Duisburg-Baerl. Die Tischlerei Collin ist auf eine Besonderheit spezialisiert: Aus ihrer Werkstatt kommen Brettspieltische made in Duisburg. Mit Erfolg.
Brettspiele bringen jedes Jahr um die 200.000 Besucher zur Spielemesse nach Essen und allabendlich Familien und Freunde zusammen. Gerne nicht an irgendeinem Tisch, sondern an einem speziellen Brettspieltisch. Die Nachfrage ist groß – und eine Tischlerei aus Duisburg einer von nur vier Anbietern deutschlandweit.
Bis 2016 war Collin eine ganz normale Tischlerei. Dann fragte ein Kunde nach einem Brettspieltisch. „Da wussten wir gar nicht, was das ist“, erinnert sich Roland Collin lachend. Heute wissen er und seine Frau Simone nicht nur, was das ist, sondern auch, was Spieler wollen, die sich so einen Tisch auch mal 10.000 Euro kosten lassen.
Bei Spielern bekannt und beliebt: Der Brettspieltisch „Luza“ kommt aus Duisburg
Wobei das die teuerste Anfertigung war, die sie bislang ausgeliefert haben; mit allem Zubehör, was das Spielerherz begehren und die Tischlerhand schreinern kann. Los geht’s bei 3000 Euro, die meisten Kunden legen um die 4000 Euro für den „Luza“ hin, wie der Brettspieltisch made in Duisburg heißt.
Die Schweiz und Österreich, Belgien und die Niederlande: Längst kommen die Kunden der Baerler Tischlerei nicht nur aus ganz Deutschland. Mit dem Coronavirus brach 2019 das Spielefieber aus. Für die Collins war es das Ende der normalen Tischlerei und der Anfang ihrer Spezialisierung: Seitdem stellen sie im alten Baerler Bahnhof ausschließlich Brettspieltische her. Zug um Zug verlassen 70, 80 Stück pro Jahr die Werkstatt, „mehr passen hier nicht rein“, sagt Roland Collin.
Zubehör für den Brettspieltisch gibt’s vom Sektglashalter bis zum USB-Anschluss
Eiche, Buche, Kernbuche, Birke, Ahorn; gebeizt oder ungebeizt: Holz – alles aus Europa – sägen und schrauben, leimen und lackieren die Collins, bis der Brettspieltisch vor ihnen steht. Dann wird getunt: Was Autofahrern Spoiler und Folien sind, sind dem Spieler Soundanlage und USB-Anschluss, Beleuchtung samt Fernbedienung, Halterungen fürs Tablet, für Snacks und Getränke. Manche direkt integriert, andere zum Dranstecken. Dabei gibt es buchstäblich für jeden Geschmack etwas: „Ein Weinglas muss anders gehalten werden als ein Kaffeebecher“, sagt Roland Collin. Und, grinsend: „Wir sind weltweit der einzige Anbieter mit einem Sektglashalter.“
[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]
Noch eine Parallele zum Autotuning: Auch die Spielfläche des „Luza“ – ausgesprochen übrigens wie englisch „Loser“ – ist tiefergelegt; Plättchen, Würfel und Figuren werden im sogenannten Keller aufgebaut, geschützt von einer umlaufenden Reling. In die selbstverständlich der Kartenhalter direkt integriert ist. Vorteil des Kellers: Deckplatten drüber – und niemand braucht das Spiel wegzuräumen, nur weil das Abendessen auf den Tisch kommt. Roland Collin fasst das augenzwinkernd so zusammen: „Wir verkaufen einen Esstisch mit dem Kollateralschaden Brettspieltisch.“
Die Zielgruppe: Menschen mit Regalen voller Spiele, wie Leseratten Bücher haben oder Filmfans Blu-rays. „Die geben mehrere hundert Euro im Jahr für Spiele aus und wollen dann nicht auf einem knüseligen Ikea-Tisch spielen“, sagt Simone Collin. Cineasten legen sich ein Home Cinema zu – Spieler einen Brettspieltisch.
Die Collins selber brauchen keinen. „Wir sind keine Spieler“, sagt Roland Collin. „Die Kinder nötigen uns ab und zu – aber eigentlich spielen wir lieber mit dem Tisch.“
>> SPIELETIPPS FÜR NICHTSPIELER
- Das richtige Spiel haben Sie noch nicht gefunden? Dann probieren Sie es doch mal mit unseren Spieletipps für (bisherige) Nichtspieler:
- „Cascadia“ (Kosmos) ist Spiel des Jahres 2022. Ein bis vier Spieler legen Landschaftsplättchen vor sich aus, die das namengebende Gebiet zwischen USA und Kanada widerspiegeln. Gezogen wird aus der gemeinsamen Auslage – ebenso wie Tierplättchen. Ziel ist es, beides zusammenzubringen und möglichst große Gebiete der gleichen Art zu schaffen. Ab zehn Jahren, 35 Euro.
- „Unlock!“ (Asmodee) ist etwas für Menschen, die sich einen Escape Room nach Hause holen wollen. Anhand von Karten und einer clever ins Spielerlebnis integrierten, kostenlosen App knacken ein bis sechs Spieler gemeinsam Rätsel vom versunkenen Schiffswrack über einen Sherlock-Holmes-Fall bis zu Star-Wars-Abenteuer. Drei kostenlose Demo-Abenteuer zum Ausdrucken gibt es auf der Homepage von Asmodee auf asmodee.de/unlock-demo. Ab zehn Jahren, Einzelfall zwölf Euro.
- „Ganz schön clever“ (Schmidt Spiele) war 2018 nominiert zum Kennerspiel des Jahres. Ein bis vier Spieler werfen verschiedenfarbige Würfel, von denen sie in mehreren Runden je dreimal immer nur ein Ergebnis in eine farblich passende Zeile auf ihrem Block eintragen dürfen – kleinere Augenzahlen fliegen raus und werden den Mitspielern zum Aussuchen serviert. Durch geschicktes Ankreuzen lassen sich Boni freischalten und viele Punkte kassieren. Ab acht Jahren, 14 Euro.