Duisburg. Ende Februar ist Schluss für den „Kaiserhafen“ in Duisburg-Ruhrort. (Stamm-)Gäste trauern schon heute: Das sind die Gründe für die Schließung.
„Duisburg ist echt ganz schön teuer“, schreibt das Kreativquartier Ruhrort auf seiner Facebook-Seite und verkündet keine frohe Botschaft: Die Gaststätte „Zum Kaiserhafen“ schließt zum Ende des Monats. Die Nachricht schockt viele. In den sozialen Netzwerken schreiben sie etwa „Oh nein!“ oder sie fragen sich: „Wo bezieh ich künftig die weltbesten Frikos?“
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Am Freitagmittag sitzen zum Mittagstisch ein paar Gäste in dem urigen Lokal, das sich mit Schnitzeln und deutscher Küche einen Namen gemacht hat. Parallel gehen beim Wirt Adam Kozlowski dutzende Nachrichten ein – 85 allein in zwei Stunden. Gäste aus Ruhrort und Umgebung trauern schon jetzt um den „Kaiserhafen by Adam“. „Es geht nicht mehr, ich dreh mich im Kreis”, sagt Adam Kozlowski traurig.
Traditionsgaststätte wurde vor vier Jahren in Duisburg-Ruhrort wiedereröffnet
Vor vier Jahren hat er die zentral gelegene Traditionsgaststätte in Ruhrort übernommen, zuvor stand sie vier Jahre lang leer. Innerhalb kurzer Zeit hat es der 41-jährige geschafft, den Kaiserhafen zu einem beliebten Treffpunkt zu machen. Über der Theke steht zum Beispiel der Wimpel des Stammtisches vom Förderverein St. Maximilian. Ruhrorter kehren für den Mittagstisch ein, zahlreiche Familien haben bei ihm gefeiert.
„Am Zuspruch der Gäste hat es nie gemangelt“, sagt er. Während Corona hat er Essen am Fenster verkauft und die Leute unterstützten ihn. Um den Laden am Laufen zu halten, habe er sich über Monate keinen Lohn ausgezahlt. Personal hatte er ohnehin zuletzt nicht mehr. Die vergangenen Monate nach den Corona-Lockerungen seien ganz gut gewesen – Kozlowski schöpfte Hoffnung, dass das Jahr 2023 besser als die zurückliegenden würden.
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Nebenkosten-Nachzahlung und Neuberechnung der Energiekosten – die Rechnung geht nicht mehr auf
Doch dann kam die nächste Krise, die Nebenkosten-Nachzahlung und die Neuberechnung der Energiekosten. Demnach müsste er künftig die dreifache Miete stemmen. „Das geht nicht, das kann ich nicht rechtfertigen.“ Auch das Bier sei schon wieder teurer geworden. Theoretisch müsste er ab sofort mehr pro Glas nehmen. Doch auch die Gäste merken die gestiegenen Kosten und die will er nicht vergraulen. „In Duisburg ist die Kaufkraft Kreisklasse, aber die Nebenkosten sind Champions League“, bemerken die Macher vom Kreativquartier Ruhrort in ihrem Statement dazu.
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„Ich hab die ganze Zeit gekämpft, aber jetzt habe ich keine Kraft mehr“, erklärt Kozlowski und muss an diesem Tag viele Hände schütteln. Viele versprechen, vor der Schließung auf jeden Fall noch einmal wiederzukommen. In den nächsten Wochen wird es noch die eine oder andere Feier im Kaiserhafen geben. Geschlossene Gesellschaften haben schon lange im Voraus reserviert und am 17. Februar soll es eine Abschiedsparty geben, organisiert vom Rock’n’Roll-Stammtisch. „Wir möchten dieser Kneipe die letzte Ehre erweisen“, kündigt die Organisatorin emotional an. „Ich bin gespannt, es haben sich schon viele angekündigt“, sagt Adam Kozlowski.
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Ruhrort will er auch weiter erhalten bleiben. „Ich bin eine Wasserratte. Hier sind in den vergangenen Jahren Freundschaften entstanden, für viele war der Kaiserhafen ein zweites Wohnzimmer.“ Außerdem hat er dem Ruhrorter Bürgerverein versprochen, ihn bei Veranstaltungen kulinarisch zu unterstützen. Er könnte sich vorstellen, künftig Caterings anzubieten – deren Zahl ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. „Ich hätte mir natürlich nochmal Geld leihen können, um den Engpass zu überbrücken, aber es bringt nichts, da gehe ich lieber mit erhobenem Haupt. Arbeit wird sich finden, ich scheue mich nicht davor.“ Online kommentiert eine Duisburgerin: „Adam wünsche ich alles Gute, den Gästen, dass es eine Nachfolge gibt und Ruhrort wünsche ich, dass die Stadt Duisburg mal wach wird.“
>> Die weiteren Öffnungszeiten
Bis zum letzten Öffnungstag wird der Kaiserhafen ganz normal geöffnet haben. Dienstag bis Freitag gibt es in der Zeit von 12 bis 14 Uhr Mittagstisch, abends ist von 17 bis 20 Uhr geöffnet. Samstag öffnet der Kaiserhafen um 17 Uhr, sonntags und montags ist frei.
Adam Kozlowski hat in den vergangenen Jahren immer wieder den Verein „Herzenswärme“ unterstützt, der warme Mahlzeiten an Obdachlose und Bedürftige verteilt. Dafür haben sich die Ehrenamtlichen mit einer Urkunde bei ihm bedankt. „Das werde ich auch weiter machen, so lange es den Kaiserhafen noch gibt“, betont er.