Duisburg-Mitte. Duisburg und seine Ewigkeitsbaustellen: Wie geht es weiter mit St. Vincenz, der alten Stadtbücherei, Theisen-Gelände oder der Steinschen Gasse?
In Duisburg gibt es zahlreiche Brachen, auf denen längst schon etwas passiert sein sollte – so zum Beispiel an der Steinschen Gasse oder an der Düsseldorfer Straße, wo früher einmal die Zentralbibliothek stand. An anderen Orten gibt es zwar keine Lücken, wie im Fall des ehemaligen Hospitals St. Vincenz oder des Theisen-Geländes – richtig voran geht es aber dennoch nicht. Eine Übersicht über exponierte Baustellen und was sich in den nächsten Monaten tun soll.
Schwesternwohnheim von St. Vincenz könnte bald abgerissen werden
Das Wohnquartier St. Vincenz war eines der Mega-Projekte, das die Stadt vor vier Jahren bei der Messe Expo Real vorstellte. Die Duisburger Fokus Development AG möchte Miet- und Eigentumswohnungen in bester Lage realisieren. 2020 sollte mit dem Abriss des Schwesternwohnheims begonnen werden. Getan hat sich seitdem – nichts. Die Fenster des ehemaligen St. Vincenz Hospitals im Dellviertel sind neu verrammelt. Am Hintereingang steht ein Bauzaun – den Unbefugte aber ohne Probleme ein Stück zur Seite geschoben haben. Selbst tagsüber kommen Personen von dem Gelände spaziert, die dort eigentlich nichts zu suchen haben. Ordnungsamt und Polizei waren mehrfach vor Ort. Hinzu kommt: Diebe haben sämtliche Kabel und Rohre entfernt. „Demnächst soll dort ein neuer Bauzaun montiert werden, damit wir ungestört arbeiten können“, betont Andrej Pomtow.
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350 neue Wohnungen, erbaut in drei Abschnitten auf insgesamt rund 15.500 Quadratmetern, soll das neue Quartier in bester Innenstadtlage umfassen. Nachdem sich nun jahrelang nichts tat, hat die Duisburger Fokus Development AG eine neue Ansicht des Projekts auf der Immobilienmesse Expo Real präsentiert. Es handelt sich dabei um den ersten Bauabschnitt an der Goldstraße, angrenzend an das Gemeindehaus von St. Joseph. 89 Mietwohnungen sollen im ersten Schritt entstehen. „Mit dem Abriss des Schwesternwohnheims können wir bald beginnen. Der Gesetzgeber hat die Rechtslage für Abrissarbeiten dieser Art vereinfacht, das kann jetzt schnell gehen“, blickt Pomtow voraus.
Alte Zentralbibliothek: Leitungen für die neuen Torhäuser werden verlegt
Passanten, die momentan von der Börsenstraße zur Düsseldorfer Straße wollen und bisher zwischen der Baustelle der beiden neuen Torhäuser hindurch schlendern konnten, müssen momentan einen Umweg laufen. Der Bereich ist komplett gesperrt, weil dort aktuell Leitungen verlegt werden, wie Bauherr Andrej Pomtow beschreibt. Fokus Development zeichnet ebenfalls verantwortlich für das nördliche Torhaus. Das sind momentan die sichtbarsten Arbeiten für die Duisburger. Pomtow betont aber, dass hinter den Kulissen die Neubauten Formen annehmen. Ein Bauantrag sei im vergangenen Jahr eingereicht, Gewerke ausgeschrieben worden. Wegen Inflation und Materialmangel sei man noch nicht in der Bredouille. Sparen könne man etwa, indem man auf die eigene Expertise und Kontakte setze.
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50 Prozent der Bürofläche im Torhaus Nord sei bereits vermietet, betont Pomtow. 1700 Quadratmeter wird die AOK im Erdgeschoss beziehen. Entstehen sollen ein neues Kundencenter sowie Arbeitsplätze für die Mitarbeiter. Für zwei verbleibende Flächen stehe „Fokus“ in Verhandlungen mit Gastronomen. Die von Innenstadtbewohnern erhoffte Ansiedlung eines neuen Edeka-Marktes ist schon länger vom Tisch.
