Duisburg. Mehr Ausbildungsstellen als im Vorjahr gibt es in Duisburg. Viele sind noch nicht besetzt. Dadurch bieten sich für Interessierte weiter Chancen.

Viele Ausbildungsstellen in Duisburg sind 2022 noch unbesetzt: 191 Plätze waren Ende Oktober noch frei. Das stellten die Mitglieder der Ausbildungskonferenz für die Region Duisburg, Wesel und Kleve am Dienstag fest. Gleichzeitig haben 85 der insgesamt 3223 Bewerber in Duisburg keinen Ausbildungsplatz erhalten.

2022 wurden in Duisburg insgesamt 3020 Ausbildungsstellen ausgeschrieben – 165 mehr als im Vorjahr. 2914 davon sind betriebliche Ausbildungsstellen – ein Plus von 9,5 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr. Auf eine Stelle beworben haben sich in Duisburg etwa gleich viele junge Menschen wie 2021.

Ausbildungsmarkt in Duisburg habe sich nach Corona entspannt

Matthias Wulfert, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer (IHK), sagte am Dienstag, der Ausbildungsmarkt am Niederrhein habe sich nach der Corona-Krise wieder beruhigt: „Die Betriebe finden wieder besseren Kontakt zu Schülern und Jugendlichen, weil sie endlich wieder in die Schulen können.“

Während der Pandemie seien viele Veranstaltungen nur digital möglich gewesen. Dazu gehörten auch Aktionen zur Berufsorientierung, bei denen Betriebe bei jungen Menschen für eine Ausbildung werben. „Der digitale Weg war gut, aber kann kein Ersatz für den persönlichen Austausch sein“, so Wulfert. Die Betriebe hätten einen weiten Weg vor sich, die Kontakte zu den jungen Menschen wieder herzustellen.

Drei Vertreter der regionalen Ausbildungskonferenz sprachen über den Ausbildungsmarkt am Niederrhein (von links): Marcus Zimmermann, Dominik Blechschmied und Matthias Wulfert.
Drei Vertreter der regionalen Ausbildungskonferenz sprachen über den Ausbildungsmarkt am Niederrhein (von links): Marcus Zimmermann, Dominik Blechschmied und Matthias Wulfert. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Wer an einer Ausbildung in Duisburg interessiert ist, aber noch keinen Platz gefunden hat, könne auch jetzt noch eine gute Stelle finden: „Es sind noch ausreichend Plätze verfügbar. Wenn Sie also noch auf der Suche sind: Legen Sie los und bewerben Sie sich“, riet Matthias Wulfert den Interessierten.

Ausbildung in Duisburg: Diese Branchen sind beliebt

Alle Branchen hätten mit einem Mangel an Auszubildenden zu kämpfen, meinte Marcus Zimmermann von der Duisburger Arbeitsagentur. Die Bereiche Verkauf, Einzelhandel und Büromanagement seien bei den Bewerbern noch am beliebtesten. „Trotzdem sucht jeder nach guten Bewerbern. Und das wichtigste Instrumentarium gegen den Fachkräftemangel ist die betriebliche Ausbildung“, so der Vorsitzende der Geschäftsführung.

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Laut Christian Henke, Geschäftsführer für Bildungsrecht und Bildungspolitik bei der Handwerkskammer Düsseldorf (HWK), seien auch umwelttechnische Berufe in den Bereichen Strom und Photovoltaik sehr beliebt. Er appellierte an Jugendliche: „Nicht nur für das Klima demonstrieren, sondern bitte auch in Berufen arbeiten, die den Umweltschutz fördern.“

HWK-Geschäftsführer: Viele Bewerber würden Stelle liegenlassen

Seiner Erfahrung nach würden viele Bewerber mehrere Ausbildungsverträge unterschreiben und erst spontan entscheiden, welche Stelle sie antreten. „Manche Betriebe wissen erst am ersten Ausbildungstag, ob sie wirklich einen Auszubildenden haben“, sagte Henke. Das sei auch eine Folge des Überangebots an Ausbildungsplätzen. Mehr Menschen, die ihre Ausbildung vorzeitig abbrechen, gebe es deswegen aber nicht.

Viele Betriebe würden zurzeit darüber nachdenken, wie sie das Handwerk für junge Menschen attraktiv machen können – zum Beispiel durch Konzepte wie mobiles Arbeiten oder flexible Arbeitszeiten: „Noch sieht das der rechtliche Rahmen für Ausbildungen nicht vor. Wir überlegen aber, wie wir zum Beispiel mobiles Arbeiten realisieren können“, meinte Henke.

>> WIE BLICKEN EXPERTEN AUF DEN KÜNFTIGEN AUSBILDUNGSMARKT?

  • Matthias Wulfert von der Niederrheinischen IHK blickt positiv auf den künftigen Ausbildungsmarkt: „Auch während Corona hat der Ausbildungsmarkt gehalten. Das wird er auch bei den aktuellen Krisen. Wir dürfen es nicht zu schwarzmalen.“
  • Marcus Zimmermann, Chef der Arbeitsagentur Duisburg, denkt, dass das Interesse an Ausbildungen in Duisburg wieder steigt: „Wir schließen gerade die Lücke, die durch zweieinhalb Jahre Pandemie entstanden sind. Jetzt wird wieder mehr Berufsorientierung möglich sein.“