Duisburg. Mit dem eezy-Tarif umsonst unterwegs: Der Bericht einer Bahnfahrerin aus Duisburg sorgt für Aufsehen – die Details. So reagiert der VRR.

  • Eine Duisburgerin nutzt den Eezy-Tarif und fährt plötzlich umsonst mit der Bahn.
  • Die junge Frau erklärt, wie sie das aus Versehen „geschafft“ hat.
  • Der VRR überprüft den Fall, muss technische Probleme einräumen und zieht Konsequenzen.

Plötzlich umsonst mit dem Eezy-Tarif unterwegs: Dies ist einer Duisburgerin passiert – aus Versehen. Zur Einordnung: Über diesen E-Tarif können in ganz NRW Fahrten im ÖPNV nur per App gebucht und per Luftlinienkilometer abgerechnet werden. Ein Angebot, das die Duisburgerin als gelegentliche Bus- und Bahnfahrerin gerne nutzt, weil sie dadurch, wie sie festgestellt hat, auf einigen Strecken weniger als mit den üblichen Tarifen zahlt – neulich allerdings überraschenderweise gar nichts. Und das kam so:

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Die junge Frau nutzt wieder „eezy“, loggt sich in Hochfeld unweit ihres Zuhauses an der Haltestelle Musfeldstraße über ihr Handy entsprechend ein und steigt in die Bahn. Ziel ist die Duisburger City. An der Steinschen Gasse verlässt sie die Bahn und vergisst, sich auszuloggen. Erst über vier Stunden später, als die Duisburgerin längst wieder zu Hause ist, fällt ihr das auf.

Eezy-Tarif: Duisburgerin fährt umsonst mit der Bahn – aus Versehen

In der Annahme, dass es für sie jetzt richtig teuer wird, klickt sie zum Ausloggen hektisch auf die ihr vorgeschlagene Zielhaltestelle: Musfeldstraße – also dort, wo sie Stunden zuvor eingestiegen war. Die gelegentliche ÖPNV-Nutzerin bekommt den Hinweis, dass sie erfolgreich ausgecheckt hat und traut, als sie auf den Endpreis schaut, ihren Augen nicht: 0,00 Euro.

Der Beweis: Die Duisburgerin nutzt den Eezy-Tarif und loggt sich an der Haltestelle Musfeldstraße in Hochfeld ein. Sie fährt mit der Bahn zur Steinschen Gasse, vergisst aber, wieder auszuchecken. Dies hat sie erst über vier Stunden später zu Hause gemacht – und nichts gezahlt.
Der Beweis: Die Duisburgerin nutzt den Eezy-Tarif und loggt sich an der Haltestelle Musfeldstraße in Hochfeld ein. Sie fährt mit der Bahn zur Steinschen Gasse, vergisst aber, wieder auszuchecken. Dies hat sie erst über vier Stunden später zu Hause gemacht – und nichts gezahlt. © Screenhot: privat

Die Redaktion fragt beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) nach. Dort ist ein Kompetenzcenter angesiedelt, das auch für „eezy“ zuständig ist und das entsprechende technische Know-how besitzt. Die einzelnen Verkehrsunternehmen, die den E-Tarif anbieten, machen laut VRR-Sprecher Dino Niemann zwar immer wieder Stichproben im System. „Sie schauen nach Auffälligkeiten und gehen auch dem Verdacht eines möglichen Missbrauchs durch Nutzer nach“, so Niemann, „aber ein solcher Fall ist bisher nicht vorgekommen.“

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Mittlerweile gebe es aber eine Erklärung: „Nach unseren Recherchen und eigenen Testfahrten“, so Niemann, mit Start an Musfeldstraße in Hochfeld, seien die weiteren Haltestellen auf dem Weg zum Hauptbahnhof und auch der Hauptbahnhof selbst nicht oder nicht eindeutig erkannt worden.

In diesem Fall habe das System aufgrund einer „besonderen Konstellation“, so der VRR-Sprecher, keine eindeutige Fahrt mit zugehörigem Tarif identifizieren können. „Dies führte zu einem – wenn auch für die Kundin kulanten – nicht korrekten Ergebnis“, erklärt Niemann.

VRR gibt technische Probleme zu

Wie hätte es aber im konkreten Fall korrekt laufen müssen? „Das System hätte bei eindeutiger Fahrterkennung nur die einfache Fahrt oder bei fehlender Eindeutigkeit eine Hin- und Rückfahrt mit entsprechendem Umstieg erkennen und entsprechend berechnen müssen – auf Basis der Angabe der Nutzerin“, so der VRR-Sprecher.

Es seien aber bereits Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen worden: „Wir haben bereits ein System-Update aufgespielt und prüfen in Testfahrten, ob die Konstellation noch auftritt“, sagt Niemann. „Auch unser technischer Dienstleister wird das System aus systemtechnischer Sicht weiterhin auf Plausibilität prüfen. Dieser Prozess dauert in der Regel drei bis vier Wochen und ist bei uns erst abgeschlossen, wenn das Monitoring positiv verläuft.“

>> VRR: 775.000 FAHRTEN IM JAHR 2022 MIT DEM EEZY-TARIF IN NRW

  • Hinter eezy.nrw steht mobil.nrw, die Gemeinschaftskampagne des Verkehrsministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen, der Verkehrsunternehmen, Zweckverbände, Verkehrsverbände und -gemeinschaften in NRW.
  • Das Land hatte den Start von „eezy“ mit 100 Millionen Euro im Rahmen einer ÖPNV-Offensive gefördert.
  • Seit 1. Dezember 2021 gibt es im öffentlichen Nahverkehr in NRW flächendeckend den verbundübergreifenden elektronischen Tarif für Bus und Bahn. Tarifgrenzen spielen demnach hier keine Rolle mehr. Fahrten werden nur per App gebucht und per Luftlinienkilometer abgerechnet.
  • Allein in den Apps der Nahverkehrsunternehmen, die das E-Ticket-System des VRR nutzen, sind laut Sprecher Dino Niemann 500.000 Nutzer des Eezy-Tarifs registriert. 2022 habe es in NRW 775.000 Fahrten mit dem E-Tarif gegeben.