Duisburg. Vor fünf Jahren gründeten Duisburger Künstlerinnen den Kunstraum SG1 in einer unscheinbaren Gasse in der Altstadt. Er wurde zum Montagstreff.

Noch vor fünf Jahren diente die Schmale Gasse in der Duisburger Altstadt allenfalls als ein Schleichweg für Fußgänger und Fahrradfahrer vom Sonnenwall zum Salvatorweg. Seit der Eröffnung des Kunstraums SG1 ist sie montagabends zum Treffpunkt für Kunstfreunde und Kunstferne mitten in der Innenstadt geworden.

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Die Duisburger Künstlerinnen Stacey Blatt, Christina Böckler und Luise Hoyer entdeckten die Räume, die zuvor den Second-Hand-Landen Kaufrausch und dann ein Lager beherbergt hatten, im Jahr 2017. Sie strichen die unscheinbare Fassade in in Pink, innen sind die Wände weiß und hell. Den frei stehenden Heizkörper kann man übersehen wollen; in der aktuellen Ausstellung mit Arbeiten von Andreas Bausch wird er erstmals bespielt.

Sieben Ausstellungen pro Jahr in der Duisburger Altstadt

In ihren nicht kommerziellen Kunstraum laden die Künstlerinnen, von denen sich Christina Böckler zugunsten anderer künstlerischer Aktivitäten unter anderem im Lokal Harmonie in Ruhrort zurück gezogen hat, Künstler und Künstlerinnen ein, die ihnen bei Ausstellungen oder Atelierbesuchen aufgefallen sind. Und sie geben den Aufenthaltsstipendiaten, die die Stadt Duisburg seit 2018 einlädt, einen Raum. Nicht kommerziell: Das bedeutet, dass von den Werken, die die Künstler verkaufen, keine Provision genommen wird.

Mit der Ausstellung „Landeplatz für Gedanken“ mit Zeichnungen von Manfred Gliedt haben Christina Böckler, Luise Hoyer und Stacy Blatt vor fünf Jahren den Kunstraum SG1 in der Duisburger Altstadt eröffnet.
Mit der Ausstellung „Landeplatz für Gedanken“ mit Zeichnungen von Manfred Gliedt haben Christina Böckler, Luise Hoyer und Stacy Blatt vor fünf Jahren den Kunstraum SG1 in der Duisburger Altstadt eröffnet. © FUNKE Foto Services | Stephan Eickershoff

Sieben Ausstellungen stellen die SG1-Macherinnen pro Jahr auf die Beine, in den Corona-Jahren wurden die Ausstellungen durch wechselnde Exponate im Eingang ersetzt. Und auch an einer angrenzenden Backstein-Hausfassade werden wechselnde Arbeiten präsentiert. Mit dem Kunstraum S13 am Salvatorweg ist gibt es einen „Satelliten“, mit dem „Platzhirsch“-Festival ist man längst vernetzt.

Geöffnet ist der SG1, den die Betreiberinnen selbst finanzieren, zwar nur montags von 17 bis 20 Uhr, aber der Termin hat sich rumgesprochen, und immer wieder kommen auch Besucher vorbei, die vom SG1 gehört oder gelesen haben oder zufällig reinschauen wie kürzlich ein Paar aus Nürnberg, das wegen des Lehmbruck-Museums und der Küppersmühle nach Duisburg gekommen war, schildern Stacey Blatt und Luise Hoyer: „Wir wollten Präsenz, und und hier mischen sich die Grüppchen.“

Andreas Bausch zeigt „Le Louvre Imaginaire“

Am 10. Juli 2017 wurde der Kunstraum SG1 mit der Ausstellung „Landeplatz für Gedanken“ mit Zeichnungen von Manfred Gliedt aus Mülheim eröffnet. Im Lauf der Zeit ist die Auswahl der Künstler ist regionaler geworden. Aktuell ist die Ausstellung „Le Louvre Imaginaire“ von Andreas Bausch aus Köln zu sehen. Die riesigen Formate seiner Arbeiten auf Bahnen aus festem Papier sind zum Teil sogar um die Ecke gehängt.

Bausch, der 2018 mit dem Rheinischen Kunstpreis ausgezeichnet wurde, arbeitet mit präparierte Walzen, aber auch mit Pinseln. Er fährt mit den Walzen im Schritttempo linear über das Papier, so dass der Farbauftrag mit dem Weiterrollen blasser wird. In einer roten Arbeit belässt er es bei diesem von kräftig bis luziden Farbauftrag, der Leichtigkeit vermittelt, in anderen Arbeiten wiederholt der den Auftrag immer wieder, bis das Ergebnis dunkler, schwerer ausfällt.

Er selbst beschreibt diesen Malprozess, der Zeit, Raum und Bewegung sichtbar macht, als schreibende Malerei ähnlich der literarischen Technik des Gedankenflusses. Und in einem Video, das auf die gerippte Oberfläche des Heizkörpers projiziert wird, bring er seine Bilder in eine fließende Bewegung, begleitet vom Kratzgeräusch der Nadel in der Endrille einer endlos rotierenden Schallplatte. Die Zeit vergeht. Die Ausstellung bleibt bis zum 1. August.

>>> Aktiv der freien Kulturszene

  • Stacey Blatt und Luise Hoyer sind in der Duisburger Kulturszene bestens vernetzt und vielfältig aktiv. Stacey Blatt wurde 1958 in Los Angeles geboren, lebte 17 Jahre in New York, seit 2000 wohnt und arbeitet sie in Duisburg. Sie Mitbegründerin der Duisburger Kunst-Zeitschrift „Streif“ und Mitglied der „Bastellgruppe“ und hat unter anderem den Galerie-Spaziergang rund um den Dellplatz initiiert.
  • Luise Hoyer, die in Oberhausen lebt, ist in Duisburg kulturschaffend. Sie ist Mit-Initiatorin des „Platzhirsch“-Festivals, hat sich lange politisch für ein soziokulturelles Zentrum eingesetzt, das mit dem „Stapeltor“ verwirklicht wurde, hat am Kulturentwicklungsplan mitgearbeitet und sich in der Initiative „Duispunkt“ gegen Rechts engagiert.