Duisburg. Nach Bekanntwerden des unanständigen Malllorca-Ausspähungsversuchs: Warum sich Sarah Philipp um ihre Entlastung kümmern sollte. Ein Kommentar.

Entscheidende Frage im „Duisburger Kapitel“ der „Mallorca-Affäre“ lauten: Wie genau ist der Versuch abgelaufen, die minderjährige Tochter der damaligen Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) auszuspionieren? Stimmt es, dass Sarah Philipp und die SPD-Spitze um Thomas Kutschaty von dieser unanständigen Suche nach Beweisen für potenziell wahlentscheidende Instinktlosigkeit von Regierungsmitgliedern nichts wussten? Was die Suche nach Antworten für Philipp noch brisanter macht: Die erste Kontaktanfrage an die 16-Jährige wurde von ihrem Instagram-Profil geschickt.

Philipp behauptet trotzdem, die Anfrage habe nicht sie gestellt – sondern ein studentischer Mitarbeiter ihres Büros. In ihrem Namen also. Ohne ihr Wissen. Mit seinem Telefon. Sie und Kutschaty versichern „arbeitsrechtliche Konsequenzen“ – die CDU wittert ein Bauernopfer.

Ausspähversuch in Mallorca-Affäre: Beweisführung wäre für Sarah Philipp (SPD) wichtig

Diese Erklärung eines Tabubruchs ist freilich jene, von der aktuell, kurz vor der Wahl, der geringste Schaden für Philipp und SPD zu erwarten ist. Es ist nachvollziehbar, dass die CDU diesen Erklärungsversuch der Grenzüberschreitung hinterfragt. („Für wie dumm hält sie uns?“, twitterte etwa der Europaabgeordnete Dennis Radtke.) Denn stutzig macht, dass ausgerechnet Sarah Philipp nicht gewusst haben will, wie ihr Instagram-Profil genutzt wird:

Die 38-Jährige ist als parlamentarische Geschäftsführerin so etwas wie die Managerin der SPD-Fraktion. Ist bei der Wahl die Nummer zwei auf der Landesliste der SPD direkt hinter Kutschaty. Die ehrgeizige Nachwuchshoffnung zählt zudem zu jenen in der SPD, die seit Mallorca-Gate am lautesten Druck auf Ministerpräsident Wüst machen.

Philipp Wahl kommentiert für die WAZ Duisburg die gescheiterte Ausspähung von Ex-Umweltministerin Ursula Heinen-Essers (CDU) Tochter auf Instagram durch einen Mitarbeiter der Duisburger Landtagsabgeordneten Sarah Philipp (SPD).
Philipp Wahl kommentiert für die WAZ Duisburg die gescheiterte Ausspähung von Ex-Umweltministerin Ursula Heinen-Essers (CDU) Tochter auf Instagram durch einen Mitarbeiter der Duisburger Landtagsabgeordneten Sarah Philipp (SPD). © Unbekannt | Unbekannt

Entlasten könnte sie der verantwortlich gemachte Student. Hätte er, etwa getrieben von falschem Ehrgeiz oder gedankenlos einen Alleingang gemacht, wäre dies ebenfalls plausibel – das weiß, wer Social Media und die Aufstiegsregeln in Parteien kennt.

Für Sarah Philipp wäre eine weitere Beweisführung wichtig, um nicht ihre Glaubwürdigkeit zu riskieren. Die des Politikbetriebs wurde durch Heinen-Esser eh schon weiter dramatisch ramponiert.

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