Duisburg. Die Nöte im Offenen Ganztag an Duisburger Grundschulen sind jetzt schon enorm. Diese Ideen haben die Träger und diese Forderungen erheben sie.
Der Offene Ganztag steuert auf einen Kollaps zu. Die acht Träger an den Duisburger Grundschulen sind schon jetzt am Limit, als „Idealisten und Überzeugungstäter“, wie sie sich selbst bezeichnen, wollen sie das Problem aber anpacken und haben einige Ideen.
Ihr inoffizielles Gremium „Trägerkreis Offener Ganztag“ (TOG) ist sich einig: Um den heutigen Erfordernissen gerecht zu werden, würden sie am liebsten das Grundschulsystem komplett auf den Kopf stellen und einen echten Ganztag an den Schulen einführen mit Unterricht vor- und nachmittags.
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Was wie eine Revolution klingt, gibt es als Grundlagenerlass bereits. Die „Rhythmisierung in der Ganztagsschule“ bedeutet unter anderem „einen Wechsel von Anspannung und Entspannung, Anstrengung und Erholung, Bewegung und Ruhe, kognitiven und praktischen Arbeitsphasen“, beschreibt es das Landesinstitut für Schule NRW.
Wenn Lehre und Betreuung auf den ganzen Tag verteilt werden, könnten die Träger ihrem Personal volle Stellen anbieten und sie so besser halten, die Fachkräfte könnten auch im Unterricht unterstützen, die Kinder wären ausgeglichener und es gäbe Kapazitäten für individuelle Förderung, beschreibt Anja Rustemeyer vom Oberhausener Träger Kurbel die Möglichkeiten.
Dem TOG ist bewusst, dass der Vorschlag ein großer Wurf ist und viele Hürden zu überwinden wären. Sprecher Dr. Marcel Fischell vom Evangelischen Bildungswerk betont, dass die Träger ein großes Interesse daran haben, mit der Kommunalpolitik ins Gespräch zu kommen, um Lösungen zu finden. Das beruhe bislang leider nicht auf Gegenseitigkeit. Einer Einladung vor ein paar Jahren folgte jedenfalls „niemand“ und ein regelmäßiger institutionalisierter Austausch etwa im Schulausschuss war bislang nicht möglich. Eine Teilnahme als sachkundige Bürger sei „bedauerlicherweise“ aus formaljuristischen Gründen abgelehnt worden, sagt Fischell.
Das fordern die Träger des Offenen Ganztags von Kommune, Land und Bund
- Um schnellstmöglich in die Planungen für die Erfüllung des Rechtsanspruchs ab 2026 einzusteigen, brauche es ein konkretes Gesetz zur Umsetzung, das Personalschlüssel, Qualitätsmerkmale und den zeitlichen Umfang beschreibt, fordert der TOG vom Schulministerium.
- Zum Offenen Ganztag müsse ein verpflichtendes Mittagessen für alle Kinder gehören, damit keine Zwei-Klassen-Gesellschaft entsteht. Denn manche Kinder erscheinen trotz des langen Schultags ohne Brotdose, andere bringen nur eine Tüte Chips mit oder auch gar nichts, erzählen die Träger-Vertreter.
- Im Kampf um Personal sehen sich die Träger benachteiligt, weil sie nur 25-Stunden-Verträge anbieten können. Das Fachpersonal ziehe Kita-Jobs in Vollzeit vor. Deshalb müsse es hier andere Lösungen geben.
- Die Praxis-integrierte Ausbildung (PIA) soll sich an den Arbeitszeiten ausrichten - aktuell wäre es günstig, vormittags Schulunterricht anzubieten und nachmittags die Praxis im Offenen Ganztag zu begleiten. Bislang ermöglichen das die Berufskollegs nur vereinzelt.
- Mehr Platz für das Mittagessen und die Spiel- und Lern-Angebote.