Duisburg. Eine neue Tour im Landschaftspark Nord zeigt Orte, die als Kulisse für Filmproduktionen dienten. Gäste erfahren Anekdoten zu den Dreharbeiten.
Hollywood hat sich bisher noch nicht im Landschaftspark Duisburg-Nord blicken lassen. Aber in der deutschen Film- und TV-Szene ist das 1985 stillgelegte Hüttenwerk schon längst eine hervorragende Kulisse. Stephan Haas führte am Samstag zum Thema „Hollywood im Hüttenwerk“ knapp zwei Stunden durch das Industriedenkmal und zeigte dabei die Orte, die in der Vergangenheit für verschiedene Film- und Fernsehproduktionen beste Dienste geleistet haben.
Haas ist ein Ruhrpottler aus Überzeugung, ist als selbstständiger Gästeführer im Revier ständig unterwegs und kennt seine Heimat. Seine Erklärungen und Dönekes sind mit einem gehörigen Schuss Ruhrgebietshumor gewürzt, beste Voraussetzungen für einen kurzweiligen Blick hinter die Kulissen der Filmwelt.
Landschaftspark als Drehort: Aus dem Hüttenwerk wird eine Bohrinsel
Mit welchen Tricks die Filmemacher arbeiten, erläuterte er am Beispiel des RTL-Katastrophenfilms „Bermudadreieck Nordsee“. Für einige der Szenen, die eigentlich in der Nordsee spielen, haben sich die Filmemacher ausgerechnet den ehemaligen „Hochofen 5“ ausgesucht. Durch geschickte Kameraeinstellungen wurde aus dem Kernstück des früheren Hüttenwerks eine Ölbohrplattform in der Nordsee.
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Wie die Szene filmisch umgesetzt wurde, zeigt der Tourleiter den Teilnehmern auf einem mitgeführten Tablet. Das macht er an verschiedenen Standorten der Film-Wanderung durch den Park. Als die Szene zu sehen war, wie Schauspieler Hannes Jaenicke von der „Bohrinsel“ in die aufgepeitschte See sprang, vermutete man nicht, dass die Szene in Duisburg entstanden ist.
Tatort im Landschaftspark
Der Hochofen als Kulisse spielte auch eine Rolle in dem 2010 ausgestrahlten Schimanski-Tatort „Schicht im Schacht“, zu dem auch einige Sequenzen mit Bezug zu der Hüttenwerk-Kulisse zu sehen waren. Das ehemalige Meidericher Hüttenwerk war auch einer der Drehorte für die zweite Staffel der erfolgreichen TV-Serie „Babylon Berlin“. „Das Aufnahmeteam war sogar zwei Wochen hier, das war schon eine aufwendigere Angelegenheit“, erinnert sich Haas.
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Gedreht wurde hier der Mord an dem jungen Polizisten. Auch der lange Durchgang zwischen den Materialbunkern, eine allein schon optisch bedrückende Szenerie, passte den Filmemachern offenbar gut ins Konzept. „Schauen Sie mal bis ans Ende des Durchgangs, da war im Film ein Zug zu sehen“, erläuterte Haas und ergänzte: „Aber da liegen überhaupt keine Gleise, das wurde da einfach reingeschnitten.“
Landschaftspark als Fotokulisse – auch für Erotik-Shootings
Dass es bei den Filmaufnahmen auch schon mal zu überraschenden Begegnungen kommen kann, erläuterte Haas schmunzelnd anhand einer Liebesszene, die ebenfalls für „Babylon Berlin“ gedreht wurde. In dem Moment, als die intime Szene abgedreht wurde, schaute ein nicht eingeweihter Kollege gerade um die Ecke. „Der war ganz verdattert, als er plötzlich auf einen nackten Hintern blickte“, erklärte der 57-Jährige mit einem Grinsen.
Dass das frühere Hüttenwerk auch gerne für Fotosessions aller Art genutzt wird, ist bei der Fülle an Motiven nicht verwunderlich. Dass hier aber nicht nur Industrie-, Mode- oder Naturfotos entstehen, hat Haas bereits des Öfteren erlebt: „Als ich einmal eine Rentnergruppe durch den Park führte, gerieten wir voll in ein heißes Erotik-Fotoshooting“. Ob er damals Mühe hatte, die Gruppe zum Weitergehen zu animieren, blieb offen.
Finden auch die Dreharbeiten zu „Tribute von Panem“ im Landschaftspark statt?
Zum Schmunzeln ist auch die Geschichte, die er zu der Dortmunder Tatort-Folge „Zorn“ erzählte. Die Produktionsfirma dreht für den Dortmunder Tatort gerne im Landschaftspark. Der Mülheimer erläutert, warum: „Hier ist noch viel erhalten, das ist bei anderen ehemaligen Stahlwerken nicht mehr der Fall.“ Die nicht immer schönen Bilder, die dann von „Dortmund“ gezeigt wurden, gefielen dem dortigen Oberbürgermeister überhaupt nicht. Der äußerte sich nach der Tatort-Folge so: „Es ist eine Schande, dass von Dortmund immer nur die Schmuddelecken gezeigt werden.“ Haas dazu: „In dem ganzen Film wurde keine einzige Szene in Dortmund gedreht.“
Die Rennstrecke aus dem „Manta“-Film – in der Nähe des Klettergartens – gab es ebenfalls zu bestaunen genauso wie die Location, an der wesentliche Teile des Action-Films „Straight Shooter“ mit Heino Ferch gedreht wurden. Ein weiterer großer Film-Termin steht in Kürze in Duisburg an – dann kommt auch Hollywood in die Stadt an Rhein und Ruhr. Gesucht wurden dafür bereits rund 3000 Komparsen, die im Film „Tribute von Panem“ mitwirken sollen.
Dagmar Kochale und ihrem Ehemann Burkhardt hat die Führung großen Spaß gemacht: „Unsere Erwartungen wurden übertroffen, man hat viel über die Hintergründe der Filmproduktionen erfahren. Und Stephan Haas hat das in typischer Ruhrgebietsart locker präsentiert, das war schon klasse“.
Nächsten Tour-Termine: „Hollywood im Hüttenwerk“
- Die Tour „Hollywood im Hüttenwerk“ findet noch an folgenden Terminen statt:
- Sonntag, 14.08. August um 14:30 Uhr
- Samstag, 03. September um 14:30 Uhr
- Sonntag, 02. Oktober um 17:30 Uhr
- Karten gibt es online unter www.tour-de-ruhr.de zum Preis von 27 Euro. Besitzer der Ruhr-Top-Card zahlen die Hälfte. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.