Duisburg. Warum zählen Land und Stadt seit Jahren so unterschiedlich viele Duisburger? Die Antwort erstaunt. Das Interesse an Aufklärung ist wohl gering.
Wie viele Menschen leben in Duisburg? Die Behörden zählen unterschiedlich viele: Laut Stadtverwaltung hatte Duisburg am Vorjahresende 499.439 Einwohnerinnen und Einwohner, laut Landesbetrieb Information und Technik (IT NRW) nur 495.152 (siehe Grafik). Wie viele sind es denn nun?
Mit einer Antwort tun sich statistischer Landesbetrieb und Stadtverwaltung schwer. Beide „zählen“ unterschiedlich: Die Städte leiten ihre Daten aus ihren Einwohnermelderegistern ab, die offizielle „amtliche Einwohnerzahl“ ist das nicht. Diese ermittelt IT NRW mit der „Fortschreibung des Bevölkerungsstandes“ nach dem „Bevölkerungsstatistikgesetz“.
Einwohnerzahl in Duisburg: So unterschiedlich zählen Stadt und Land NRW
Das geht so: Ausgangspunkt ist die Einwohnerzahl beim letzten Zensus. Diese Volkszählung war 2011. Damals wurden 487.480 Duisburger registriert. Darauf aufbauend zählt das Land monatlich Geburten und Zuzüge hinzu, zieht Todesfälle und Fortzüge ab. Diese Daten übermitteln die Standesämter der Kommunen nach Düsseldorf.
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Die Grundlage beider Statistiken ist also seit elf Jahren unterschiedlich. Zudem nennt IT-NRW-Sprecher Leo Krüll fünf weitere mögliche Gründe für Abweichungen. Einer der leichter verständlichen: Die amtliche Statistik berücksichtige „ausschließlich die ,Bevölkerung am Ort der alleinigen Wohnung oder der Hauptwohnung‘“. So solle jeder Einwohner eines Bundeslandes nur einmal gezählt werden. In der kommunalen Statistik dagegen könnten „auch Personen mit Nebenwohnsitz in der jeweiligen Gemeinde enthalten sein – dies ist aus Sicht der Stadt legitim“. Zudem könne es durch die Meldekette und bei der Registrierung zu Diskrepanzen kommen, etwa in Gemeinden mit Landeserstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete, wie es sie 2015 in der Glückauf-Halle gab.
Gleichwohl erklärt Krüll, IT NRW könne nicht sagen, welche Gründe für Duisburg zutreffen: „Eine detaillierte Aufklärung dieses Sachverhalts“ könne nur mit der Stadt erfolgen. Letzte Gespräche hätten jedoch „im Oktober 2018 stattgefunden; die Divergenzen konnten (noch) nicht final aufgeklärt werden“.
Stadtsprecher: Einwohnermelderegister wohl „näher an der Realität“
Dabei wäre das für die Stadt womöglich von Interesse: Die Höhe der Schlüsselzuweisungen zum kommunalen Finanzausgleich zum Beispiel wird auch durch die Einwohnerzahl beeinflusst. Und die entscheidende „amtliche Statistik“ von IT NRW bescheinigte Duisburg zuletzt rund 4000 Einwohner weniger.
Welche Zahl nun realistischer ist? Für die Stadt legt sich Sprecher Falko Firlus fest: „Laut Aussage von IT.NRW werden alleinig die Daten aus dem Duisburger Meldewesen zur Ermittlung und Plausibilisierung der Einwohnerzahl herangezogen.“ Daher sei „davon auszugehen, dass die Ermittlung der Stadt in Form eines monatlichen Bestandsabzuges näher an der Realität ist als eine Fortschreibung über elf Jahre hinweg“, so Firlus.
Vielleicht bringen ja die Ergebnisse des Zensus 2022 etwas Licht ins Dunkel.