Duisburg/Oberhausen. Der Frust und die Wut sind zurück: Warum die Stimmung bei den Fans des MSV Duisburg nach der Niederlage gegen RWO komplett gekippt ist.
„Pfui, pfuuui!“ Den MSV-Spielern, die müde eine letzte Runde im Niederrhein-Stadion drehen, schallen wütende Pfiffe entgegen. Auf der Anzeigetafel steht es Rot auf Weiß: RWO 2, Duisburg 1. Der MSV hat gegen den Nachbarn Rot-Weiß Oberhausen verloren und ist gegen einen Regionalligisten aus dem Niederrheinpokal ausgeschieden.
Die rund 5000 mitgereisten Duisburger Fans sind sauer. Stinksauer. Bei dem Traditionsclub droht die nächste große Krise. Die Aufbruchstimmung nach einem guten Saisonstart scheint verflogen.
MSV Duisburg-Fans sehen „Rückfall in ganz alte Zeiten“
„Da verlierst du gegen Oberhausen, O-ber-hausen!“ Der Mann im Moritz-Stoppelkamp-Trikot schlägt sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Es ist unfassbar.“ „Das war ein Rückfall in ganz alte Zeiten“, sagt eine Frau kurz nach der Niederlage traurig. „In alten Zeiten haben wir hier wenigstens gewonnen“, erwidert ein anderer Fan und lacht gequält auf. „Das Schlimme ist, wenn wir hier nichts zustande bringen, gegen wen wollen wir dann in der Liga die Punkte holen?“ fragt ein Fan. „So peinlich, warum ist es immer wieder so peinlich?“
Zum Schrecken der Duisburger Fans dominierte RWO das Geschehen
„Oberhausen war schlecht. Aber Duisburg war noch schlechter“, analysiert ein kleiner Junge. „Oder, Papa?“ Der Vater nickt. Dabei waren die Erwartungen der Fans schon vor dem Spiel klar gewesen: Nicht nur ein Sieg sollte her, um den Abwärtstrend der vergangenen Wochen zu stoppen. Die Fans erwarteten auch, dass sich ihre Zebras reinhängen, das Derby leben würden.
Tatsächlich war am Freitagabend aber von Beginn an kaum ein Klassenunterschied zu erkennen. Zum Schrecken der MSV-Fans dominierten die Gastgeber das Geschehen auf dem Platz und hatten mehr und bessere Chancen. Nicht unverdient stand es nach 64 Minuten 2:0 für den Regionalligisten.
Alle Anfeuerungsrufe brachten nichts
Zwar flammte nach dem Anschlusstreffer für den MSV durch Aziz Bouhaddouz kurz Hoffnung auf. Die Duisburg-Fans auf den Rängen gaben alles, um ihre Mannschaft nochmal nach vorne zu peitschen. Doch alle Anfeuerungsrufe, Gesänge und sogar fünf Minuten Nachspielzeit brachten nichts: Es blieb beim Sieg für RWO.
Nach dem Schlusspfiff ließen die Duisburger Fans ihrer Wut über die Niederlage freien Lauf. Einige versuchten, den Platz durch ein geöffnetes Tor zu stürmen. Sie wurden dabei aber zunächst von den Oberhausener Ordnern und schließlich von der Polizei gestoppt. Andere buhten die Mannschaft aus, streckten wütend den Mittelfinger in die Höhe und brüllten „Schämt euch!“ oder „Zieht die Trikots aus!“. Auf die Tartanbahn flogen zahllose Plastikbecher und ein Eimer Senf.
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Wieder andere Duisburger Anhänger ließen offenbar ihren Frust an den Toilettenanlagen im Stadion Niederrhein aus. In den sozialen Netzwerken veröffentlichte RWO Fotos von zerschlagenen Waschbecken und aus den Angeln getretenen Türen. „Liebe Duisburger, wir verstehen euren Frust, aber...“, schrieb RWO dazu.
Zu dem Posting gab es hunderte Kommentare – viele davon aus Duisburg. So etwas gehöre „sich echt nicht“, schreibt eine Duisburgerin. „Bei aller lieber zur Rivalität. Ich bin Duisburg-Fan mit Leib und Seele, aber wer das macht, hat sie nicht mehr alle.“ RWO sei einfach „die bessere Mannschaft gewesen“. Ein anderer MSV-Fan kommentiert: „Gibt ein jämmerliches Bild ab! Sorry aus Duisburg!“
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In der Liga muss der MSV am Samstag, 1. Oktober, 14 Uhr, gegen den Halleschen FC ran. Der „angefressene“ MSV-Coach Torsten Ziegner will in den kommenden Tagen mit der Mannschaft „vertieft ins Gespräch“ gehen, um „Reputation bei den Fans zurückzugewinnen“. Nach dem Pokalabend in Oberhausen scheint das bei vielen MSV-Anhängern wohl auch nötig.
>>> Fan-Stimmen zum Spiel
- „Das war ein schlimmer Rückfall in alte Zeiten. Unmotivierte Spieler und qualitativ nicht ausreichend. Es hat sich in den letzten Wochen abgezeichnet und sich jetzt fortgesetzt. In kürzester Zeit hat sich die Mannschaft die gesamten Lorbeeren der ersten Spiele mit diesem einen Spiel kaputtgemacht. Es ist ein Trauerspiel und ich möchte nicht an die nächsten Wochen denken.“ Hape Agreiter (52)
- „Das war ein Spiel ohne Spiel nach vorn. Und jetzt ist auch noch Müller verletzt? Typisches MSV-Publikum nach dem Abpfiff: Die Beschimpfungen waren völlig übertrieben.“ Ralf Koss (61)
- „Ich hatte nichts erwartet und bin eigentlich auch nicht enttäuscht. Eher traurig, weil ich bestätigt wurde.“ Harald Steffen (51)