Duisburg. Neben der neuen Hochschule für Polizei und Verwaltung entsteht in Duisburg noch vor der Eröffnung eine Dependance. Warum das nötig ist.

Mit fünf Schnäpsen ist der Richtkranz für den Erweiterungsbau der neuen Hochschule für Polizei und Verwaltung (HSPV) im Duisburger Quartier 1 am Hauptbahnhof hochgezogen worden. Das Hauptgebäude gleich gegenüber, für das coronabedingt weder Grundsteinlegung noch Richtfest gefeiert werden konnte und das kurz vor der Fertigstellung steht, durfte sich so am Mittwoch zünftig mitgefeiert fühlen. 70 Millionen Euro hat Immobilienentwickler Aurelis in das Hauptgebäude investiert, das die HSPV mietet.

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In Rekordzeit wurden für die Gebäude die Baugenehmigungen erteilt, lobt Michael Buchholz vom Bauherrn Aurelis und bezeichnet Duisburg denn auch „auf der Überholspur“.

Hochschule für Polizei und Verwaltung wächst „dynamisch“

Auf dieser bewegt sich auch Dr. Martin Bornträger als Präsident der Hochschule. Die offensichtlichste Frage nimmt er direkt vorweg angesichts eines neuen Domizils, das noch nicht eröffnet und schon zu klein ist: „Können die nicht planen?“ fragt er – mehr rhetorisch – in die Runde. Tatsächlich müsse man dynamisch wachsen angesichts landesweiter Bedürfnisse. Mit Blick auf 3000 weitere Polizeibeamte, von denen in den Koalitionsverhandlungen die Rede sei, brauche es demnächst womöglich noch ein Grundstück in Duisburg.

Vorerst gehe er davon aus, dass die beiden Gebäude reichen. Hybride Lernformen und Online-Angebote seien kein Ersatz, betont Bornträger, „wir sind eine Präsenz-Hochschule, ein Begegnungsort“. Durch den Unterricht in Kursen würden feste Lerngruppen entstehen, Anonymität werde so verhindert.

Richtfest für den Erweiterungsbau für die Hochschule für Polizei und Öffentliche Verwaltung in Duisburg: Professor Klaus Schönenbroicher vom Innenministerium (von links), Michael Buchholz vom Bauherrn Aurelis, OB Sören Link und Hochschulpräsident Martin Bornträger.
Richtfest für den Erweiterungsbau für die Hochschule für Polizei und Öffentliche Verwaltung in Duisburg: Professor Klaus Schönenbroicher vom Innenministerium (von links), Michael Buchholz vom Bauherrn Aurelis, OB Sören Link und Hochschulpräsident Martin Bornträger. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Studierenden kommt eine hohe Verantwortung in der Demokratie zu

Die Studierenden nehmen eine besondere Rolle in der Gesellschaft ein, „sie verteidigen die Meinungsfreiheit und sind für die Widerstandskraft der Demokratie verantwortlich“, betont Bornträger.

Und Professor Klaus Schönenbroicher, der Innenminister Herbert Reul vertrat, bezeichnete den „gehobenen Dienst“, wie er früher genannt wurde, als „Rückgrat für eine rechtmäßige und korruptionsfreie Verwaltung“. Er müsse attraktiv sein für junge Menschen. Der Ministerialrat lobte die „grandiose neue Polizeiwache“, die in Ruhrort entsteht, ein Trainingszentrum, das in Planung sei, sowie ein weiteres Objekt in Duisburg, das er noch im Ungefähren ließ. Das Innenministerium sei „eine schöne Braut, die nicht pleite gehen kann“, warb er bei den Baufirmen für weitere Projekte.

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Gelände des Quartier 1 war vor zehn Jahren noch eine Brache

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Oberbürgermeister Sören Link betonte, dass das Gelände neben dem Hauptbahnhof vor zehn Jahren noch eine Brache war. Seither entstand mit dem Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz und dem Duisburg Central Office ein moderner Büropark. Abgerundet wird dieser auf der letzten Freifläche mit einem Neubau für die BKK Novitas. Die Bauordnung, an diesem Tag vielfach gelobt für kurze Wege und schnelle Entscheidungen, mache hier einen guten Job. Mit Blick auf das Gelände am Güterbahnhof betonte Link, dass dort „inspiriert vom Quartier 1 weitergebaut werde“.

