Duisburg. Im Theater am Marientor in Duisburg kommt das neue Musical des Komponisten Ralph Siegel heraus. Es erzählt auch deutsch-deutsche Geschichte.

Nach seinem Musical-Debüt mit „Zeppelin“, das im Oktober 2021 im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen uraufgeführt wurde, beginnt für Ralph Siegel schon ein knappes Jahr später ein neues Musical-Abenteuer. Diesmal hebt sich der Vorhang für die Uraufführung nicht im Allgäu, sondern im Theater am Marientor in Duisburg.

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Zur Musik des 76-Jährigen, der vor 40 Jahren beim Eurovision Song Contest mit dem Lied „Ein bisschen Frieden“ mit Sängerin Nicole Deutschlands ersten ESC-Sieg geholt hat, geht es wieder in die deutsche Geschichte. „Zeppelin“ handelt vom Leben des Luftschiff-Pioniers Graf Hindenburg und dem letzten Flug der Hindenburg.

In Duisburg geht es mit dem Musical „’n bisschen Frieden“ bis zurück in die Zeit des Kalten Krieges. Am Anfang steht die Flucht zweier Musiker aus der DDR, die 1979 über die Ostsee in die Bundesrepublik wollen. Ist Richard Steiner (Jörg-Tim Wilhelm von der „Münchener Freiheit“) doch mit seinen Protestsongs ins Visier der Staatssicherheit geraten, schilderte am Freitag Autor Ronald Kruschak („Die rote Zora“, „Die drei ???“) die Handlung. Der populäre Schauspieler Heinz Hoenig spielt den Offizier Krause, der „Ricky“ auf dem Kieker hat.

Vorfreude auf die Uraufführung von „’n bisschen Frieden“: Darsteller, darunter Heinz Hoenig (2.v.l.) und seine schwangere Ehefrau Annika, Regieteam, Komponist haben sich um Produzent Wolfgang DeMarco (mit Plakat) auf der Bühne des TaM geschart.
Vorfreude auf die Uraufführung von „’n bisschen Frieden“: Darsteller, darunter Heinz Hoenig (2.v.l.) und seine schwangere Ehefrau Annika, Regieteam, Komponist haben sich um Produzent Wolfgang DeMarco (mit Plakat) auf der Bühne des TaM geschart. © FFS | Tanja Pickartz

Geschichte einer dramatischen Flucht

Die beiden Musiker verschwinden, auch Richards große Liebe Elisabeth in West-Berlin glaubt, er sei ertrunken. 30 Jahre später entdeckt sie in einer Zeitschrift ein Foto eines Straßenmusikers in Brighton – es ist ihr „Ricky“. Sie überredet ihre Enkelin Nina, die davon träumt, Sängerin zu werden, mit ihr ins englische Seebad zu fahren. Sie muss wissen, was passiert ist, um ihren Seelenfrieden zu finden. Aber auch Krause bleibt Richard auf den Fersen.

Das deutsch-deutsche Thema wird als Zeitreise, als Krimi und Drama, aber auch mit fröhlichen Momenten erzählt. Es führt zurück in den „Summer of Love“ 1968 und reicht über 50 Jahre in die Gegenwart. Eine lange Zeit, in der Ralph Siegel Lieder komponiert hat. Von Protestsongs über Beat und Rockpop bis hin zu Hits für Udo Jürgens und Rex Gildos „Fiesta Mexicana“. Der Ausruf „Hossa“ klingt ebenso an wie „Ein bisschen Frieden“, dessen Titel für das Musical zwei Buchstaben gelassen und ein Apostroph gewonnen hat.

TaM-Direktor Wolfgang DeMarco landet einen Überraschungscoup mit der Uraufführung von „’n bisschen Frieden“.
TaM-Direktor Wolfgang DeMarco landet einen Überraschungscoup mit der Uraufführung von „’n bisschen Frieden“. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Auch um deutlich zu machen, dass es kein Grand-Prix-Musical ist, wie Siegel über den Wettbewerb, der heute ESC heißt, sagt. Und auch keine Ralph-Siegel-Biografie, allerdings eine Reise durch ein Komponistenleben. Habe er doch schon als Kind mit seinen Eltern am Broadway gestanden und davon geträumt, dass dort einmal der Name seines Musicals stehen würde. 40 Musicals habe er geschrieben, allerdings bis „Zeppelin“ nicht ermessen können, wie aufwendig und kostspielig eine solche Produktion ist.

Wieder mehr Leben im Duisburger TaM

Sowohl bei den Darstellern als auch beim Regie-Team baut Siegel auf Künstler, die schon „Zeppelin“ zu einem Erfolg gemacht haben. Fast 50.000 Tickets seien für das Stück verkauft worden, so Regisseur Benjamin Sahler, der mit Choreographin Stephanie Gröning in Duisburg ebenso wieder dabei ist wie der musikalische Leiter Konstantinos Kalogeropoulos. „Ich will Geschichten erzählen und berühren“, sagt Sahler.

Eigentlich war die Uraufführung von „’n bisschen Frieden“ in einem anderen Haus geplant, so Ralph Siegel. Dort habe man die Produktion um zwei Jahre verschieben wollen, „aber dann bin ich 79“, so der Komponist, der vor zwei Wochen öffentlich über seine Nervenkrankheit Polyneuropathie gesprochen hat.

35 Vorstellungen von Oktober bis Jahresende

Im Duisburger TaM, das nach der Uraufführung des Wolfgang-Petry-Musicals „Wahnsinn!“ zunächst geschlossen war, als Impfzentrum genutzt und an die Duisburger Immobilienunternehmen Marc und Daniel Schäfer verkauft wurde, war es kein Problem, eine Lücke im Spielplan zu finden. Von der Uraufführung am 20. Oktober bis 31. Dezember 2022 sind 35 Vorstellungen geplant, so TaM-Direktor und Produzent Wolfgang DeMarco, der Ralph Siegel als den „bedeutendsten Komponisten im deutschen Sprachraum der Jetztzeit“ ankündigte.

Die Songs, die am Freitag vorgestellt wurden, darunter die neuen „Never Give Up Your Dreams“ und „Miracle of Love“, sind melodiös und ebenso emotional wie es der Komponist war. „Ich kann nur jeden in den Arm nehmen“, bedankte er sich bei den Darstellern. „Schön war’s“, soll das Publikum beim Rausgehen sagen, wünscht sich Ralph Siegel, der „schon immer mal im Pott arbeiten wollte“. Vor 20 Jahren habe er für Udo Jürgens „Schwarzes Gold“ für seinen Auftritt in der Dortmunder Westfalenhalle komponiert. „Hier ist das wahre Leben.“

>>> Wirtschaftsförderung und Marketing begeistert

„Ich bin Feuer und Flamme“, so Rasmus C. Beck, Chef der Duisburger Wirtschaftsförderung. Die neue Nutzung des Theaters steigere die Attraktivität Duisburgs riesig. „Was passt besser in die Zeit als ,’n bissschen Frieden’ so Marketingchef Uwe Kluge, der von einem „Glücksgriff“ sprach. Duisburg Kontor werde das Musical vermarkten, er freue sich auf viele Besucher in der Stadt.