Duisburg. Mit dem Soziokulturellen Zentrum Stapeltor hat Duisburg auch eine weitere Konzert-Location bekommen: So kommt sie bei Musikern und Besuchern an.

Auch pandemiebedingt hat es sich über die Netzwerke des neuen Soziokulturellen Zentrums hinaus noch nicht weit herumgesprochen, aber seit September 2021 gibt es für Freunde von Live-Musik in Duisburg eine neue Anlaufstelle: Das Stapeltor in der Altstadt lädt zwei- bis dreimal im Monat lokale, nationale und internationale Acts ein und veranstaltet mit ihnen kleinere und größere kleine Konzerte. Eines ist am Freitagabend über die neue Bühne gegangen: Etwa 100 Gäste aus Duisburg und ganz NRW waren gekommen, um die Deutschpunk-Band „Acht Eimer Hühnerherzen“ aus Berlin-Kreuzberg live zu erleben.

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Deren Bassist Johnny Bottrop lebt schon seit über 30 Jahren in Berlin, gebürtig kommt er aber aus Essen. Als junger Mann war er in den Achtzigern oft in Duisburg unterwegs: „Damals gab es hier in der Nähe das Eschhaus. In dem Schuppen haben Bands aus der ganzen Welt gespielt. Duisburg war damals ein Magnet für die Szene“, erinnert sich Bottrop, Jahrgang 1966. Heute allerdings sehe dies ganz anders aus. Deshalb sei es auch wichtig, dass es Orte wie das Stapeltor gibt und diese auch gefördert werden, so der Musiker weiter.

Stapeltor hat „wirklich viele Anfragen“ von Künstlern und Labels

Wer hier im Stapeltor spielt, entscheidet vor allem Laura Schlöter. Die 29-Jährige ist fürs Booking zuständig, bucht also die Bands. Sie erzählt, dass sich das Stapeltor in der kurzen Zeit unter den Musikern als gute Konzert-Location herumgesprochen habe: „Meist kommen die Künstler und Künstlerinnen beziehungsweise deren Labels aktiv auf uns zu und wollen bei uns spielen. Wir haben wirklich viele Anfragen. Bis zum Ende des Jahres sind wir schon fast ausgebucht.“

Im „Stapeltief“ gibt’s neben der Konzertbühne eine Kneipe.
Im „Stapeltief“ gibt’s neben der Konzertbühne eine Kneipe. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Viele der geplanten Acts dürften gleichwohl nur Szenegängern und Fans von Indiemusik ein Begriff sein. Interessierten sei ein Blick auf die Internetseite des Stapeltors empfohlen (stapeltor.de/events).

Im Stapeltor kommen sich Künstler und Publikum ganz nah

Dass die Musiker den Veranstaltungsort so schätzen, liegt nicht zuletzt an der Beschaffenheit des Konzertraums. Dieser ist mit ungefähr 250 Quadratmetern nicht all zu groß, nur 200 Menschen finden hier Platz.

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Die Bühne im Stapeltief – so nennt das Stapeltor-Team den Keller – ist gerade mal 30 Zentimeter hoch und um die 15 Quadratmeter groß. Das bedeutet auch, dass die Grenze zwischen den Musizierenden und dem Publikum schnell mal aufgebrochen wird. So auch geschehen am Freitagabend bei der Vorband von „Acht Eimer Hühnerherzen“, „Baumarkt“ aus Chemnitz. Immer wieder stürmte die Sängerin der Formation ins Publikum und tanzte gemeinsam mit der tobenden Menge.

Acht Eimer Hühnerherzen aus Berlin-Kreuzberg (v.l.): Johnny Bottrop (Bass und Gesang), Bene Diktator (Schlagzeug und Gesang) und Apocalypse Vega (Gitarre und Gesang).
Acht Eimer Hühnerherzen aus Berlin-Kreuzberg (v.l.): Johnny Bottrop (Bass und Gesang), Bene Diktator (Schlagzeug und Gesang) und Apocalypse Vega (Gitarre und Gesang). © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Wer die Kunstschaffenden also wirklich hautnah erleben möchte oder sich einfach über eine familiär-freundschaftliche Atmosphäre freut, kommt im Stapeltor mit Sicherheit auf seine Kosten.

„Location fühlt sich sehr heimisch an“

Auch dieser neue Konzertbetrieb war durch Corona in Mitleidenschaft gezogen worden. „Wir haben versucht, diese Zeit mit Livestreams zu überbrücken, aber das ist natürlich nicht das Gleiche“, erklärt Laura Schlöter.

Eine Folge der Corona-Zwangspause ist auch den am Freitag gastierenden Musikern aufgefallen: „Wir hatten ein bisschen Probleme mit der Technik. Man merkt, dass die Anlage noch nicht richtig eingespielt wurde“, berichtet Apocalypse Vega, Sängerin von Acht Eimer Hühnerherzen.

Getränke- und Merchandise-Verkauf am Freitagabend.
Getränke- und Merchandise-Verkauf am Freitagabend. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die meisten Gäste dürfte dies aber nicht weiter gestört haben. So schwärmt etwa Maria Azar, die für den dritten Act des Abends, den Wiener Musiker Salò, extra aus Mönchengladbach angereist war: „Die Location fühlt sich irgendwie sehr heimisch an, man fühlt sich hier einfach wohl“.

>> UNKOMMERZIELLER OFFENER TREFF MIT FINANZSORGEN

  • Aufgrund von Beschwerden einiger Anwohner enden die meisten Konzerte im Stapeltor schon um 22 Uhr. Neben Konzerten gibt es dort eine ganze Reihe anderer Veranstaltungen: Partys und Lesungen, Workshops und Podiumsgespräche, Kneipenabende und Brettspielevents mit Roskothen.
  • Das Soziokulturelle Zentrum Stapeltor wird vom Verein 47 e.V. getragen. Dessen finanzielle Unterstützung durch die Stadt ist seit jeher ein Streitpunkt im Rat.
  • Bei den Beratungen über den Kulturhaushalt Ende 2021 hatten Grüne und Linke beantragt, das Zentrum jährlich mit 240.000 Euro institutionell zu fördern – was SPD, CDU, JuDu, FDP und AfD ablehnten. SPD und CDU entschieden: Mehr als insgesamt 100.000 Euro für zwei Jahre gibt nicht.
Im Stapeltor ist für etwa 200 Konzertbesucher Platz.
Im Stapeltor ist für etwa 200 Konzertbesucher Platz. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND