Duisburg. Der Zensus 2022 ist gestartet. Erhebungsbeauftragte sind in Duisburg unterwegs, um etwa 32.000 Personen zu befragen. Diese Fragen gibt es.

Das muss wohl Karma sein. Als die Stadtverwaltung Ende April darüber informierte, dass es im Rahmen des „Zensus 2022“ auch Befragungen in Duisburg geben wird, da dachte ich noch: „Die armen Leute, die da mitmachen müssen.“ Der höhere Sinn dieser „kleinen Volkszählung“, wie sie oft genannt wird, hat sich mir zunächst nicht erschlossen.

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Ich sollte es herausfinden: Wie bestellt flatterte kurze Zeit später Post in den Briefkasten. „Wichtiger amtlicher Termin“, steht in dicken Buchstaben auf der Vorderseite des Umschlags. Darunter handschriftlich eingetragen der Name unseres Haushalts, ein Termin, der Name des Erhebungsbeauftragten und eine Telefonnummer für Rückfragen. Na super!

Zensus in Duisburg: Teilnahme ist verpflichtend

Dienstag, 24. Mai, 13 Uhr. Innerhalb der kommenden zwei Stunden soll Herr Meier, dessen Name an dieser Stelle geändert wurde, klingeln. Und das nicht nur bei uns: Ein Plausch mit den Nachbarn ergab, dass alle Parteien im Haus für die Zensus-Befragung ausgewählt wurden. Alle sollen sich zwischen 13 und 15 Uhr bereit halten. Seltsame Zeit für Arbeitnehmer, ist man sich hier einig. Wer zur genannten Zeit nicht da ist, kann den Termin zwar verschieben. Dank Homeoffice ist er für mich aber realisierbar.

Herr Meier ist einer von 220 Beauftragten in Duisburg, die sich ehrenamtlich für die Befragungen gemeldet haben und geschult wurden. Rund 32.000 Personen in Privathaushalten und Wohnheimen an zirka 5100 zufällig ausgewählten Adressen werden befragt, erklärt die Stadtverwaltung zudem. Die Befragung dauert nur wenige Minuten, kündigte ein beigelegtes Informationsschreiben an. Und: „Die Teilnahme an der Befragung ist verpflichtend“. Allgemeine Fragen zur Person und zum Haushalt soll es geben, anschließend müssen weitere Fragen in einem Online-Fragebogen beantwortet werden.

Der Zensus 2022 ist gestartet: In Duisburg sind 220 ehrenamtliche Erhebungsbeauftragte unterwegs, um rund 32.000 Bürgerinnen und Bürger zu befragen.
Der Zensus 2022 ist gestartet: In Duisburg sind 220 ehrenamtliche Erhebungsbeauftragte unterwegs, um rund 32.000 Bürgerinnen und Bürger zu befragen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Um 13.15 Uhr klingelt es. Herr Meier steht vor der Tür, hat seinen Zensus-Ausweis gut sichtbar um den Hals hängen. Mit einem freundlichen „Hallo“ stellt er sich vor und betritt nach Aufforderung die Wohnung. Ein Glas Wasser oder einen Kaffee schlägt er aus – ein Angebot, dass er bei den meisten Haushalten bekommt. Aus seiner Tasche zieht er einen Stapel Papier. Fragebögen, die er nun mit meinen Angaben ausfüllen muss. Wir leben zu zweit in dieser Wohnung, für die Befragung muss aber nur einer anwesend sein. Los geht’s!

Zensus-Befragung: Geburtsdatum und Staatsangehörigkeit

Herr Meier möchte unsere Geburtsdaten erfahren, unseren Familienstand, möchte wissen, ob dies der einzige Wohnsitz in Deutschland ist. Und: Die Staatsangehörigkeit muss er auch notieren. „Ich bin Deutscher“, antworte ich wahrheitsgemäß. Da mein Vater aber aus Italien kommt, bin ich für den italienischen Staat Italiener – auch ohne entsprechenden Ausweis. Irrelevant, klärt Herr Meier mich auf. Es zählt der Personalausweis.

