Duisburg. Von der Liebeskind-Tasche über den Skianzug von Bogner bis hin zur Echtledercouch von Rolf Benz: Weihnachtsshopping im Duisburger Sozialkaufhaus.
Hand aufs Herz: Bei „Sozialkaufhaus“ denkt man nicht unbedingt an ein schönes Einkaufserlebnis, geschweige denn an Luxusartikel. „Man denkt an Ramsch oder daran, dass es muffig riecht“, gibt auch Gabriele Schmiedchen zu. Sie leitet das „KadeDi“, das Kaufhaus der Diakonie in Duisburg-Rheinhausen. Wer ihren hellen Laden dann betritt, staunt nicht schlecht und wer noch ein Weihnachtsgeschenk sucht, könnte hier fündig werden. Wirklich teuer ist von den gebrauchten Sachen nichts.
„Ich sage immer: Wir haben alles außer Tiernahrung“, erklärt die Leiterin. Auf über 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche, also ungefähr vier Tennisfeldern, gibt es ein Sortiment, das man im ersten Moment kaum überblickt. Nicht, weil es nicht aufgeräumt wirkt, sondern weil das Kaufhaus so weitläufig ist. Wer von der Mode-Kollektion am Eingang zur Weihnachtsabteilung am anderen Ende will, muss einige Schritte zurücklegen.
„KadeDi“ in Duisburg: Kunden schätzen, dass das Sortiment übersichtlich in einzelne Abteilungen gegliedert ist
Es geht vorbei an jeder Menge Klamotten wie Hosen, Röcke, T-Shirts und Pullover für ein paar Euro. Ein dunkelrotes Abendkleid mit glitzernden Pailletten kostet acht Euro und ein Skianzug von Bogner 40 Euro. Die Schuhe sind ordentlich in Regalen nach Größen geordnet. Wer genau hinschaut, entdeckt auch eine Liebeskind-Tasche aus schwarzem Leder für 45 Euro. Dann kommen Schlittschuhe für neun Euro, daneben Inliner und Motorradhelme. Auf der anderen Seite gibt es Gardinen, Bettwäsche und Handtücher.
„Hier ist alles super sortiert“, sagt eine junge Mutter, die nach einer Winterjacke für ihre Tochter Ausschau hält. „Ich weiß jedes Mal ganz genau, wo ich hin muss.“ Während sie einen Bügel nach dem nächsten zur Seite schiebt – eine orange Jacke, eine rote, eine dunkelrote – erzählt sie, dass sie einmal in der Woche ins Kaufhaus kommt. „Kinder wachsen ja so schnell. Da lohnt sich das.“ Ihr Blick bleibt an einer dunkelgrünen Daunenjacke von Esprit hängen, die aussieht wie neu. Preis? Drei Euro. Mit einem Lächeln wirft sie das Kleidungsstück in ihren Einkaufswagen und fährt weiter in die Spielzeugabteilung.
Ein pinkes Fahrrad von Puky mit Stützrädern ist hier für 20 Euro erhältlich. Außerdem gibt es Carrera-Bahnen für zehn Euro, Hunderte Puzzles, Spiele und Bücher. Teddybären, Puppen und Spielzeugautos –oder kurzum: Alles, was Kinderaugen unter dem Tannenbaum zum Strahlen bringt.
Haushaltsartikel und Weihnachtsdekoration für ein paar Cents
In der Haushaltsabteilung kosten Gläser einen Euro, Tupperware 20 Cent und Fondue-Töpfe vier Euro. Aktuell sind auch viele Weihnachtsartikel erhältlich. In großen Holzboxen liegen Weihnachtskugeln in allen Farben für jeweils 20 Cent, Weihnachtskarten kosten 10 Cent, Geschenkband 50 Cent und ein Tannenbaumständer vier Euro.
Die Möbelecke fällt etwas kleiner aus als in anderen Sozialkaufhäusern. Nichtsdestotrotz finden sich hier Bilder, Stehlampen, Kommoden, Tische und Stühle. Eine cremefarbene Echtledercouch von Rolf Benz liegt bei 80 Euro und ein Vintage-Schminktisch mit kleinem Hocker bei 20 Euro. Technikfans kommen auch auf ihre Kosten: Eine Stereoanlage von Sony kostet 20 Euro und Playstation-Spiele drei Euro.
Ein älterer Herr, der mit einigen Klamotten unter dem Arm auf seine Frau wartet, sagt: „Das ist hier total ansprechend – wie ein richtiges Kaufhaus.“ Wieso das Ehepaar heute hier ist?
„Als Rentner bekommt man ja kaum Taschengeld. Da überlegt man sich dreimal, ob man sich eine neue Winterjacke für 200 Euro kauft oder ob man hierher kommt“, erklärt er. „Hier gibt es feine Sachen. Nicht nur für den schmalen Geldbeutel, sondern für jeden.“ Das Einzige, das ihm fehlt? „Ein Sessel und eine kleine Kaffeebar zum Warten wären nicht schlecht.“
„Man fühlt sich hier fast wie in einer Boutique“, sagt eine Stammkundin
Es gibt auch Kunden mit einem höheren Budget, die gern in den Laden kommen. Dazu gehört zum Beispiel Kerstin Schepers, die auch immer mal wieder Sachen an die Diakonie spendet. „Fast alles, was ich habe, ist Second-Hand-Ware, weil mir Nachhaltigkeit wichtig ist“, sagt die 56-Jährige.
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Die Stammkundin ist an diesem Tag mit dem Fahrrad aus dem Duisburger Süden angereist – und am liebsten würde sie gleich mit mehreren vollgepackten Einkaufstüten wieder nach Hause fahren, wenn ihr Gepäckträger es denn zuließe. „Das Sortiment klasse, ich finde jedes Mal tolle Schnäppchen und man fühlt sich fast wie in einer Boutique.“
>> Wer im Kaufhaus der Diakonie in Duisburg-Rheinhausen einkaufen kann
- Hier kann grundsätzlich jeder einkaufen – auch ohne Sozialberechtigungsschein. Leiterin Gabriele Schmiedchen betont: „Egal, wie jemand aussieht oder wie viel Geld er hat, hier wird niemand schräg angeguckt.“
- Für Schüler, Studenten, Sozialhilfeberechtigte und Rentner gibt es außerdem 20 Prozent Rabatt.
- In diesem Jahr ist die Nachfrage nach gebrauchten Artikeln besonders hoch. Leiterin Schmiedchen erzählt, dass rund 300 Kunden pro Tag in ihren Laden kommen und etwas kaufen, und damit rund ein Drittel mehr als im Vorjahr.
- Dazu erklärt eine Verkäuferin: „Die Leute achten jetzt auf ihren Geldbeutel wegen der Strom- und Gaspreise. Kuschelige und warme Anziehsachen wurden fast schon von den Ständern gerissen.“
- Das Kaufhaus der Diakonie ist in Rheinhausen, Moerser Str. 32 in 47228 Duisburg.
- Es hat montags bis freitags von 9.30 Uhr bis 18 Uhr geöffnet und samstags von 9 Uhr bis 13 Uhr.
- Es gibt in Duisburg auch noch zwei weitere Kaufhäuser der Diakonie: Auf der Düsseldorfer Str. 269 in 47053 Duisburg und auf der Lehrerstraße 33 in 47167 Duisburg.