Duisburg. In der Arena in Duisburg spielen 2022 auch die Footballer von Rhein Fire. So erlebte und bewertet eine MSV-Anhängerin die Stimmung gegen Galaxy.
Wenn der MSV zu Hause spielt, kenne ich die Lieder und die Leute im Block und auf dem Platz. Wenn die Footballer von Rhein Fire in Duisburg auflaufen, wird mir mein „Wohnzimmer“ aber fremd. Eine Hüpfburg mit Krokodilmaul und Dosenwerfen – sowas gibt’s beim Fußball meist nicht. Football aber ist anscheinend mehr als Profifußball als Familienevent gedacht. Ich habe mir als „Rookie“, als ahnungslose Football-Debütantin, am Sonntag das Traditionsspiel der European League of Football angeschaut. Ein subjektiver Erlebnisbericht:
Frankfurt Galaxy heißt der prominente Gegner. Und ich bin Teil eines Liga-Zuschauerrekords, wie zu hören ist: Über 12.000 Zuschauer sind an diesem Sonntagnachmittag in die Schauinsland-Reisen-Arena gekommen. Diese ist 2022 bekanntlich das „Homefield“ des Düsseldorfer Teams.
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Rhein Fire gegen Frankfurt Galaxy in Duisburg: Zuschauerrekord beim Traditionsspiel
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Statt um Punkte in Liga drei geht’s hier und heute um die Play-offs. Wo sonst Weiß und Blau dominieren, sind die Ränge dunkelrot gefärbt. „The fire is back.“ Und auch das Spielfeld hat sich verändert – die Footballer haben einfach unseren Rasen angemalt und die Fußballtore ausgetauscht durch gelbe, U-förmige Gestänge. Auf den Rängen sind in den Kurven keine Anhänger zu sehen, nur auf den langen Geraden.
Die Choreo der Cheerleader vor dem Anstoß, der jetzt Kick-off heißt, erinnert an amerikanische Highschool-Serien und anstelle von Ennatz, dem Zebra-Maskottchen, hüpft ein Feuer-Vogel namens Burnie herum. Ich lerne noch ein paar Vokabeln: Statt Spielmacher und Strafstoß notiere ich nun Quarterback und Touchdown, es gibt vier „Halbzeiten“, und der Moritz Stoppelkamp wird Jadrian Clark gerufen.
Marie Wegener singt die Nationalhymne
Ein Blick auf die Merchandise-Stände: Schals für 25 Euro und Shirts für 50 Euro sind schon eine amtliche Preisklasse. Die Fire-Fans haben Trommeln, Tröten und Trillerpfeifen dabei. Auch der Stadionsprecher ist kein Leisetreter: „Das ist das Spiel des Jahres!“
Da geht es natürlich nicht unter der Nationalhymne – feierlich vorgetragen von DSDS-Siegerin Marie Wegener, die Duisburgs Sarah Connor. Erstmal essen. Statt Duft von Hotdogs und Popcorn ziehen mich die Fußballstandards an, Pommes und Frikadellen; immerhin gibt’s auch Burritos.
In Reihe eins entdecke ich die selbst ernannten „Fire Guardians“, die Hüter des Feuers. Die „Teufelsanbeter“ Thomas Lerchmacher und Gabriela Thum sind wild geschminkt mit Flammen auf dem Kopf: „Wir lieben schon lange Football. Beim ersten Mal hab mich sofort mitreißen lassen“, erzählt Gabriela Thum. Dass die rheinischen Feuerwerker im MSV-Stadion spielen, sei super. „Erst war das Gemecker groß, und jetzt sind wir alle froh, dass wir hier sein können. Das Stadion ist nicht so riesig und so ist alles familiärer. Außerdem ist es natürlich auch von uns aus zum Hinspucken nah“, sagt die Frau aus Ratingen.