Er bedauerte, dass seine eigene Ausbildung noch in einem alten Schulgebäude in Wanheimerort stattfand, damals hieß die HSPV noch FHÖV. Der nächste Standort in Großenbaum kam für seine Ausbildung schon zu spät. Die neuen Gebäude würden deutlich zeigen, welche Wertschätzung der Staat seinen Mitarbeitern gegenüber ausdrückt.

Bornträger betont, dass die modernen Lern- und Lehrgebäude mit modernster Medientechnik ausgestattet seien. Die Gebäude an der Wuhanstraße seien nachhaltig, punkten durch ein begrüntes Dach, Solaranlagen. In Duisburg werden künftig 3100 Studierende in den beiden Fachbereichen Polizei und Allgemeine Verwaltung und Rente unterrichtet. 96 Kurse gebe es für sie.

Für die beiden Gebäude der Hochschule für Polizei und Öffentliche Verwaltung in Duisburg wurde am Mittwoch Richtfest gefeiert, hier der Blick von der Koloniestraße.
Für die beiden Gebäude der Hochschule für Polizei und Öffentliche Verwaltung in Duisburg wurde am Mittwoch Richtfest gefeiert, hier der Blick von der Koloniestraße. © FUNKE Foto Services | Duisburg STEFAN AREND

Für den Erweiterungsbau werden noch Mieter gesucht

Der sechsgeschossige Erweiterungsbau wird vom Projektträger Aurelis 2024 übergeben. Die eine Hälfte – rund 3750 Quadratmeter – wird von der HSPV bezogen, für die andere Hälfte werden Mieter gesucht. „Es gibt bereits Interessenten“, sagt Michael Buchholz, und da es keine Leerstände auf dem Duisburger Büromarkt gebe, werde man binnen sechs Monaten vermietet haben, ist er zuversichtlich.

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Wo jetzt noch Baugerüste stehen, wird eine graue Klinkerfassade im Kontrast zur dunklen, glatten Fassade des Hauptgebäudes stehen, berichtet Michael Buchholz. „Damit wollen wir Vielfältigkeit erzeugen, die zeichnet ein Quartier aus.“

Das passiert mit den bisherigen Standorten

Die Räumlichkeiten in Großenbaum werden für eine Übergangszeit noch genutzt, aber spätestens 2023 leer gezogen. Die Nutzung des Containerdorfs in Mülheim, „das besser ist, als es klingt“, wie Bornträger betont, soll schon in diesem Jahr beendet werden. Ab dem 1. September könnten die ersten Studierenden stattdessen das Hauptgebäude in Duisburg nutzen.

>> DIE HSPV IN DUISBURG IN ZAHLEN

  • Die Hochschule für Polizei und Verwaltung ist nach eigenen Angaben die größte ihrer Art in Europa: An zehn Standorten studieren über 14.000 junge Menschen.
  • Kanzler Markus Coerdt hatte im Jahresbericht 2021 erklärt, dass die Anzahl der Studierenden um 55 Prozent gestiegen sei. Deshalb mussten 40 Prozent mehr Flächen angemietet werden.
  • Der neue Hauptstandort soll im September 2022 übergeben werden. Hier wird es 61 Kursräume geben, eine Kantine, eine Bibliothek, Büros für Lehrende und die Verwaltung sowie fast 400 Tiefgaragen-Stellplätze.
  • Das zusätzliche Gebäude wird weitere 22 Kursräume anbieten, zehn Büros für Lehrende, außerdem elf Gruppenarbeits- und Trainingsräume. Auch hier gibt es noch mal 93 Stellplätze.
  • Anfang November wird für die Öffentlichkeit ein Tag der offenen Tür geplant.