Duisburg. Wer sich für Mythologie interessiert, sollte jetzt nach Duisburg kommen. Das bietet die neue Ausstellung über antike Mysterienkulte.
Einmal Unterwelt und zurück: Viele antike Mythen führen ins Reich der Toten. Um einzelne Sagen und Gottheiten bildeten sich eigene Kulte, denen Tausende Menschen folgten. Vier solcher Mysterien nimmt das Kultur- und Stadthistorische Museum unter die Lupe: Die Ausstellung „Göttliche Geheimnisse“ eröffnet jetzt im Rahmen der Duisburger Akzente.
Im Zentrum steht der Eleusis-Kult, der über Jahrhunderte Anhänger im gesamten Mittelmeerraum hatte. Sogar römische Kaiser waren eingeweiht. Über ihn ist vergleichsweise viel bekannt, Forscherinnen und Forscher haben in mühsamer Arbeit einiges an Wissen zusammengetragen. Von Vorteil ist, dass Wissenschaftler neben archäologischen Funden auch auf einige schriftliche Quellen zurückgreifen können.
Ausstellung in Duisburg: Mythos um Hades, Demeter und Persephone
Im Museum erzählen Bilder auf antiken Gefäßen den zugrundeliegenden Mythos. Dessen Protagonisten sind Hades, Gott der Unterwelt, Demeter, Göttin der Fruchtbarkeit, und ihre Tochter Persephone. Letztere wird von Hades in das Totenreich geholt, um dort als seine Frau gemeinsam mit ihm zu herrschen.
Demeter ist voller Kummer ob der verschwundenen Tochter, vernachlässigt ihre Aufgaben, und die Menschen haben nichts mehr zu ernten. Zeus muss eingreifen und sorgt dafür, dass Persephone fortan jeweils die eine Hälfte des Jahres bei Hades, die andere Hälfte bei ihrer Mutter verbringt.
Anhand dieser Geschichte erklärten sich Anhänger des Eleusis-Kultes den Lebenszyklus des Getreides, aber auch ganz grundsätzliche Fragen von Werden und Vergehen. „Dieser Kreislaufgedanke war damals gängig und ist es ja auch heute noch“, sagt Andrea Gropp, stellvertretende Museumsleiterin und Kuratorin der Ausstellung.
Anders als vergleichbare Kulte war der von Eleusis nicht besonders exklusiv: „Jeder konnte eingeweiht werden, unabhängig von Alter, Geschlecht oder sozialem Stand. Die einzigen Bedingungen waren, dass man die griechische Sprache beherrschte und keinen anderen Menschen getötet hatte.“
Todesstrafe angedroht: Eingeweihte durften nicht über Kulte sprechen
Einmal im Jahr fanden im namensgebenden Ort Eleusis, etwa 20 Kilometer von Athen entfernt, die Eleusinischen Mysterien statt. Sie dauerten neun Tage und zehn Nächte, in denen verschiedene Zeremonien und Rituale durchgeführt wurden. „Dabei ging es weniger um eine bestimmte Lehre, als viel mehr um das Erleben“, erklärt Andrea Gropp.
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Damit sich Besucher des Duisburger Museums das vorstellen können, haben Gropp und ihr Team auch einen abgedunkelten Raum eingerichtet. Die Wand ziert eine künstlerische Nachbildung der tempelähnlichen Anlage, die bis zu 30.000 Menschen aufnahm. Auch akustisch ist in dem Raum für die passende Atmosphäre gesorgt.
Die Exponate der Ausstellung reichen von Keramik über Schmuck bis hin zu religiösen Figuren und Statuen. Sie stammen aus der eigenen Sammlung des Hauses, aus Sammlungen anderer Museen und Universitäten in NRW sowie aus der Glyptothek in München. Über den Eleusis-Kult hinaus werden – etwas weniger ausführlich – Kulte um die ägyptische Isis, die rätselhafte Kybele und den berauschenden Dionysos beleuchtet.
Anhänger solcher Kulte durften Außenstehenden nichts über deren Inhalte und Abläufe verraten. Im Fall von Eleusis etwa wurde die Todesstrafe angedroht. Aber warum eigentlich? Dieser Frage wird Alt-Historiker Frank Bernstein von der Goethe-Universität Frankfurt bei einem Vortrag im Museum am 19. März (15 Uhr) nachgehen.
>>„GÖTTLICHE GEHEIMNISSE“ IM KULTUR- UND STADTHISTORISCHEN MUSEUM
Die Ausstellung „Göttliche Geheimnisse – Sterben und Wiederauferstehen in antiken Mysterienkulten“ ist vom 12. März bis 15. Oktober im Obergeschoss des Kultur- und Stadthistorischen Museums besuchbar.
Der Eintritt kostet 4,50 Euro (ermäßigt 2 Euro). Jeden Donnerstag gilt das Prinzip „Zahl, was du willst“. Das Museum ist dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Ein Rahmenprogramm mit Vorträgen und anderen Veranstaltungen ist ebenfalls geplant. Eine Übersicht gibt es in der Broschüre zur Ausstellung (erhältlich im Museum) und unter www.stadtmuseum-duisburg.de.