Gegenüber, auf dem Grundstück der ehemaligen Volksbank, realisiert die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft das so genannte Torhaus Süd. Die geplante Tiefgarage wird beide Projekte verbinden. Die Botschaft: Auch wenn viele Passanten unken, dass sich dort nichts tut, täusche der Eindruck.
Gebag plant neues Verwaltungsgebäude für die Stadt an der Steinschen Gasse
Auf Platz eins der Baustellen, für die schon viel angekündigt, diverse Pläne aber wieder verworfen wurden, steht das „Loch“ an der Steinschen Gasse. Auf dem ehemaligen Parkplatz des Old Daddy sollte mal ein Ärztezentrum gebaut werden. Später waren dann Innenstadt-nahe Wohnungen für Pflegebedürftige und Studenten im Gespräch. Statt Visionen wächst dort nun seit geraumer Zeit ein Wald. Nun liegt es in den Händen der städtischen Baugesellschaft Gebag, etwas für das Areal in prominenter Lage zu entwickeln. Der Rat der Stadt Duisburg hat im November 2021 beschlossen, dass dort ein neues Verwaltungsgebäude entstehen soll.
„Die Gebag hat in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Duisburg Gespräche mit verschiedenen Beratungs- und Planungsunternehmen geführt und den Auftrag zur Begleitung des Prozesses der Bedarfsanalyse schlussendlich Ende Oktober 2022 an das Unternehmen ,Rheform Entwicklungsmanagement GmbH’ aus Düsseldorf / München vergeben“, erklärt Gebag-Sprecherin Lisa Melchior. Ziel des Prozesses sei es, den künftigen Raumbedarf für die Stadtverwaltung zu analysieren, auch unter Berücksichtigung des Themas „Neue Arbeitswelten“. „Der Prozess soll voraussichtlich im Winter 2023 abgeschlossen sein. Im Weiteren soll darauf aufbauend ein Entwurf über einen architektonischen Wettbewerb erarbeitet werden.“ Vorgesehen sei die „Zentralisierung von insbesondere publikumswirksamen Ämtern in einem Quartier“ mit dem Ziel, den Service für die Bürger zu verbessern, heißt es von Seiten der Stadtverwaltung.
Damit das Gelände nicht weiter vermüllt, habe die Gebag Ende 2021 den in die Jahre gekommenen Bauzaun austauschen lassen. Im vergangenen Herbst seien dann Sicherheitsschellen nachgerüstet worden, damit Fremde sich keinen Zutritt verschaffen können. Damit es nicht zu sehr wuchert, würden zudem „Grünrückschnitte zur Verkehrssicherung in regelmäßigen Abständen durchgeführt sowie kostspielige Müllentfernung veranlasst, um Schädlinge vom Grundstück fernzuhalten.“
Wohnungsbau auf dem Theisen-Gelände wird „vertiefend“ betrachtet
Von einer „Multikrise“ sprach die Gebag im vergangenen Jahr mit Blick auf gestiegene Kosten für neue Bauprojekte. Betroffen ist auch die Entwicklung des Theisen-Geländes zwischen Friedens- und Musfeldstraße, auf dem eigentlich 200 neue Wohnungen entstehen sollen. 2020 hatten die Architekten „Schönborn Schmitz‘ im Team mit „Querfeldeins Landschaft“ aus Dresden den Siegerentwurf vorgelegt. Neben den Wohnhäusern soll auch eine neue sechsgruppige Kindertagesstätte entstehen. Die alten Gewerbehallen stehen unter Denkmalschutz und sollen erhalten bleiben.
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Gebag-Sprecherin Lisa Melchior erläutert auf Nachfrage den aktuellen Stand: „Die Gebag hat Ende April 2022 einen Projektsteuerer mit dem Projekt-Setup und der Rahmenterminplanung beauftragt. Aktuell wird eine erste Wirtschaftlichkeitsbetrachtung auf Grundlage des durchgeführten Wettbewerbs und die anschließende Konkretisierung des Gewinnerkonzepts erstellt.“ Der Umfang des Projektes, die geänderten Rahmenbedingungen durch gestiegene Baukosten und die veränderte Zinslage erforderten eine „vertiefte Betrachtung und Qualifizierung des Entwurfes.“ Grundsätzlich sei man aber überzeugt: „Die geplante Maßnahme stellt eine große Bereicherung für den Ortsteil Hochfeld dar und ist fester Bestandteil der Planungen der Gebag.“