo heute wieder faire Produkte und Lebensmittel in den Regalen stehen, wurde monatelang gehämmert, gebohrt und gekloppt.
Blick auf die Baustelle: Wo heute wieder faire Produkte und Lebensmittel in den Regalen stehen, wurde monatelang gehämmert, gebohrt und gekloppt. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Das Team hofft auf ein paar rüstige Seniorinnen und Senioren aus der Nachbarschaft, die Zeit und Lust haben, die Gemeinschaft zu bereichern. Wohlgemerkt im Ehrenamt, denn die Weltläden werden zumeist von Vereinen geführt und verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der über den konsumorientierten Handelsgewinn weit hinausgeht. „Unser Konzept fußt auf drei Säulen. Zum einen der faire Handel für alle Beteiligten. Dann verfolgen wir weiterhin eine Informations- und Bildungsarbeit, und als Drittes haben wir natürlich auch politische Ambitionen, um unser Anliegen zu platzieren“, erläutert Andrea Nadolny, erste Vorsitzende des Vereins, die Idee hinter den über 900 Weltläden in ganz Deutschland.

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Natürlich sei es ein angestrebtes Ziel, irgendwann so weit zu sein, dass das Geschäft genügend Geld für eine bezahlte Arbeitsstelle abwerfe. Aber momentan sei das noch nicht möglich. Doch die Tatsache, dass Nadolny und ihre Kollegin den Laden schon seit der ersten Stunde gemeinschaftlich schmeißen und sich auch heute noch prächtig verstehen, beweist: Ehrenamtliches Engagement stärkt soziale Bindungen, die mit Geld nicht zu erkaufen sind.

Wer also Spaß an globalem fairen Wettbewerb hat, der schaut einfach mal im Weltladen an der Koloniestraße vorbei und stellt sich vor. Zusätzlich sollte er oder sie sich Zeit nehmen, das umfangreiche Kaffee-Sortiment genau zu studieren, denn hier werden viele Sorten angeboten, die man im Supermarkt so nicht findet.