Duisburg. Schülerinnen und Schüler von acht Schulen haben Ideen für ein sozialeres Duisburg entwickelt. Einige wären leicht umsetzbar, andere kompliziert.

An ihrem eigenen Einfluss auf das soziale Leben in ihrer Stadt haben 30 Duisburger Schülerinnen und Schüler aus acht weiterführenden Schulen in einem dreitägigen Workshop gearbeitet. Organisiert wurde „Your Turn – Du bist dran“ von Common Purpose, einer gemeinnützigen Organisation, die Menschen in Schule und Beruf motivieren will, sich für das Gemeinwohl zu engagieren.

In der Haniel-Akademie stellten die Jugendlichen der Klassen acht bis zehn zum guten Schluss eigene Projekte von ziemlich machbar bis ganz schön utopisch vor. Nominiert wurden die Teilnehmenden von ihren Schulen, weil sie dort durch soziales Engagement aufgefallen waren.

„Das können Streitschlichter sein, oder Ersthelferinnen, aber durchaus auch Schüler, die öfter auf ihre kleinen Geschwister aufpassen,“ erklärt die Programmdirektorin Hella Sinnhuber am Rande der Abschlusspräsentation.

Projekt in Duisburg: Acht Schulen dabei

Die Schüler aus den verschiedenen Schulen von der Gesamtschule Süd bis zum Abtei Gymnasium waren am Runden Tisch Marxloh und in der Jüdischen Gemeinde zu Gast. Sie haben mit Entscheidern gesprochen, Engagierte kennengelernt und neue Perspektiven eröffnet bekommen.

Common Purpose ist bestens vernetzt und den Jugendlichen standen unter anderen eine Filialdirektorin der Deutschen Bank, der Leiter des Fachbereichs politische Bildung der Volkshochschule und der Direktionsleiter der Gefahrenabwehr im Duisburger Polizeipräsidium Rede und Antwort. „Wo wirst du gebraucht?“, „Wie bewegen andere etwas?“, und „Wie kannst du Einfluss nehmen?“ stand als Überschrift über den mit Programm vollgepackten Tagen.

„Ich bin jetzt voll der nächste Greta Thunberg“, fasste ein Schüler sein aktuelles Motivationslevel zusammen. Der frische Tatendurst schlug sich in vier Projekten nieder, die von den Schülern erdacht und möglichst auch umgesetzt werden sollten.

Die geplanten Müllsammelaktionen der Gruppe „Duisburg räumt auf“ klang vage vertraut, weil es in dem Bereich schon viele Initiativen gibt, aber der Bedarf ist groß und die Umsetzung machbar. „Wann soll es losgehen?“, fragten anwesende Lehrkräfte aus dem Publikum nach. „Sobald wir einen Sponsor gefunden haben“, kam prompt die Antwort aus der Gruppe.

Ideen zu sozialer Nachhaltigkeit und Solarenergie

Theoretischer klang zunächst der Plan für eine neue Plattform über soziale Nachhaltigkeit. „Die Webseite, mit der wir Leute einladen wollen, über gleichgeschlechtliche Paare, Armut oder Feminismus zu diskutieren, kann ich in vierzehn Tagen fertig im Netz haben“, war die selbstbewusste Ansage eines der jungen Macher.

Da werden die Mitglieder der Gruppe „Solarenergie“ mehr Zeit brauchen, um ihr Projekt aus der Planungsphase in die Realität zu befördern. Sie präsentierten ihre Ideen dazu, ganz Duisburg mit Solarpaneelen auszustatten, um mehr Sonnenenergie nutzen zu können. Sie hatten unterschiedliche Finanzierungsbausteine recherchiert und auch viel Arbeit in die aufwändige Präsentation ihrer großen Idee gesteckt. Aber eine Lehrerin bezweifelte die Machbarkeit, da es im Moment auch bei Solarpaneelen zu Materialengpässen komme. Viele Privatleute rüsteten nach, weil sie die gestiegenen Gaspreise fürchten. „Ihr habt also ein wirklich brandaktuelles Thema aufgegriffen“, gab es auch Lob für die Gruppe mit dem großen Wurf.

Die Schüler im Publikum stellten fleißig Nachfragen.
Die Schüler im Publikum stellten fleißig Nachfragen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Eine Nummer kleiner hatten es die Teilnehmerinnen der Gruppe „Equal Comfort“. Sie haben vor die Schulklos ihrer Schulen verlässlich mit Tampons und Binden ausstatten, damit keine Schülerin mehr beim Toilettengang in eine peinliche Situation geraten kann. Eine solche hätte auch für Jonas Stiehle von der Lise-Meitner-Gesamtschule entstehen können, der das einzige männliche Mitglied der Gruppe war. „Findest du das unangenehm, mit so einem schambesetzten Thema an deiner Schule aktiv zu werden?“, kam die besorgte Frage aus dem Publikum. „Ich denke, Regelblutungen sind eine ganz natürliche Sache und man kann lernen, da auch offen drüber zu sprechen,“ sagte Jonas und verdient sich mit dieser souveränen Antwort einen Zwischenapplaus.

„Echt anstrengend, aber schön“, fanden die Schülerinnen den Workshop. „Wir haben vor allem gelernt, im Team zusammenzuarbeiten“, sagten sie. Und auch das Präsentieren von Publikum klappte mit etwas Übung schon sehr gut. „Eure Teilnehmerurkunden müsst ihr dazulegen, wenn ihr später Bewerbungen schreibt, da gucken Arbeitgeber gerne drauf“, erinnert Hella Sinnhuber die Gruppe noch einmal zum Abschied.

>>Das ist Common Purpose

  • Common Purpose (CP), also die gemeinsame Sache, wurde vor 30 Jahren in England gegründet und qualifiziert mit Seminaren und Workshops „Entscheider und Entscheiderinnen darin, neben und in ihrem Beruf zu „Bewegern*innen“ zu werden“ heißt es auf der Internetseite.
  • CP hat seit 2003 eine deutsche, gemeinnützige Abteilung mit acht Standorten in Berlin, Hamburg, Frankfurt, Dresden und im Rheinland und ist regelmäßig in Duisburg aktiv. Der aktuelle Workshop wurde über die Stiftung der europäischen BNP Paribas Bank gefördert.