Duisburg. Früher kamen Lehrer nicht mit ihm klar, heute ist Robin Schicha selbst auf dem Weg in diesen Beruf – trotz Asperger-Autismus. Wie ihm das gelang.
Robin Schicha will Leidensgenossen Mut machen. Der Duisburger Künstler ist Autist, hat zwei Studiengänge absolviert und jetzt eine eindrucksvolle Ausstellung zusammengestellt. „Er hat seinen Weg gemacht, und er wird ihn weitergehen“, sagt Mutter Lisa nicht ohne Stolz. Auch die neue Ausstellung bringe ihn weiter, denn sie sei eine Art Rückblick und zugleich eine kreative Motivation für Neues.
Mit Robin Schichas Werkschau „Comics und Karikaturen“ in den Räumen des sozialen Dienstleisters Pro Viva (Mercatorstraße 96-98) sind Erinnerungen verbunden, die Dankbarkeit wecken. Nach mehreren Schulwechseln, weil Mitschüler, aber auch Lehrer mit seinem „Anderssein“ nicht klar gekommen seien, wurde er über Jahre von Pro Viva im Schulalltag begleitet und machte schließlich sein Abitur.
Diagnose Asperger-Autismus war für 15-jährigen Duisburger ein Schock
Für den Zeichner aus Leidenschaft sei es selbstverständlich gewesen, genau dort alte und neue Arbeiten zu präsentieren. Und Begleiter will er selbst auch sein. Zur Ausstellungseröffnung kommen zwei Schulklassen der Förderschule am Rönsbergshof in Beeck, unter ihnen auch Autisten. Sie staunen, als der Künstler ihnen sehr persönliche Einblicke in sein Innenleben und seinen Werdegang gab.
Als er mit 15 Jahren die Diagnose Asperger-Autismus erhielt, war das für ihn ein Schock, zumal er mitten in der Pubertät war. Der Schock hielt nicht lange an. Seine Kreativität war ungebremst, sie steigerte sich sogar. „Ich hatte meine eigene Welt, eigene, vom Autismus geprägte Wahrnehmungen“, sagt der heute 31-Jährige.
Und die habe er durch die Kunst in die Außenwelt transportiert. Das Zeichnen hat er stets als Berufung empfunden, und die macht er zum Beruf. Schrittweise, behutsam, aber dennoch zielstrebig.
Nach dem Abitur hat Robin Schicha Kommunikationsdesign in Düsseldorf studiert und dort mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Letztes Jahr erwarb er zusätzlich den Bachelor für das Kunst-Lehramt an der Universität Dortmund; heute macht Schicha darin den Master an der Universität Duisburg-Essen und absolviert zurzeit sein Praxissemester am Mannesmann-Gymnasium im Duisburger Süden. „Das macht mir riesigen Spaß“, berichtet er, „ja, ich will Kunstlehrer werden“.
Robin Schicha: Ausstellung in Duisburg ist bis Ende März zu sehen
Mit Kindern komme er schon immer klar. Den Schülern vom Rönsbergshof zeigt er seinen Comic, in dem er die eigene Schulzeit verarbeitet. Das Unverständnis seiner Englischlehrerin, die unhaltbaren Forderungen seines Sportlehrers, aber auch die Freude beim Lesen von Goethes Faust wecken Emotionen, seine eigenen, aber auch die der Leser.
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In der Ausstellung an der Mercatorstraße, gegenüber vom Busbahnhof, sind zudem einige seiner Vorbilder zu entdecken. Zum einen werden noch bis Ende März Porträts von Künstlerinnen und Künstlern aus dem Autismusspektrum ausgestellt, etwa von Janosch, Tim Burton, Michelangelo oder Andy Warhol. Weitere beeindruckende Persönlichkeiten wie Greta Thunberg, Edward Snowden und Udo Lindenberg werden dargestellt.
Zum anderen werden alltägliche Erlebnisse aus der besonderen Sicht eines Autisten gezeigt, außergewöhnliche Empfindungen beim Fußball oder ein Treffen mit einem Grufti-Mädchen. Interessierte können einen individuellen Besichtigungstermin bei Pro Viva unter 0203 92 87 90 30 vereinbaren.
>>ROBIN SCHICHA BIETET AUCH ZEICHENKURSE FÜR AUTISTEN AN
Zu erwerben sind die Exponate ebenfalls. Zwischen 60 und 120 Euro kosten sie. „Von irgendwas muss ich ja leben“, sagt Robin Schicha.
In seinem Atelier an der Gneisenaustraße in Neudorf bietet er auch inklusive Zeichenkurse für autistische Kinder mit ihren Geschwistern und Freunden an.
Darüber hinaus hält er Lesungen in Schulen, Jugendzentren und sozialen Einrichtungen fort. Weitere Ausstellungen plant er ebenfalls. Interessenten können sich per Mail unter robin111990@gmail.com gerne mit ihm Es Verbindung setzen.