Duisburg. Das „Julia Hülsmann Quartet“ war in der Reihe „Mercatorjazz“ im Duisburger Lehmbruck-Museum zu Gast. Warum unser Konzertkritiker begeistert war.

Die Reihe „Mercatorjazz“ war nach einiger Zeit wieder zu Gast im Lehmbruck-Museum. Mit der Komposition „Empty hands“ eröffnete das „Julia Hülsmann Quartet“ das Konzert. Der subtile Anschlag der Pianistin, das ruhige Tempo und die feinsinnig verschränkten Melodien der Band hatten viel von einem Gemälde, dessen Entstehung mit leeren, offenen Händen und einem freien Geist beginnt. Die Musiker bescherten dem Publikum einen Abend, in dem Musik und Raum zu einer atmosphärischen Einheit wurden.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Seit beinahe 20 Jahren spielt Julia Hülsmann zusammen mit Heinrich Köbberling (Drums) und Marc Muellbauer (Bass). Erst in den vergangenen Jahren ist der Saxofonist Uli Kempendorff dazu gestoßen. Gemeinsam klingen sie, als seien vier Individuen durch unsichtbare flexible Bänder zu einem Klangkörper verbunden. Transparent, voller überraschender Wendungen und Klangfarben hat Julia Hülsmann einen intimen Kammerjazz kreiert, bei dem man auch den Raum zwischen den Tönen genießt. Solistische Ausflüge um ihrer selbst willen oder kraftmeierische Ausbrüche sind ihr und ihren Musikern fern.

Beim Duisburger Konzertabend stehen Lieder der neuen CD „The next door“ im Mittelpunkt

Die Zeit flog nur so dahin – so zog die Musikgruppe die Besucher in ihren Bann.
Die Zeit flog nur so dahin – so zog die Musikgruppe die Besucher in ihren Bann. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Adjektive wie „atemberaubend“ oder „mitreißend“ sind bei diesem Sound völlig fehl am Platze. Julia Hülsmann macht dagegen den eigenen Atemstrom und den des Publikums bewusst. Ein großer Teil des Programms bestand aus Stücken ihrer jüngsten, beim Label ECM veröffentlichen CD „The next door“. „Jetzt noch nicht“ zeigte alle Qualitäten dieser Band überdeutlich. Am Anfang stand ein zartes Duett von Piano und Saxophon. Beide Instrumente schienen sich in diesem Moment zu einem Klang zu verdichten. Dann stieg die Band ein, verwirbelte die Melodie und gewann an Expressivität.

Uli Kempendorff bevorzugt zwar einen biegsamen, klaren und warmen Ton auf seinem Tenorsaxophon. Doch hier zeigte er, dass er auch den Sound des Alt- oder Baritonsaxofons aus seinem Instrument holen kann. Mit „Open Up“ erwies er sich auch als einfallsreicher Komponist. Dass Transparenz und Energie sich nicht ausschließen, machte „Fluid“, ein Stück der Bandleaderin, deutlich. Wie von der Kraft des Wassers angetrieben, kreiselten und wirbelten die Pianoklänge, ließen Melodien entstehen und verschwinden, um dann mit der gesamten Band ein kraftvolles Finale anzusteuern.

Nach etwa zwei Stunden kündigte Julia Hülsmann das letzte Stück an und man denkt „Jetzt schon?“. Doch es gibt ja noch eine Zugabe. Fast tänzerisch leicht greift die Band „Sometimes it snows in April“ von Prince auf und macht es zu einer innigen Erinnerung an den verstorbenen Popstar. Ein hinreißend unspektakulärer Abend voller Ideen, Klangfarben und Intensität war zu Ende.

>> Nächstes Konzert am 25. November – es werden Standards gespielt

Das nächste Konzert in der Reihe findet am 25. November um 209 Uhr in der Konzernzentrale von Krohne (Ludwig-Krohne-Straße 5) statt. Es steht unter dem Titel „Peter Baumgärtners My Choice“. Er tritt im Trio mit Thomas Rückert und Martin Gjakonovski auf.

Seit langem hegte Peter Baumgärtner den großen Traum, in einem Studio seiner Wahl seine Wunschstandards einzuspielen. Das gelang schließlich im Sommer 2021 im legendären MPS Studio in Villingen im Schwarzwald. Es war ein Leichtes, zwei Partner für dieses Unternehmen zu begeistern. Beflügelt von der jazz-historischen Atmosphäre des Studios, in dem neben Oscar Peterson zahlreiche Jazz-Größen der 70er- und 80er-Jahre aufnahmen, präsentiert das Trio Baumgärtner-Rückert-Gjakonovski ein feines Programm. Karten gibt es zum Preis von 22 Euro online auf der Seite www.mercatorjazz.de.