Duisburg. Die Firma Caramba erforscht mit der Westfälischen Hochschule, wie Waschstraßen nachhaltiger werden. Diesen Nutzen versprechen sie sich.
Wie können Waschanlagen nachhaltiger werden? Daran forscht „Caramba“, das Unternehmen aus Duisburg-Wanheimerort, momentan in Kooperation mit der Westfälischen Hochschule. Dabei geht es den Chemiespezialisten etwa darum, wie der sogenannte Brauchwasserkreislauf optimiert und biologische Abbauprozesse nachhaltiger gestaltet werden können.
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Möglichst nachhaltig soll die Autowäsche sein, dabei günstig und am Ende soll das Auto sauber sein und glänzen. Damit Anlagenbetreiber diesen Anforderungen gerecht werden können, betreibt Caramba mit der Westfälischen Hochschule ein langfristiges Forschungsprojekt. Selbst modernste Autowaschanlagen sollen sich so künftig noch optimieren lassen. „Unsere Arbeit bei Caramba ist stets von drei Dingen geprägt: Ganzheitlichkeit, Nachhaltigkeit und Effizienz. Mit diesem Anspruch schaffen wir nachhaltige Lösungen für die Fahrzeugwäsche und bieten Waschanlagenbetreibern einen echten Mehrwert“, erklärt Reiner Eckhardt, Hauptgeschäftsführer der Caramba Chemie-Gruppe.
Duisburger Unternehmen hat während Corona tonnenweise Desinfektionsmittel hergestellt
Mit Kriechöl und Rostlösern ist Caramba groß geworden, weiteres Wachstum will der Spezialchemie-Anbieter durch eine stärkere Orientierung auf den Bedarf der produzierenden Industrie erreichen. Mit einer Investition von mehreren Millionen Euro in Forschung und Entwicklung wurde der Standort vor kurzem an der Wanheimer Straße in Wanheimerort ausgebaut. Während der Corona-Pandemie wurden hier tonnenweise Desinfektionsmittel hergestellt.
Chef Eckhardt weiß: „Wassersparen geht uns alle an. Zudem helfen solche Projekte langfristig Waschanlagenbetreibern dabei, auch neue, umweltbewusste Kunden zu gewinnen.“ Nachhaltigkeit sei eine Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg. „Der Klimawandel ist für das Autowaschgewerbe eine große Herausforderung. Will man konkurrenzfähig bleiben, muss die Wäsche zukünftig mit weniger Wasser auskommen und weniger umweltbelastend sein. Der Branche drohen sonst bei kommenden Dürreperioden empfindliche Stillstandszeiten“, sagt Dr. Holger Evers. Er ist verantwortlich für Forschung und Entwicklung bei Caramba und hat das Forschungsprojekt mit auf den Weg gebracht.
Durch besseres Verständnis der biologischen Prozesse sollen in Zukunft beigefügte Waschchemie sowie Schmutzrückstände besser abgebaut werden können. „Viele Betreiber haben ihre Waschanlagen von den überirdischen Waschabläufen zwar ingenieurtechnisch gut im Griff, aber über den Abbau der Waschchemie und die unterirdisch ablaufenden Prozesse weiß man bisher in der Branche kaum etwas. Zwar gibt es einzelne Anlagen, die zum Teil schon sehr gut mit biologischen Abbauprozessen arbeiten, grundlegend wissenschaftlich untersucht und ausgewertet waren die zumeist unterirdischen Abläufe bis dato aber nicht“, so Dr. Andreas Beyer, Professor für Molekularbiologie an der Westfälischen Hochschule. Er leitet das Projekt auf wissenschaftlicher Ebene.
Forschung soll eine Blaupause für eine optimale Waschanlage entwickeln
„Das Brauchwasser–System entspricht der ersten Stufe einer biologischen Kläranlage“, erläutert der Experte. „Zu viele Anlagen haben in den hinteren Zonen Sauerstoffmangel und riechen deshalb muffig. Die Hersteller von Waschchemie bieten in der Regel beschleunigte Abbauraten als grüne Chemie an, das erhöht jedoch nochmal die sogenannte Sauerstoffschuld. Bei vielen, falsch dimensionierten Anlagen wäre die ‘Bremse’ derzeit besser als das ‘Gaspedal’.“
Aus der gemeinsamen Forschung sollen neben Analyse-Werkzeugen auch Blaupausen für die optimale Waschanlage entstehen. Die zentralen Fragen lauten dabei: Wie viel organischer Kohlenstoff wird im Brauchwasserkreislauf abgebaut? Wie viel Frischwasser muss ich zusätzlich hineingeben? „Das sind aktuell teils horrende Mengen“, sagt Beyer. „Für uns sollte eine gute Anlage in der Lage sein, rund 80 Prozent der Belastung innerhalb des Prozesses selbst abzubauen.“ Der Rest könne dann bedenkenlos in den Waschprozess zurückgeführt werden.
Arbeitsgruppenleiter: „Wissenschaftliche Neugier mit Wirtschaftlichkeit in Einklang bringen“
Was die Betreiber der Waschanlagen interessieren wird: Ziel ist neben dem nachhaltigeren biologischen Abbau, auch eine Verbesserung der Kosteneffizienz durch einen gesenkten Frischwasserverbrauch. Beyer ist sich sicher: „Selbst Anlagen, bei denen schon bis zu einem gewissen Maße mit biologischen Abbauprozessen gearbeitet wird, haben noch Verbesserungspotenzial. Stichwort ist hier ein intelligentes Schlamm- und Volumenmanagement.“ Arbeitsgruppenleiter Richard Löffler von der Westfälischen Hochschule erklärt: „Uns ist es ein Anliegen, wissenschaftliche Neugier mit Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen. Nur so kann Nachhaltigkeit funktionieren.“ Langfristig könnten Anlagenhersteller, Aufbereiter, Chemiehersteller und nicht zuletzt die Kunden von Caramba von den Forschungsergebnissen profitieren.
Das Projekt ist zunächst auf zwei Jahre angelegt. In der ersten Phase werden diverse Anlagen und ihre Brauchwassersysteme analysiert. Darauf aufbauend wird Caramba die Effizienz seiner Produkte weiterentwickeln. „Unser erklärtes Ziel ist es, dass weniger Chemie zum Einsatz kommt“, sagt Evers.