Fans beider Teams sitzen nebeneinander
Alle geben alles. André Meyer aus Mettmann hat sich sein komplettes Gesicht kampfverziert. Dazu trägt er eine rote und eine weiße Kontaktlinse und Iro. „Wir sitzen ganz unten und machen ordentlich Lärm.“
Mir als Neuling ist dabei nicht so ganz klar, wo die Frankfurter Fans eigentlich sind. Nicht alle tragen die Farben ihres Vereins. Markus Möllenbeck, obwohl als Teufel verkleidet, klingt wie ein Friedensrichter: „Fans are friends. Im Stadion sitzen alle querbeet. Drinnen schreien wir uns an, draußen trinken wir zusammen ein Bier. Liegt einer auf dem Boden, klatschen alle ihn wieder hoch. Das ist Fairplay.“ Fantrennung durch die Polizei scheint hier nicht nötig – bei einem Fußballderby wäre das kaum denkbar.
Was man den Football-Fans lassen muss: Sie machen einen Höllenlärm, sind euphorisch ausgelassen, werden ständig animiert vom aufgekratzten Stadionsprecher. Und mittendrin erklärt der Taktikcoach statt im stillen Kämmerlein noch mal schnell die nächsten Spielzüge auf Flipcharts. Auch der Schiedsrichter gibt übers Mikro – übrigens auf Englisch – seine Entscheidungen durch. Ein paar Dinge könnte man sich glatt abgucken für das Spiel mit dem runden Leder. Dazu läuft knalllaute Musik. „Everybody dance now“ – so nervig wie ein Werbejingle. Und doch: Der DJ macht Laune, alles ist Show, Unterhaltung.
MSV-Fan: „Die Stimmung muss man mal erlebt haben“
MSV-Fans haben sich heute nicht ins Stadion verlaufen, zumindest nicht in Trikots. Na klar, die Zebras spielen zeitgleich in Meppen. Und dann erkennt mich doch einer, ruft mir im Vorbeigehen zu: „Nur der MSV“.
Es ist Christian Linke. Der ist eigentlich immer im Stadion, guckt heute halt mal Football. Die kurzen Spieleinheiten und die ständigen Unterbrechungen machen den Fußballfan etwas ratlos. Und doch fällt sein Fazit positiv aus: „Auch wenn ich die Regeln nicht kapiere – das hier ist ein echtes Highlight, die Stimmung muss man erlebt haben. Und unseren Rasen machen die Jungs auch nicht kaputt.“
Man muss gar nicht viel verstehen, wenn nach drei Stunden die letzte Aktion das Match dreht und das Heimteam doch noch gewinnt. Party! Ekstase!
Fazit: Einmal Zebra, immer Zebra – aber die Atmosphäre bei Rhein Fire ist ein Erlebnis. Diese Familienpackung American Style direkt vor der Haustür ist einen Besuch wert.
>> FOOTBALL IN DUISBURG: PREISE UND ZEITEN
- Zum nächsten „Heimspiel“ in der Schauinsland-Reisen-Arena empfängt Rhein Fire am Sonntag, 4. September, um 15 Uhr die „Leipzig Kings“. So ein Football-Tag dauert länger als ein Fußballspiel. Anpfiff ist um 15 Uhr, Spielende gegen 18 Uhr.
- Viele Tickets, etwa im Familienblock im Oberrang, kosten 29,90 Euro, ermäßigt für Schüler, Studierende, Rentner, Azubis und Bundesfreiwilligendienstleistende 19,90 Euro. Soldaten und Pflegepersonal erhalten zehn Prozent Rabatt. VIP- und Businessplätze in Spielfeld nähe kosten bis zu 99 Euro. Alle Infos: www.rheinfire.eu
- Die Preise der Speisen und Getränke sind dieselben wie beim Fußball. Einige Angebote, Burritos etwa, gibt’s aber speziell zum Football. Ein 0,5-Liter Bier kostet 4,50 Euro, die Bratwurst 3,50 Euro. Ein Food Truck bietet argentinische Küche: Empanadas, Bebidas, Sandwiches kosten zwischen sechs und neun Euro. An einem anderen Truck gibt’s Burritos und Bowls für zehn Euro, dazu dann die Stadion-Pommes für drei Euro.