Das war’s schon. „Die weiteren Fragen müssen Sie aus Datenschutzgründen ohne mich beantworten“, sagt er. Möglich ist das sowohl analog mit einem Papierfragebogen als auch online. Ich entscheide mich für Letzteres, bekomme von Herrn Meier einen versiegelten Umschlag mit den Zugangsdaten. Keine zehn Minuten später verlässt der Erhebungsbeauftragte die Wohnung. „Um 17 Uhr muss ich noch mal hier ins Haus. Einige haben den Termin verschoben.“

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Auf der Seite www.zensus2022.de kann ich eine Zugangsnummer und einen Aktivierungscode eingeben. Und: Neben „Deutsch“ kann ich aus zahlreichen anderen Sprachen auswählen, um die Fragen zu beantworten. Darunter Englisch und Türkisch. Anmeldung erfolgreich! Ein erstes Fenster kündigt an, dass die Befragung rund zehn bis 15 Minuten dauert, die Angaben soll ich auf meine „persönliche Situation am 15. Mai 2022“, also dem Start der Befragungen, beziehen. Verwunderlich: Zunächst beantworte ich Fragen, die ich bereits Herrn Meier beantwortet habe. Meine Anschrift, mein Geburtsdatum, meinen Familienstand.

Zensus 2022: Online-Fragebogen zu den Themen Bildung und Beruf

Ein paar Klicks weiter kommen Fragen zum Themenblock „Bildung“. Ob und wenn ja welchen Schulabschluss ich habe, möchte das Programm wissen, ob ich einen beruflichen oder einen Hochschulabschluss besitze. Und: Als was ich in der Woche vom 9. bis zum 15. Mai gearbeitet habe. Mit einem Klick auf „Angestellte/Angestellter“ soll ich meinem Beruf noch einer Branche zuordnen. Ich entscheide mich für „Information und Kommunikation“, das trifft es wohl am Besten. Meinen konkreten Beruf muss ich anschließend ebenfalls angeben, das System gibt bei einer Eingabe Vorschläge ab. Unter dem Stichwort „Redakteur“ öffnet sich eine erstaunlich lange Liste: Verlagsredakteur, Musikredakteur, Onlineredakteur, Bildredakteur und noch einige mehr. Gute Frage! Ein bisschen von allem. Die Wahl fällt schließlich auf schlicht „Redakteur“.

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Nach nicht mal zehn Minuten sind alle Fragen beantwortet. Mit einem Klick auf „Senden“ kann ich die Daten übermitteln, anschließend besteht die Möglichkeit, die Sendebestätigung sowie sämtliche Antworten als PDF-Datei herunterzuladen. Und wozu das Ganze? „Mit dieser statistischen Erhebung wird ermittelt, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und arbeiten. Viele Entscheidungen in Bund, Ländern und Gemeinden beruhen auf Bevölkerungs- und Wohnungszahlen“, erklärt Sebastian Hiedels als Sprecher der Stadtverwaltung.

Stadt Duisburg: Zensus 2022 soll aktuelle Daten liefern

Die Daten fließen primär aus den Verwaltungsregistern – die Mehrheit der Bevölkerung muss keine Auskunft leisten. Der Zensus diene als ergänzende Stichprobe. Hiedels: „Der Zensus 2022 soll wieder aktuelle Daten liefern. Durch den Zensus stehen verlässliche Einwohnerzahlen der Gemeinden, der Länder und der Bundesrepublik zur Verfügung. Die amtliche Einwohnerzahl ist eine wichtige Grundlage für zahlreiche rechtliche Regelungen.“ Darunter fällt zum Beispiel die Einteilung von Wahlkreisen und die Stimmverteilung im Bundesrat.

>>> ZENSUS 2022: DIE TEILNAHME IST VERPFLICHTEND

  • Wer für die Befragung zufällig ausgewählt wurde, ist verpflichtet teilzunehmen. Die Erhebungsbeauftragten kündigen ihren Termin an. „Sollte es den ausgewählten Personen nicht möglich sein, den angekündigten Termin wahrzunehmen, können auch abweichende individuelle Termine mit den Erhebungsbeauftragten vereinbart werden“, sagt Stadtsprecher Hiedels.
  • Sollte der Beauftragte beim ersten Termin niemanden antreffen, wird ein zweiter Terminvorschlag hinterlassen. „Wenn erneut niemand angetroffen wird und auch kein neuer Termin vereinbart worden ist, erfolgt eine Information an die Erhebungsstelle. Im Anschluss lässt die Erhebungsstelle dem entsprechenden Haushalt ein Erinnerungsschreiben zukommen, um einen Termin zu vereinbaren.“
  • Sollte auch hier keine Reaktion erfolgen, leitet die Stadt ein Mahnverfahren durch die Erhebungsstelle ein. Hiedels: „Aktuell wurde innerhalb des bisherigen Erhebungszeitraums noch kein Mahnverfahren eingeleitet.“ Weitere Informationen gibt es auf www.zensus2022.de