Duisburg. 2019 hatte die Terragon AG Pläne für den Neubau einer Seniorenresidenz in Duisburg vorgestellt. Wie es nach der Insolvenz weitergehen soll.

Im April 2019 hatte ein Berliner Unternehmen angekündigt, an der Welkerstraße im Dellviertel 190 Seniorenwohnungen für gehobene Ansprüche zu bauen. Jetzt hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet. Das hat Auswirkungen auf das Projekt in Duisburg.

Die kleine Stichstraße wirkt trotz der Lage zwischen der Düsseldorfer Straße und der A 59 ruhig. Von Bautätigkeit keine Spur, das Grundstück mit der unter Denkmalschutz stehenden Welker-Villa liegt brach, Pflanzen wuchern auf der großen Freifläche. Bis Ende 2022 sollte hier für 70 Millionen Euro eine Seniorenresidenz entstehen.

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Am 29. Juni hat die Terragon AG Insolvenz angemeldet. „Hintergrund ist, dass unerwartet die Verhandlungen über einen Verkauf des Projekts Welkerstift in Duisburg gescheitert sind“, teilte das Unternehmen mit. „Dies führt zur Zahlungsunfähigkeit der wesentlichen Tochtergesellschaft Terragon Wohnbau GmbH.“ Zwar sei die Terragon AG noch zahlungsfähig, „hat sich aber zur sicheren Fortführung des Unternehmens für eine Sanierung und Restrukturierung im Insolvenzverfahren entschieden“.

Vier Projekte sorgten für Liquiditätsengpass – auch das in Duisburg

Als Gründe für die Insolvenz wurden außerdem die pandemiebedingten Bauverzögerungen sowie die massiv gestiegenen Rohstoff- und Baukosten genannt. Daher hätten die Banken höhere Eigenkapitalanteile bei Projektfinanzierungen verlangt. Zum Liquiditätsengpass von 6,5 Millionen Euro beigetragen hätten konkret Projekte in Berlin, Hamburg, Dortmund und sowie an der Welkerstraße. In Duisburg hätten eine verspätete Baugenehmigung und unerwartet gescheiterte Verhandlungen über den Verkauf des Projekts eine Rolle gespielt, so Unternehmenssprecher Olaf Urban-Rühmeier.

Zwischen A 59 und Polizeipräsidium sind an der Welkerstraße sechs Stadtvillen gebaut worden. 2019 stellte das Unternehmen Terragon Pläne für eine Seniorenresidenz südlich davon vor. (Archivfoto)
Zwischen A 59 und Polizeipräsidium sind an der Welkerstraße sechs Stadtvillen gebaut worden. 2019 stellte das Unternehmen Terragon Pläne für eine Seniorenresidenz südlich davon vor. (Archivfoto) © www.blossey.eu | Hans Blossey

Terragon-Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Held hat angekündigt, das Insolvenzverfahren für eine Restrukturierung der Gesellschaft nutzen zu wollen: „Wir werden alles tun, um die akquirierten Projekte in der Größenordnung von rund 800 Millionen Euro für die Fortführung unseres Unternehmens zu erhalten.“ Dazu gehöre auch die Seniorenwohnanlage in Duisburg.

Unternehmen hält an Seniorenwohnungen fest

„Terragon hält an dem Projekt fest. Das Projekt, für das eine Baugenehmigung vorliegt und bei dem mit dem Bau begonnen werden kann, ist Teil der Restrukturierung des Unternehmens“, so Urban-Rühmeier. Gebe es doch für den Bedarf an Servicewohnen für Senioren im Premiumbereich zurzeit kein adäquates Angebot in Duisburg. „In welchem Rahmen das Projekt weitergeführt werden kann, wird gegenwärtig abgeklärt.“

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Ursprünglich geplant waren neben der Seniorenresidenz mit rund 190 betreuten und barrierefreien Wohneinheiten noch eine stationäre Pflegeeinrichtung mit 80 Betten, eine Tagespflege mit 25 Plätzen und zwei Wohngruppen für insgesamt 20 Bewohner sowie Gewerbeflächen. Auch Tiefgaragen sollten entstehen. Mit mehr als 2000 in Deutschland seit 2001 realisierten „Servicewohnungen“ zählt sich das Unternehmen zu den Marktführern in diesem Segment. Die Nachfrage sei ungebrochen, Terragon geht davon aus, dass sich der Bedarf durch die Babyboomer-Generation noch verstärken wird.

>>> Stifter waren Johann W. Welker und Dora Welker

  • Das Seniorenheim Welker-Stift wurde 2014 abgerissen. Es war benannt nach dem 1962 verstorbenen Stifter Johann W. Welker und seiner Frau Dora. Welker stand von 1917 bis 1944 als Generaldirektor an der Spitze von Haniel in Ruhrort. Der 1870 in Bochum geborene Welker war von 1929 bis 1944 auch Präsident der IHK.
  • Auf dem Gelände im Rücken des Polizeipräsidiums sind bereits 2019 sechs Stadtvillen mit 24 Wohnungen à 130 Quadratmeter Wohnfläche sowie sechs Penthousewohnungen à 200 Quadratmeter und Tiefgaragen fertig gestellt worden.